Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Generibus der Verse.
Worten zum Grunde setzen. Nun sind die vornehm-
sten Pedes dreyerley, als da ist:

I. Jambus, oder ein steigender Pes, wenn der Accent
auf der andern Sylbe ist. z. e. Beliebt, ver-
wahrt, erzürnt.
II. Trochaeus, oder ein fallender Pes, wenn der Thon
auf der ersten Sylbe stehet. z. e. Geben, loben,
haben.
III. Dactylus, oder ein rollender Pes, wenn der
Thon zwar, wie bey dem Trochaeo auf der
ersten Sylbe lieget, auf dieselbe aber zwey
kurtze Sylben folgen. z. e. Lieblicher,
nimmermehr, immerdar.
Was ein jed-
wedes Wort vor einen Pedem abgebe, das
wird einem das gute Gehöre zeigen. Aus die-
sen Pedibus entstehen die drey vornehmsten Ge-
nera,
als das Jambische, Trochaische, und Da-
ctyli
sche.
3. Was ist denn das Jambische Genus?

Dieses Genus schicket sich am besten zu ernsthaff-
ten Sachen, und bestehet darinn, wenn sich die
Verse mit einem Jambo anfangen, und ausser den
Abschnitten lauter Jambos in sich halten. z. e. Uber
das:
Ex libro doctus rusticus esse potest.

Wird der gelehrt genennt, der hurtig lesen kan,
So trifft man diesen Schmuck auch bey dem Bauer an.

Und dergleichen Jambische Verse steigen von zwey

Sylben
C 5

von den Generibus der Verſe.
Worten zum Grunde ſetzen. Nun ſind die vornehm-
ſten Pedes dreyerley, als da iſt:

I. Jambus, oder ein ſteigender Pes, wenn der Accent
auf der andern Sylbe iſt. z. e. Beliebt, ver-
wahrt, erzuͤrnt.
II. Trochæus, oder ein fallender Pes, wenn der Thon
auf der erſten Sylbe ſtehet. z. e. Geben, loben,
haben.
III. Dactylus, oder ein rollender Pes, wenn der
Thon zwar, wie bey dem Trochæo auf der
erſten Sylbe lieget, auf dieſelbe aber zwey
kurtze Sylben folgen. z. e. Lieblicher,
nimmermehr, immerdar.
Was ein jed-
wedes Wort vor einen Pedem abgebe, das
wird einem das gute Gehoͤre zeigen. Aus die-
ſen Pedibus entſtehen die drey vornehmſten Ge-
nera,
als das Jambiſche, Trochaiſche, und Da-
ctyli
ſche.
3. Was iſt denn das Jambiſche Genus?

Dieſes Genus ſchicket ſich am beſten zu ernſthaff-
ten Sachen, und beſtehet darinn, wenn ſich die
Verſe mit einem Jambo anfangen, und auſſer den
Abſchnitten lauter Jambos in ſich halten. z. e. Uber
das:
Ex libro doctus ruſticus eſſe poteſt.

Wird der gelehrt genennt, der hurtig leſen kan,
So trifft man dieſen Schmuck auch bey dem Bauer an.

Und dergleichen Jambiſche Verſe ſteigen von zwey

Sylben
C 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den <hi rendition="#aq">Generibus</hi> der Ver&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Worten zum Grunde &#x017F;etzen. Nun &#x017F;ind die vornehm-<lb/>
&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Pedes</hi> dreyerley, als da i&#x017F;t:</p><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">I. Jambus,</hi> oder ein <hi rendition="#fr">&#x017F;teigender</hi> <hi rendition="#aq">Pes,</hi> wenn der <hi rendition="#aq">Accent</hi><lb/>
auf der andern Sylbe i&#x017F;t. z. e. <hi rendition="#fr">Beliebt, ver-<lb/>
wahrt, erzu&#x0364;rnt.</hi></item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">II. Trochæus,</hi> oder ein <hi rendition="#fr">fallender</hi> <hi rendition="#aq">Pes,</hi> wenn der Thon<lb/>
auf der er&#x017F;ten Sylbe &#x017F;tehet. z. e. <hi rendition="#fr">Geben, loben,<lb/>
haben.</hi></item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">III. Dactylus,</hi> oder ein <hi rendition="#fr">rollender</hi> <hi rendition="#aq">Pes,</hi> wenn der<lb/>
Thon zwar, wie bey dem <hi rendition="#aq">Trochæo</hi> auf der<lb/>
er&#x017F;ten Sylbe lieget, auf die&#x017F;elbe aber zwey<lb/>
kurtze Sylben folgen. z. e. <hi rendition="#fr">Lieblicher,<lb/>
nimmermehr, immerdar.</hi> Was ein jed-<lb/>
wedes Wort vor einen <hi rendition="#aq">Pedem</hi> abgebe, das<lb/>
wird einem das gute Geho&#x0364;re zeigen. Aus die-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#aq">Pedibus</hi> ent&#x017F;tehen die drey vornehm&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
nera,</hi> als das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Jambi</hi></hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Trochai</hi></hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che,</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Da-<lb/>
ctyli</hi></hi><hi rendition="#fr">&#x017F;che.</hi></item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">3. Was i&#x017F;t denn das <hi rendition="#aq">Jambi</hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq">Genus</hi>?</hi> </head><lb/>
          <p>Die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Genus</hi> &#x017F;chicket &#x017F;ich am be&#x017F;ten zu ern&#x017F;thaff-<lb/>
ten Sachen, und be&#x017F;tehet darinn, wenn &#x017F;ich die<lb/>
Ver&#x017F;e mit einem <hi rendition="#aq">Jambo</hi> anfangen, und au&#x017F;&#x017F;er den<lb/>
Ab&#x017F;chnitten lauter <hi rendition="#aq">Jambos</hi> in &#x017F;ich halten. z. e. Uber<lb/>
das:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Ex libro doctus ru&#x017F;ticus e&#x017F;&#x017F;e pote&#x017F;t.</hi></hi></p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wird der gelehrt genennt, der hurtig le&#x017F;en kan,</l><lb/>
            <l>So trifft man die&#x017F;en Schmuck auch bey dem Bauer an.</l>
          </lg><lb/>
          <p>Und dergleichen <hi rendition="#aq">Jambi</hi>&#x017F;che Ver&#x017F;e &#x017F;teigen von zwey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Sylben</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0043] von den Generibus der Verſe. Worten zum Grunde ſetzen. Nun ſind die vornehm- ſten Pedes dreyerley, als da iſt: I. Jambus, oder ein ſteigender Pes, wenn der Accent auf der andern Sylbe iſt. z. e. Beliebt, ver- wahrt, erzuͤrnt. II. Trochæus, oder ein fallender Pes, wenn der Thon auf der erſten Sylbe ſtehet. z. e. Geben, loben, haben. III. Dactylus, oder ein rollender Pes, wenn der Thon zwar, wie bey dem Trochæo auf der erſten Sylbe lieget, auf dieſelbe aber zwey kurtze Sylben folgen. z. e. Lieblicher, nimmermehr, immerdar. Was ein jed- wedes Wort vor einen Pedem abgebe, das wird einem das gute Gehoͤre zeigen. Aus die- ſen Pedibus entſtehen die drey vornehmſten Ge- nera, als das Jambiſche, Trochaiſche, und Da- ctyliſche. 3. Was iſt denn das Jambiſche Genus? Dieſes Genus ſchicket ſich am beſten zu ernſthaff- ten Sachen, und beſtehet darinn, wenn ſich die Verſe mit einem Jambo anfangen, und auſſer den Abſchnitten lauter Jambos in ſich halten. z. e. Uber das: Ex libro doctus ruſticus eſſe poteſt. Wird der gelehrt genennt, der hurtig leſen kan, So trifft man dieſen Schmuck auch bey dem Bauer an. Und dergleichen Jambiſche Verſe ſteigen von zwey Sylben C 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/43
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/43>, abgerufen am 04.10.2024.