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Tuckermann, Peter: Eine Predigt Vom Cananeischen Weiblein Dom. Reminiscere. Zu Harst gethan. Wolfenbüttel, 1619.

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machen / ist auch im Gebet eben vmb viel Wort nicht zu thun / doch zeiget sie gleichwol jhres Hertzen meinung an / jhr begehr sey / daß jhr Christus helffe / vnd aus der grossen Angst vnd Not / darinnen sie stecke / errette. Also wenn GOtt schon zu vns vom Himmel hervnter rieffe / ich bin deinenthalben nicht kommen / wie Christus hie sagt / er sey des Weibs halben nicht kommen / so sollen wir gleichwol nicht ablassen / sondern für GOtt niederfallen / vns für jhm demütigen / vnd nicht von jhm ablassen / biß vns geholffen vnd wir Selig werden. Darauff schilt sie nu Christus für ein Hund vnd spricht: Es ist nicht fein / daß man den Kindern das Brot neme vnd werffe es für die Hunde. Christus wil so viel sagen / die Juden sein GOttes Kinder / die Heyden aber Hunde / wie sich nu nicht geziemet / daß man das Brot / daß den Kindern gehöret / den Hunden gebe / vnd die Kinder lasse hungern vnd darben / so gebürt sichs auch nicht / daß ich den Juden denn Kindern GOttes meine Wunderwerck vnd Hülffe / jhr Brot neme / vnd sie euch Heyden vnd Hunden wiederfahren lasse. Das ist nu abermahl eine vber die masse schwere Anfechtung / daß das arme Weib hette mögen gedencken / wenn man mich wie einen Hund mit Peitzschen wil abspeisen / so ists zeit / daß ich mich packe vnd aus dem Staube mache. Aber solche gedancken hat sie nicht / sondern sie antwortet Christo / ja HErr / ich bekenne daß ich ein Hund bin / vnd nicht werth / daß du mich mit den Kindern Israel an denn Tisch setzest vnd michspeisest: Es essen aber die Hündlein von den Brosamen / die von jhrer Herren Tische fallen: Bin ich ein Hund / lieber HErr JEsu Christe / ist jhre meinung / so laß mir doch Hundgnade wieder fahren / mehr bitte vnd begehre ich nicht: Man gönnet ja den Hunden / daß sie vnterm Tisch stehen vnd auffwarten / vnd wenn ein Brosamlein oder Bröcklein hinvnterfelt / daß sie das auffsamlen / vnd es jhnen zum besten komme / also lieber HErr Christe gönne mir doch nur ein Brottsamlein / ein Krümlein deiner Gnade vnd Hülffe / so wil ich gern

machen / ist auch im Gebet eben vmb viel Wort nicht zu thun / doch zeiget sie gleichwol jhres Hertzen meinung an / jhr begehr sey / daß jhr Christus helffe / vnd aus der grossen Angst vnd Not / darinnen sie stecke / errette. Also wenn GOtt schon zu vns vom Himmel hervnter rieffe / ich bin deinenthalben nicht kommen / wie Christus hie sagt / er sey des Weibs halben nicht kommen / so sollen wir gleichwol nicht ablassen / sondern für GOtt niederfallen / vns für jhm demütigen / vnd nicht von jhm ablassen / biß vns geholffen vnd wir Selig werden. Darauff schilt sie nu Christus für ein Hund vnd spricht: Es ist nicht fein / daß man den Kindern das Brot neme vnd werffe es für die Hunde. Christus wil so viel sagen / die Juden sein GOttes Kinder / die Heyden aber Hunde / wie sich nu nicht geziemet / daß man das Brot / daß den Kindern gehöret / den Hunden gebe / vñ die Kinder lasse hungern vnd darben / so gebürt sichs auch nicht / daß ich den Juden denn Kindern GOttes meine Wunderwerck vnd Hülffe / jhr Brot neme / vnd sie euch Heyden vnd Hunden wiederfahren lasse. Das ist nu abermahl eine vber die masse schwere Anfechtung / daß das arme Weib hette mögen gedencken / wenn man mich wie einen Hund mit Peitzschen wil abspeisen / so ists zeit / daß ich mich packe vnd aus dem Staube mache. Aber solche gedancken hat sie nicht / sondern sie antwortet Christo / ja HErr / ich bekenne daß ich ein Hund bin / vnd nicht werth / daß du mich mit den Kindern Israel an denn Tisch setzest vnd michspeisest: Es essen aber die Hündlein von den Brosamen / die von jhrer Herren Tische fallen: Bin ich ein Hund / lieber HErr JEsu Christe / ist jhre meinung / so laß mir doch Hundgnade wieder fahren / mehr bitte vnd begehre ich nicht: Man gönnet ja den Hunden / daß sie vnterm Tisch stehen vnd auffwarten / vnd wenn ein Brosamlein oder Bröcklein hinvnterfelt / daß sie das auffsamlen / vnd es jhnen zum bestẽ komme / also lieber HErr Christe gönne mir doch nur ein Brottsamlein / ein Krümlein deiner Gnade vnd Hülffe / so wil ich gern

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           im Gebet eben vmb viel Wort nicht zu thun / doch zeiget sie gleichwol jhres Hertzen
           meinung an / jhr begehr sey / daß jhr Christus helffe / vnd aus der grossen Angst vnd Not
           / darinnen sie stecke / errette. Also wenn GOtt schon zu vns vom Himmel hervnter rieffe /
           ich bin deinenthalben nicht kommen / wie Christus hie sagt / er sey des Weibs halben nicht
           kommen / so sollen wir gleichwol nicht ablassen / sondern für GOtt niederfallen / vns für
           jhm demütigen / vnd nicht von jhm ablassen / biß vns geholffen vnd wir Selig werden.
           Darauff schilt sie nu Christus für ein Hund vnd spricht: Es ist nicht fein / daß man den
           Kindern das Brot neme vnd werffe es für die Hunde. Christus wil so viel sagen / die Juden
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           lasse. Das ist nu abermahl eine vber die masse schwere Anfechtung / daß das arme Weib
           hette mögen gedencken / wenn man mich wie einen Hund mit Peitzschen wil abspeisen / so
           ists zeit / daß ich mich packe vnd aus dem Staube mache. Aber solche gedancken hat sie
           nicht / sondern sie antwortet Christo / ja HErr / ich bekenne daß ich ein Hund bin / vnd
           nicht werth / daß du mich mit den Kindern Israel an denn Tisch setzest vnd michspeisest:
           Es essen aber die Hündlein von den Brosamen / die von jhrer Herren Tische fallen: Bin ich
           ein Hund / lieber HErr JEsu Christe / ist jhre meinung / so laß mir doch Hundgnade wieder
           fahren / mehr bitte vnd begehre ich nicht: Man gönnet ja den Hunden / daß sie vnterm Tisch
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[0025] machen / ist auch im Gebet eben vmb viel Wort nicht zu thun / doch zeiget sie gleichwol jhres Hertzen meinung an / jhr begehr sey / daß jhr Christus helffe / vnd aus der grossen Angst vnd Not / darinnen sie stecke / errette. Also wenn GOtt schon zu vns vom Himmel hervnter rieffe / ich bin deinenthalben nicht kommen / wie Christus hie sagt / er sey des Weibs halben nicht kommen / so sollen wir gleichwol nicht ablassen / sondern für GOtt niederfallen / vns für jhm demütigen / vnd nicht von jhm ablassen / biß vns geholffen vnd wir Selig werden. Darauff schilt sie nu Christus für ein Hund vnd spricht: Es ist nicht fein / daß man den Kindern das Brot neme vnd werffe es für die Hunde. Christus wil so viel sagen / die Juden sein GOttes Kinder / die Heyden aber Hunde / wie sich nu nicht geziemet / daß man das Brot / daß den Kindern gehöret / den Hunden gebe / vñ die Kinder lasse hungern vnd darben / so gebürt sichs auch nicht / daß ich den Juden denn Kindern GOttes meine Wunderwerck vnd Hülffe / jhr Brot neme / vnd sie euch Heyden vnd Hunden wiederfahren lasse. Das ist nu abermahl eine vber die masse schwere Anfechtung / daß das arme Weib hette mögen gedencken / wenn man mich wie einen Hund mit Peitzschen wil abspeisen / so ists zeit / daß ich mich packe vnd aus dem Staube mache. Aber solche gedancken hat sie nicht / sondern sie antwortet Christo / ja HErr / ich bekenne daß ich ein Hund bin / vnd nicht werth / daß du mich mit den Kindern Israel an denn Tisch setzest vnd michspeisest: Es essen aber die Hündlein von den Brosamen / die von jhrer Herren Tische fallen: Bin ich ein Hund / lieber HErr JEsu Christe / ist jhre meinung / so laß mir doch Hundgnade wieder fahren / mehr bitte vnd begehre ich nicht: Man gönnet ja den Hunden / daß sie vnterm Tisch stehen vnd auffwarten / vnd wenn ein Brosamlein oder Bröcklein hinvnterfelt / daß sie das auffsamlen / vnd es jhnen zum bestẽ komme / also lieber HErr Christe gönne mir doch nur ein Brottsamlein / ein Krümlein deiner Gnade vnd Hülffe / so wil ich gern

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

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Zitationshilfe: Tuckermann, Peter: Eine Predigt Vom Cananeischen Weiblein Dom. Reminiscere. Zu Harst gethan. Wolfenbüttel, 1619, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tuckermann_predigt_1619/25>, abgerufen am 29.03.2024.