Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
Das VII. Capitul
Du machst dir selbst viel Angst und Noth
Dein Hertz fällt hin, du ruffst den Tod.

Eben dieses ist auch im Lateinischen zu beobachten.
Demnach klingen folgende zwey Verse, deren Wörter
39916800. können versetzet werden, gar garstig:

Lex, Grex, Rex, Res, Spes, Jus, Thus, Sal, Sol, (bona) Lux,
Laus.
Mars, Mors, Sors, Fraus, Fex, Styx, Mox, Crux, Pus (mala)
Vis, Lis.
VI. Man muß nicht viel Wörter zusammen setzen,
welche sich alle mit einerley Buchstaben anfan-
gen. z. e. Herr höre her, hier hat Hertz, Hand
und Mund gebetet.
Man muß auch nicht
solche Wörter lassen zusammen kommen, deren
vorhergehends sich eben mit der Sylbe endiget,
mit welcher sich das folgende anfänget. z. e.
Jch habe bekommen. Er sage geschwinde.
VII. Die Epitheta müssen sich wohl zu vorhabenden
Materie schicken. z. e.

Dieses ist nicht accurat:

Es hat der weise GOtt den reichen Mann veracht't,
Hingegen Lazarum in seinen Schoos gebracht.

Dieses ist besser:

Du hast, gerechter GOtt, den reichen Mann veracht't
Hingegen Lazarum in deinen Schoos gebracht.
Die Epitheta Composita haben einen guten Nach-
druck. z. e.
Es muß der Türcken-Heer, bey Zenta hefftig klagen,
Der Blutgefärbte Fluß wird davon reichlich sagen.

Jngleichen:

Der zuckersüsse Mund der Jungfern locket an,
So, daß auch Jupiter sich nicht enthalten kan.
VIII. Di
Das VII. Capitul
Du machſt dir ſelbſt viel Angſt und Noth
Dein Hertz faͤllt hin, du ruffſt den Tod.

Eben dieſes iſt auch im Lateiniſchen zu beobachten.
Demnach klingen folgende zwey Verſe, deren Woͤrter
39916800. koͤnnen verſetzet werden, gar garſtig:

Lex, Grex, Rex, Res, Spes, Jus, Thus, Sal, Sol, (bona) Lux,
Laus.
Mars, Mors, Sors, Fraus, Fex, Styx, Mox, Crux, Pus (mala)
Vis, Lis.
VI. Man muß nicht viel Woͤrter zuſammen ſetzen,
welche ſich alle mit einerley Buchſtaben anfan-
gen. z. e. Herr hoͤre her, hier hat Hertz, Hand
und Mund gebetet.
Man muß auch nicht
ſolche Woͤrter laſſen zuſammen kommen, deren
vorhergehends ſich eben mit der Sylbe endiget,
mit welcher ſich das folgende anfaͤnget. z. e.
Jch habe bekommen. Er ſage geſchwinde.
VII. Die Epitheta muͤſſen ſich wohl zu vorhabenden
Materie ſchicken. z. e.

Dieſes iſt nicht accurat:

Es hat der weiſe GOtt den reichen Mann veracht’t,
Hingegen Lazarum in ſeinen Schoos gebracht.

Dieſes iſt beſſer:

Du haſt, gerechter GOtt, den reichen Mann veracht’t
Hingegen Lazarum in deinen Schoos gebracht.
Die Epitheta Compoſita haben einen guten Nach-
druck. z. e.
Es muß der Tuͤrcken-Heer, bey Zenta hefftig klagen,
Der Blutgefaͤrbte Fluß wird davon reichlich ſagen.

Jngleichen:

Der zuckerſuͤſſe Mund der Jungfern locket an,
So, daß auch Jupiter ſich nicht enthalten kan.
VIII. Di
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0134" n="130"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VII.</hi> Capitul</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Du mach&#x017F;t dir &#x017F;elb&#x017F;t viel Ang&#x017F;t und Noth</l><lb/>
            <l>Dein Hertz fa&#x0364;llt hin, du ruff&#x017F;t den Tod.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Eben die&#x017F;es i&#x017F;t auch im Lateini&#x017F;chen zu beobachten.<lb/>
Demnach klingen folgende zwey Ver&#x017F;e, deren Wo&#x0364;rter<lb/>
39916800. ko&#x0364;nnen ver&#x017F;etzet werden, gar gar&#x017F;tig:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lex, Grex, Rex, Res, Spes, Jus, Thus, Sal, Sol,</hi> (bona) <hi rendition="#i">Lux,</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#et">Laus.</hi> </hi> </hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i"><hi rendition="#et">Mars, Mors, Sors, Fraus, Fex, Styx, Mox</hi>, <hi rendition="#i">Crux, Pus</hi> (<hi rendition="#i">mala</hi>)</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#i">Vis, Lis.</hi> </hi> </hi> </l>
          </lg><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">VI.</hi> Man muß nicht viel Wo&#x0364;rter zu&#x017F;ammen &#x017F;etzen,<lb/>
welche &#x017F;ich alle mit einerley Buch&#x017F;taben anfan-<lb/>
gen. z. e. <hi rendition="#fr">Herr ho&#x0364;re her, hier hat Hertz, Hand<lb/>
und Mund gebetet.</hi> Man muß auch nicht<lb/>
&#x017F;olche Wo&#x0364;rter la&#x017F;&#x017F;en zu&#x017F;ammen kommen, deren<lb/>
vorhergehends &#x017F;ich eben mit der Sylbe endiget,<lb/>
mit welcher &#x017F;ich das folgende anfa&#x0364;nget. z. e.<lb/>
Jch habe bekommen. Er &#x017F;age ge&#x017F;chwinde.</item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">VII.</hi> Die <hi rendition="#aq">Epitheta</hi> mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich wohl zu vorhabenden<lb/>
Materie &#x017F;chicken. z. e.</item>
          </list><lb/>
          <p>Die&#x017F;es i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">accurat:</hi></p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Es hat der wei&#x017F;e GOtt den reichen Mann veracht&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Hingegen <hi rendition="#aq">Lazarum</hi> in &#x017F;einen Schoos gebracht.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Die&#x017F;es i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Du ha&#x017F;t, <hi rendition="#fr">gerechter</hi> GOtt, den reichen Mann veracht&#x2019;t</l><lb/>
            <l>Hingegen <hi rendition="#aq">Lazarum</hi> in deinen Schoos gebracht.</l>
          </lg><lb/>
          <list>
            <item>Die <hi rendition="#aq">Epitheta Compo&#x017F;ita</hi> haben einen guten Nach-<lb/>
druck. z. e.</item>
          </list><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Es muß der Tu&#x0364;rcken-Heer, bey Zenta hefftig klagen,</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">Blutgefa&#x0364;rbte</hi> Fluß wird davon reichlich &#x017F;agen.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Jngleichen:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der <hi rendition="#fr">zucker&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</hi> Mund der Jungfern locket an,</l><lb/>
            <l>So, daß auch Jupiter &#x017F;ich nicht enthalten kan.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Di</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0134] Das VII. Capitul Du machſt dir ſelbſt viel Angſt und Noth Dein Hertz faͤllt hin, du ruffſt den Tod. Eben dieſes iſt auch im Lateiniſchen zu beobachten. Demnach klingen folgende zwey Verſe, deren Woͤrter 39916800. koͤnnen verſetzet werden, gar garſtig: Lex, Grex, Rex, Res, Spes, Jus, Thus, Sal, Sol, (bona) Lux, Laus. Mars, Mors, Sors, Fraus, Fex, Styx, Mox, Crux, Pus (mala) Vis, Lis. VI. Man muß nicht viel Woͤrter zuſammen ſetzen, welche ſich alle mit einerley Buchſtaben anfan- gen. z. e. Herr hoͤre her, hier hat Hertz, Hand und Mund gebetet. Man muß auch nicht ſolche Woͤrter laſſen zuſammen kommen, deren vorhergehends ſich eben mit der Sylbe endiget, mit welcher ſich das folgende anfaͤnget. z. e. Jch habe bekommen. Er ſage geſchwinde. VII. Die Epitheta muͤſſen ſich wohl zu vorhabenden Materie ſchicken. z. e. Dieſes iſt nicht accurat: Es hat der weiſe GOtt den reichen Mann veracht’t, Hingegen Lazarum in ſeinen Schoos gebracht. Dieſes iſt beſſer: Du haſt, gerechter GOtt, den reichen Mann veracht’t Hingegen Lazarum in deinen Schoos gebracht. Die Epitheta Compoſita haben einen guten Nach- druck. z. e. Es muß der Tuͤrcken-Heer, bey Zenta hefftig klagen, Der Blutgefaͤrbte Fluß wird davon reichlich ſagen. Jngleichen: Der zuckerſuͤſſe Mund der Jungfern locket an, So, daß auch Jupiter ſich nicht enthalten kan. VIII. Di

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/134
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/134>, abgerufen am 23.04.2024.