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Tuckermann, Peter: Ein Christliche Predigt/ Gethan zu Wolffenbüttel den 8. Septembris/ Als die Leich des ... Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrich Iulii, Postulirten Bischoffen zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg ... anhero gebracht/ und in der F. Schloß-Kirchen niedergesetzt. Wolfenbüttel, 1613.

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ben gehen lassen / darüber das Thal voll Jammers / Thränen / Winseln vnd Wehklagen der armen Kinder worden: Also lest Gott seine Kinder in dieser Welt vnd Pilgramschafft durchs Fewr der trübsal gehen / beym Syr. am 2. Vnd speiset sie mit Thränenbrot / vnd träncket sie mit grossem maß voll Thränen / im 80. Psal. Das die Welt von Thränen / Winseln vnd Wehklagen der Kinder Gottes gantz voll ist. Das hat bedacht Augustinus / vnnd derwegen geschrieben / Quid est diu vivere, nisi diu torqueri? Lang leben ist nicht anders als lang gequelet werden. Das hat bedacht der wilde Mann / der vom König Mida gefangen worden / vnd sol deßhalben gesagt haben: Optimum esse non nasci, aut natum quam citissime mori, Das beste sey nicht geboren werden / oder bald nach der geburt sterben. Das hat auch bedacht Heraclitus / davon man meldet / das er darumb jmmer geweinet / weil er gesehen / das die Welt so voll jammers vnd vnglücks were.

Diese Vrsach sol vns darzu dienen / das wenn Creutz vnd Noth in vnser Wallfarth vns zu handen kömpt / wie es sich täglich findet / wir vns nicht allzusehr drüber zu suchen machen / vngedültig werden / vnd murren / wie vnsere arth ist / sondern gedencken / weil vnser leben ein Pilgrimschafft vnd Wallfarth / so könne auch vnser zustand vnd gelegenheit hie nicht besser seyn / als anderer Pilger vnd Wallfarthsbrüder ist / vnd deßwegen vnsere Seele in gedult fassen / wie Christus vermant Luc. 21. Fasset ewer Seelen mit gedult.

ben gehen lassen / darüber das Thal voll Jammers / Thränen / Winseln vnd Wehklagen der armen Kinder worden: Also lest Gott seine Kinder in dieser Welt vnd Pilgramschafft durchs Fewr der trübsal gehen / beym Syr. am 2. Vnd speiset sie mit Thränenbrot / vnd träncket sie mit grossem maß voll Thränen / im 80. Psal. Das die Welt von Thränen / Winseln vnd Wehklagen der Kinder Gottes gantz voll ist. Das hat bedacht Augustinus / vnnd derwegen geschrieben / Quid est diu vivere, nisi diu torqueri? Lang leben ist nicht anders als lang gequelet werden. Das hat bedacht der wilde Mañ / der vom König Mida gefangen worden / vnd sol deßhalben gesagt haben: Optimum esse non nasci, aut natum quàm citissimè mori, Das beste sey nicht geboren werden / oder bald nach der geburt sterbẽ. Das hat auch bedacht Heraclitus / davon man meldet / das er darumb jm̃er geweinet / weil er gesehen / das die Welt so voll jam̃ers vnd vnglücks were.

Diese Vrsach sol vns darzu dienen / das wenn Creutz vnd Noth in vnser Wallfarth vns zu handen kömpt / wie es sich täglich findet / wir vns nicht allzusehr drüber zu suchen machen / vngedültig werden / vñ murren / wie vnsere arth ist / sondern gedencken / weil vnser leben ein Pilgrimschafft vnd Wallfarth / so könne auch vnser zustand vnd gelegenheit hie nicht besser seyn / als anderer Pilger vnd Wallfarthsbrüder ist / vnd deßwegen vnsere Seele in gedult fassen / wie Christus vermant Luc. 21. Fasset ewer Seelen mit gedult.

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[0015] ben gehen lassen / darüber das Thal voll Jammers / Thränen / Winseln vnd Wehklagen der armen Kinder worden: Also lest Gott seine Kinder in dieser Welt vnd Pilgramschafft durchs Fewr der trübsal gehen / beym Syr. am 2. Vnd speiset sie mit Thränenbrot / vnd träncket sie mit grossem maß voll Thränen / im 80. Psal. Das die Welt von Thränen / Winseln vnd Wehklagen der Kinder Gottes gantz voll ist. Das hat bedacht Augustinus / vnnd derwegen geschrieben / Quid est diu vivere, nisi diu torqueri? Lang leben ist nicht anders als lang gequelet werden. Das hat bedacht der wilde Mañ / der vom König Mida gefangen worden / vnd sol deßhalben gesagt haben: Optimum esse non nasci, aut natum quàm citissimè mori, Das beste sey nicht geboren werden / oder bald nach der geburt sterbẽ. Das hat auch bedacht Heraclitus / davon man meldet / das er darumb jm̃er geweinet / weil er gesehen / das die Welt so voll jam̃ers vnd vnglücks were. Diese Vrsach sol vns darzu dienen / das wenn Creutz vnd Noth in vnser Wallfarth vns zu handen kömpt / wie es sich täglich findet / wir vns nicht allzusehr drüber zu suchen machen / vngedültig werden / vñ murren / wie vnsere arth ist / sondern gedencken / weil vnser leben ein Pilgrimschafft vnd Wallfarth / so könne auch vnser zustand vnd gelegenheit hie nicht besser seyn / als anderer Pilger vnd Wallfarthsbrüder ist / vnd deßwegen vnsere Seele in gedult fassen / wie Christus vermant Luc. 21. Fasset ewer Seelen mit gedult.

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Zitationshilfe: Tuckermann, Peter: Ein Christliche Predigt/ Gethan zu Wolffenbüttel den 8. Septembris/ Als die Leich des ... Fürsten und Herrn/ Herrn Heinrich Iulii, Postulirten Bischoffen zu Halberstadt/ und Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg ... anhero gebracht/ und in der F. Schloß-Kirchen niedergesetzt. Wolfenbüttel, 1613, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tuckermann_predigt_1613/15>, abgerufen am 27.04.2024.