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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von den Reimen.
Es halffen vor diesen die ehrlichen Schweden
Den teutschen Bedrängten aus äussersten Nöthen.

B. und P. klinget in mancher Ohren auf einerley
Art. z. e.

Scht doch die kleinen Buben
Wie sie die hellen Schupen
Der Fische zu sich ziehn,
Seht wie sie sich bemühn.

G. und Ch. muß sich bey etlichen wohl reimen. z. e.

Jch meide solchen Fluch,
Den deine Zunge trug,
Und will vielmehr den Segen
Auf meinen Nächsten legen

S. und ß. hat bey einigen einerley Thon. z. e.

Was schmecken dir vor Speisen,
Du kanst den Stahl zerbeißen,
Dein Magen ist von Stein,
Du must ein Riese seyn.

Wer nun in solchen unterschiedenen Aussprachen
nicht verstossen will, der muß sehen, was er vor ein
Landsmann sey, und wie man in seinem Lande die
Worte ausspreche; ingleichen muß er bedencken, wel-
cher Nation er mit seinen Versen am meisten gefallen
wolle, denn nach derselben Mund-Art muß er sich
richten. Absonderlich aber muß einer darauf Achtung
geben, was am reinesten klinget, und am gelehrtesten
aussiehet.

7. Sind aber auch diejenigen Reime zu billi-
gen, welche etlicher massen einerley Klang ha-
hen, ob sie gleich nicht aus einerley Buch-
staben bestehen?
Diese
B
von den Reimen.
Es halffen vor dieſen die ehrlichen Schweden
Den teutſchen Bedraͤngten aus aͤuſſerſten Noͤthen.

B. und P. klinget in mancher Ohren auf einerley
Art. z. e.

Scht doch die kleinen Buben
Wie ſie die hellen Schupen
Der Fiſche zu ſich ziehn,
Seht wie ſie ſich bemuͤhn.

G. und Ch. muß ſich bey etlichen wohl reimen. z. e.

Jch meide ſolchen Fluch,
Den deine Zunge trug,
Und will vielmehr den Segen
Auf meinen Naͤchſten legen

S. und ß. hat bey einigen einerley Thon. z. e.

Was ſchmecken dir vor Speiſen,
Du kanſt den Stahl zerbeißen,
Dein Magen iſt von Stein,
Du muſt ein Rieſe ſeyn.

Wer nun in ſolchen unterſchiedenen Ausſprachen
nicht verſtoſſen will, der muß ſehen, was er vor ein
Landsmann ſey, und wie man in ſeinem Lande die
Worte ausſpreche; ingleichen muß er bedencken, wel-
cher Nation er mit ſeinen Verſen am meiſten gefallen
wolle, denn nach derſelben Mund-Art muß er ſich
richten. Abſonderlich aber muß einer darauf Achtung
geben, was am reineſten klinget, und am gelehrteſten
ausſiehet.

7. Sind aber auch diejenigen Reime zu billi-
gen, welche etlicher maſſen einerley Klang ha-
hen, ob ſie gleich nicht aus einerley Buch-
ſtaben beſtehen?
Dieſe
B
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[15/0019] von den Reimen. Es halffen vor dieſen die ehrlichen Schweden Den teutſchen Bedraͤngten aus aͤuſſerſten Noͤthen. B. und P. klinget in mancher Ohren auf einerley Art. z. e. Scht doch die kleinen Buben Wie ſie die hellen Schupen Der Fiſche zu ſich ziehn, Seht wie ſie ſich bemuͤhn. G. und Ch. muß ſich bey etlichen wohl reimen. z. e. Jch meide ſolchen Fluch, Den deine Zunge trug, Und will vielmehr den Segen Auf meinen Naͤchſten legen S. und ß. hat bey einigen einerley Thon. z. e. Was ſchmecken dir vor Speiſen, Du kanſt den Stahl zerbeißen, Dein Magen iſt von Stein, Du muſt ein Rieſe ſeyn. Wer nun in ſolchen unterſchiedenen Ausſprachen nicht verſtoſſen will, der muß ſehen, was er vor ein Landsmann ſey, und wie man in ſeinem Lande die Worte ausſpreche; ingleichen muß er bedencken, wel- cher Nation er mit ſeinen Verſen am meiſten gefallen wolle, denn nach derſelben Mund-Art muß er ſich richten. Abſonderlich aber muß einer darauf Achtung geben, was am reineſten klinget, und am gelehrteſten ausſiehet. 7. Sind aber auch diejenigen Reime zu billi- gen, welche etlicher maſſen einerley Klang ha- hen, ob ſie gleich nicht aus einerley Buch- ſtaben beſtehen? Dieſe B

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/19>, abgerufen am 28.03.2024.