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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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Wassers auf die Fische statt, so ist der Sinn,
den diese dafür besitzen, nicht Geruchs-, son-
dern Geschmackssinn.

Vermuthlich sind alle Körper von einer
riechbaren Atmosphäre umgeben. Selbst Metalle
und Steine werden riechbar durch Reiben. Viele
Dinge, die für uns geruchlos sind, wirken auf
die Geruchsnerven der Thiere. Linne q) stellte
zahlreiche Versuche an, um auszumitteln, wel-
che Kräuter von den Ochsen, Ziegen, Schaafen,
Pferden und Schweinen gefressen werden und
welche von ihnen unberührt bleiben. Unter
den letztern sind sehr viele, die auf unsern
Geruchssinn gar keinen Eindruck machen. Die
Ziege unterscheidet sogar den einer Weintraube
anhängenden Hauch eines Menschen und wählt
unter einem Haufen Trauben, wovon einige
angehaucht sind, die unangehauchten r). Selbst
schon in weiter Entfernung wird die riechbare
Atmosphäre solcher Körper, die für uns wenig
oder gar keinen Ceruch haben, von manchen
Thieren empfunden. Das Reh wittert einen
Menschen schon auf dreyhundert Schritte s).

Ein
q) Amoenit. acad. Vol. II. p. 262.
r) Hanwood's System der vergl. Anat. und Physiol.
Uebers. von Wiedemann. S. 48.
s) Nat. Gesch. der in der Schweiz einheimischen Säug-
thiere, von Römer u. Schinz. S. 305.

Wassers auf die Fische statt, so ist der Sinn,
den diese dafür besitzen, nicht Geruchs-, son-
dern Geschmackssinn.

Vermuthlich sind alle Körper von einer
riechbaren Atmosphäre umgeben. Selbst Metalle
und Steine werden riechbar durch Reiben. Viele
Dinge, die für uns geruchlos sind, wirken auf
die Geruchsnerven der Thiere. Linné q) stellte
zahlreiche Versuche an, um auszumitteln, wel-
che Kräuter von den Ochsen, Ziegen, Schaafen,
Pferden und Schweinen gefressen werden und
welche von ihnen unberührt bleiben. Unter
den letztern sind sehr viele, die auf unsern
Geruchssinn gar keinen Eindruck machen. Die
Ziege unterscheidet sogar den einer Weintraube
anhängenden Hauch eines Menschen und wählt
unter einem Haufen Trauben, wovon einige
angehaucht sind, die unangehauchten r). Selbst
schon in weiter Entfernung wird die riechbare
Atmosphäre solcher Körper, die für uns wenig
oder gar keinen Ceruch haben, von manchen
Thieren empfunden. Das Reh wittert einen
Menschen schon auf dreyhundert Schritte s).

Ein
q) Amoenit. acad. Vol. II. p. 262.
r) Hanwood’s System der vergl. Anat. und Physiol.
Uebers. von Wiedemann. S. 48.
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thiere, von Römer u. Schinz. S. 305.
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[252/0270] Wassers auf die Fische statt, so ist der Sinn, den diese dafür besitzen, nicht Geruchs-, son- dern Geschmackssinn. Vermuthlich sind alle Körper von einer riechbaren Atmosphäre umgeben. Selbst Metalle und Steine werden riechbar durch Reiben. Viele Dinge, die für uns geruchlos sind, wirken auf die Geruchsnerven der Thiere. Linné q) stellte zahlreiche Versuche an, um auszumitteln, wel- che Kräuter von den Ochsen, Ziegen, Schaafen, Pferden und Schweinen gefressen werden und welche von ihnen unberührt bleiben. Unter den letztern sind sehr viele, die auf unsern Geruchssinn gar keinen Eindruck machen. Die Ziege unterscheidet sogar den einer Weintraube anhängenden Hauch eines Menschen und wählt unter einem Haufen Trauben, wovon einige angehaucht sind, die unangehauchten r). Selbst schon in weiter Entfernung wird die riechbare Atmosphäre solcher Körper, die für uns wenig oder gar keinen Ceruch haben, von manchen Thieren empfunden. Das Reh wittert einen Menschen schon auf dreyhundert Schritte s). Ein q) Amoenit. acad. Vol. II. p. 262. r) Hanwood’s System der vergl. Anat. und Physiol. Uebers. von Wiedemann. S. 48. s) Nat. Gesch. der in der Schweiz einheimischen Säug- thiere, von Römer u. Schinz. S. 305.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/270>, abgerufen am 24.04.2024.