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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von den Reimen.
Du straffst das böse Volck, so lang es Sünde liebet,
Bist aber voller Gunst, wenn's gute Worte giebet.
Vergieb die Missethat, dein Geist wird uns regieren,
Und künfftig allezeit auf deinen Wegen führen.
Erhöre das Gebeth; Gieb warme Sonneu-Blicke,
Damit man sich vergnügt zu einer Erndte schicke.
Der Wunsch ist schon erhört; Der Himmel will sich freuen,
Die Sonne wird auf uns viel warme Funcken streuen:
Dir sey davor gedanckt; Wir freuen uns von Hertzen,
Und wollen deine Gunst nicht wiederum verschertzen.
10. Schickt sichs denn auch, daß man lauter
männliche Reime in einem gantzen
Carmine anwende?

Es schickt sich dieses allerdinges, und klingen solche
Verse weit lieblicher, als die, so aus lauter weiblichen
Reimen bestehen. Siehe im Musen-Cabinet p. 24.
961. 1115. & 1267. Als vor wenig Jahren die Damen
in Franckreich anfiengen auf Eseln zu reiten, hatte ich
diese Poetische Gedancken darüber:

Das munt're Franckreich hat viel Moden ausgedacht,
Und solche weit und breit mit Nutzen angebracht,
Wie mancher Spanier will ein Frantzose seyn,
Jn Holl- und Engelland trifft dieses gleichfalls ein.
Die Teutschen nennen fast nicht mehr ihr Vaterland,
Denn was nach Franckreich schmeckt, ist ihnen nur bekandt;
Der Schwed' und Däne will auch nicht entfernet stehn,
Der Welsche wird mit Lust zu dieser Svite gehn.
Von andern sag ich nichts: Es wird noch gar geschehn,
Man wird in kurtzer Zeit nichts als Frantzosen sehn;
Ein kluger mercket schon die grosse Sclaverey,
Und klagt, daß alle Welt so sehr verblendet sey.
Zu
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von den Reimen.
Du ſtraffſt das boͤſe Volck, ſo lang es Suͤnde liebet,
Biſt aber voller Gunſt, wenn’s gute Worte giebet.
Vergieb die Miſſethat, dein Geiſt wird uns regieren,
Und kuͤnfftig allezeit auf deinen Wegen fuͤhren.
Erhoͤre das Gebeth; Gieb warme Sonneu-Blicke,
Damit man ſich vergnuͤgt zu einer Erndte ſchicke.
Der Wunſch iſt ſchon erhoͤrt; Der Himmel will ſich freuen,
Die Sonne wird auf uns viel warme Funcken ſtreuen:
Dir ſey davor gedanckt; Wir freuen uns von Hertzen,
Und wollen deine Gunſt nicht wiederum verſchertzen.
10. Schickt ſichs denn auch, daß man lauter
maͤnnliche Reime in einem gantzen
Carmine anwende?

Es ſchickt ſich dieſes allerdinges, und klingen ſolche
Verſe weit lieblicher, als die, ſo aus lauter weiblichen
Reimen beſtehen. Siehe im Muſen-Cabinet p. 24.
961. 1115. & 1267. Als vor wenig Jahren die Damen
in Franckreich anfiengen auf Eſeln zu reiten, hatte ich
dieſe Poêtiſche Gedancken daruͤber:

Das munt’re Franckreich hat viel Moden ausgedacht,
Und ſolche weit und breit mit Nutzen angebracht,
Wie mancher Spanier will ein Frantzoſe ſeyn,
Jn Holl- und Engelland trifft dieſes gleichfalls ein.
Die Teutſchen nennen faſt nicht mehr ihr Vaterland,
Denn was nach Franckreich ſchmeckt, iſt ihnen nur bekandt;
Der Schwed’ und Daͤne will auch nicht entfernet ſtehn,
Der Welſche wird mit Luſt zu dieſer Svite gehn.
Von andern ſag ich nichts: Es wird noch gar geſchehn,
Man wird in kurtzer Zeit nichts als Frantzoſen ſehn;
Ein kluger mercket ſchon die groſſe Sclaverey,
Und klagt, daß alle Welt ſo ſehr verblendet ſey.
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[19/0023] von den Reimen. Du ſtraffſt das boͤſe Volck, ſo lang es Suͤnde liebet, Biſt aber voller Gunſt, wenn’s gute Worte giebet. Vergieb die Miſſethat, dein Geiſt wird uns regieren, Und kuͤnfftig allezeit auf deinen Wegen fuͤhren. Erhoͤre das Gebeth; Gieb warme Sonneu-Blicke, Damit man ſich vergnuͤgt zu einer Erndte ſchicke. Der Wunſch iſt ſchon erhoͤrt; Der Himmel will ſich freuen, Die Sonne wird auf uns viel warme Funcken ſtreuen: Dir ſey davor gedanckt; Wir freuen uns von Hertzen, Und wollen deine Gunſt nicht wiederum verſchertzen. 10. Schickt ſichs denn auch, daß man lauter maͤnnliche Reime in einem gantzen Carmine anwende? Es ſchickt ſich dieſes allerdinges, und klingen ſolche Verſe weit lieblicher, als die, ſo aus lauter weiblichen Reimen beſtehen. Siehe im Muſen-Cabinet p. 24. 961. 1115. & 1267. Als vor wenig Jahren die Damen in Franckreich anfiengen auf Eſeln zu reiten, hatte ich dieſe Poêtiſche Gedancken daruͤber: Das munt’re Franckreich hat viel Moden ausgedacht, Und ſolche weit und breit mit Nutzen angebracht, Wie mancher Spanier will ein Frantzoſe ſeyn, Jn Holl- und Engelland trifft dieſes gleichfalls ein. Die Teutſchen nennen faſt nicht mehr ihr Vaterland, Denn was nach Franckreich ſchmeckt, iſt ihnen nur bekandt; Der Schwed’ und Daͤne will auch nicht entfernet ſtehn, Der Welſche wird mit Luſt zu dieſer Svite gehn. Von andern ſag ich nichts: Es wird noch gar geſchehn, Man wird in kurtzer Zeit nichts als Frantzoſen ſehn; Ein kluger mercket ſchon die groſſe Sclaverey, Und klagt, daß alle Welt ſo ſehr verblendet ſey. Zu B 3

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/23>, abgerufen am 11.12.2024.