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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822.

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Nach dieser Schilderung lässt sich eine
grosse Aehnlichkeit der Geruchswerkzeuge der
Fische mit den Respirationsorganen derselben
nicht verkennen. Jene haben, wie diese, einen
blättrigen Bau und einen grossen Reichthum an
Blutgefässen, und das Wasser wird durch jene,
wie durch die Kiemenhöhlen, aufgenommen
und wieder ausgeleert. Vermittelst der Kiemen
aber athmen die Fische nicht das Wasser,
sondern die im Wasser enthaltene Luft. Etwas
Aehnliches geschieht wahrscheinlich auch durch
die Nase dieser Thiere. Es giebt keinen Grund,
anzunehmen, dass es die im Wasser selber
aufgelösten Stoffe sind, wodurch die Riech-
nerven der Fische gereitzt werden. Ihre Nase
würde, wenn dies der Fall wäre, nicht Ge-
ruchs-, sondern Geschmacksorgan seyn, dann
aber nicht einen Bau haben, der zwar in man-
cher Rücksicht von der Bildung des Geruchs-
werkzeugs der höhern Thiere verschieden,
doch auch in andern dieser so ähnlich ist, dass
die Voraussetzung einer Verschiedenheit des
Elements der Gerüche bey den Fischen von
dem der luftathmenden Thiere keine Wahr-
scheinlichkeit hat.



Drittes

Nach dieser Schilderung läſst sich eine
groſse Aehnlichkeit der Geruchswerkzeuge der
Fische mit den Respirationsorganen derselben
nicht verkennen. Jene haben, wie diese, einen
blättrigen Bau und einen groſsen Reichthum an
Blutgefäſsen, und das Wasser wird durch jene,
wie durch die Kiemenhöhlen, aufgenommen
und wieder ausgeleert. Vermittelst der Kiemen
aber athmen die Fische nicht das Wasser,
sondern die im Wasser enthaltene Luft. Etwas
Aehnliches geschieht wahrscheinlich auch durch
die Nase dieser Thiere. Es giebt keinen Grund,
anzunehmen, daſs es die im Wasser selber
aufgelösten Stoffe sind, wodurch die Riech-
nerven der Fische gereitzt werden. Ihre Nase
würde, wenn dies der Fall wäre, nicht Ge-
ruchs-, sondern Geschmacksorgan seyn, dann
aber nicht einen Bau haben, der zwar in man-
cher Rücksicht von der Bildung des Geruchs-
werkzeugs der höhern Thiere verschieden,
doch auch in andern dieser so ähnlich ist, daſs
die Voraussetzung einer Verschiedenheit des
Elements der Gerüche bey den Fischen von
dem der luftathmenden Thiere keine Wahr-
scheinlichkeit hat.



Drittes
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[306/0324] Nach dieser Schilderung läſst sich eine groſse Aehnlichkeit der Geruchswerkzeuge der Fische mit den Respirationsorganen derselben nicht verkennen. Jene haben, wie diese, einen blättrigen Bau und einen groſsen Reichthum an Blutgefäſsen, und das Wasser wird durch jene, wie durch die Kiemenhöhlen, aufgenommen und wieder ausgeleert. Vermittelst der Kiemen aber athmen die Fische nicht das Wasser, sondern die im Wasser enthaltene Luft. Etwas Aehnliches geschieht wahrscheinlich auch durch die Nase dieser Thiere. Es giebt keinen Grund, anzunehmen, daſs es die im Wasser selber aufgelösten Stoffe sind, wodurch die Riech- nerven der Fische gereitzt werden. Ihre Nase würde, wenn dies der Fall wäre, nicht Ge- ruchs-, sondern Geschmacksorgan seyn, dann aber nicht einen Bau haben, der zwar in man- cher Rücksicht von der Bildung des Geruchs- werkzeugs der höhern Thiere verschieden, doch auch in andern dieser so ähnlich ist, daſs die Voraussetzung einer Verschiedenheit des Elements der Gerüche bey den Fischen von dem der luftathmenden Thiere keine Wahr- scheinlichkeit hat. Drittes

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/324>, abgerufen am 19.04.2024.