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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das IV. Capitul
Mein! klopffe dreymahl an; | wird dir nicht aufgemacht,
So gehe fort: Wer ist? | der stets zu Hause wacht.
4. Giebt es aber bey dem Jambischen Genere
nur einerley Manier?

Keines weges: Denn da kan man auf unterschiede-
ne Art variiren, als:

I. Kan man zwey weibliche, und alsdenn zwey männ-
liche Reime fliessen lassen. vid. Musen-Cabinet p.
91. 147. 520. 779. 888. 965. 1125. 1221. 1281. 1297. 1302.
1326. Wenn einer die Poesie exerciren wolte, könte
er sich mit derselben folgender massen bereden:
Komm, edle Poesie, du schönste, komm gegangen,
Mein Zimmer ist bereit, dich willig zu empfangen,
Du kanst in meinen Sinn, und in mein Hertze gehn,
Nur laß mich deinen Knecht zu deinen Füssen stehn.
Ein ander mag der Lust bey andern Sachen pflegen,
Jch werde mich allein auf deine Schönheit legen:
Wer eine Charte sucht, die Jungfern, oder Bier,
Dem laß ich seine Lust, und bleibe nur bey dir.
Jch weiß, du Freundin wirst mir manchen Dienst erweisen,
Du kanst ja meinen Mund mit schönen Worten speisen,
Du füllest meinen Sinn mit lauter Weißheit an,
So, daß ich jedes Wort mit Nach druck reden kan.
Du lehrest, wie man soll in kluger Ordnung bleiben,
Und ein galantes Bild in dem Gemüthe schreiben;
Daß alles leichte wird, und gleichsam lebend prangt,
Wird durch dich, Gönnerin, und deinen Schutz erlangt.
Die Künste müssen dir, wie auch die Disciplinen,
Und jede Wissensch afft zu deiner Arbeit dienen;
Du suchst den Kern heraus; was todt und alber liegt,
Wird angenehm gemacht, wenn's deine Hülffe kriegt.
Du edle Gönnerin, hast manchen Sohn gezeuget,
Der hoher Leute Gunst zu sich herab geneiget;
Der
Das IV. Capitul
Mein! klopffe dreymahl an; | wird dir nicht aufgemacht,
So gehe fort: Wer iſt? | der ſtets zu Hauſe wacht.
4. Giebt es aber bey dem Jambiſchen Genere
nur einerley Manier?

Keines weges: Denn da kan man auf unterſchiede-
ne Art variiren, als:

I. Kan man zwey weibliche, und alsdenn zwey maͤnn-
liche Reime flieſſen laſſen. vid. Muſen-Cabinet p.
91. 147. 520. 779. 888. 965. 1125. 1221. 1281. 1297. 1302.
1326. Wenn einer die Poëſie exerciren wolte, koͤnte
er ſich mit derſelben folgender maſſen bereden:
Komm, edle Poëſie, du ſchoͤnſte, komm gegangen,
Mein Zimmer iſt bereit, dich willig zu empfangen,
Du kanſt in meinen Sinn, und in mein Hertze gehn,
Nur laß mich deinen Knecht zu deinen Fuͤſſen ſtehn.
Ein ander mag der Luſt bey andern Sachen pflegen,
Jch werde mich allein auf deine Schoͤnheit legen:
Wer eine Charte ſucht, die Jungfern, oder Bier,
Dem laß ich ſeine Luſt, und bleibe nur bey dir.
Jch weiß, du Freundin wirſt mir manchen Dienſt erweiſen,
Du kanſt ja meinen Mund mit ſchoͤnen Worten ſpeiſen,
Du fuͤlleſt meinen Sinn mit lauter Weißheit an,
So, daß ich jedes Wort mit Nach druck reden kan.
Du lehreſt, wie man ſoll in kluger Ordnung bleiben,
Und ein galantes Bild in dem Gemuͤthe ſchreiben;
Daß alles leichte wird, und gleichſam lebend prangt,
Wird durch dich, Goͤnnerin, und deinen Schutz erlangt.
Die Kuͤnſte muͤſſen dir, wie auch die Diſciplinen,
Und jede Wiſſenſch afft zu deiner Arbeit dienen;
Du ſuchſt den Kern heraus; was todt und alber liegt,
Wird angenehm gemacht, wenn’s deine Huͤlffe kriegt.
Du edle Goͤnnerin, haſt manchen Sohn gezeuget,
Der hoher Leute Gunſt zu ſich herab geneiget;
Der
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[42/0046] Das IV. Capitul Mein! klopffe dreymahl an; | wird dir nicht aufgemacht, So gehe fort: Wer iſt? | der ſtets zu Hauſe wacht. 4. Giebt es aber bey dem Jambiſchen Genere nur einerley Manier? Keines weges: Denn da kan man auf unterſchiede- ne Art variiren, als: I. Kan man zwey weibliche, und alsdenn zwey maͤnn- liche Reime flieſſen laſſen. vid. Muſen-Cabinet p. 91. 147. 520. 779. 888. 965. 1125. 1221. 1281. 1297. 1302. 1326. Wenn einer die Poëſie exerciren wolte, koͤnte er ſich mit derſelben folgender maſſen bereden: Komm, edle Poëſie, du ſchoͤnſte, komm gegangen, Mein Zimmer iſt bereit, dich willig zu empfangen, Du kanſt in meinen Sinn, und in mein Hertze gehn, Nur laß mich deinen Knecht zu deinen Fuͤſſen ſtehn. Ein ander mag der Luſt bey andern Sachen pflegen, Jch werde mich allein auf deine Schoͤnheit legen: Wer eine Charte ſucht, die Jungfern, oder Bier, Dem laß ich ſeine Luſt, und bleibe nur bey dir. Jch weiß, du Freundin wirſt mir manchen Dienſt erweiſen, Du kanſt ja meinen Mund mit ſchoͤnen Worten ſpeiſen, Du fuͤlleſt meinen Sinn mit lauter Weißheit an, So, daß ich jedes Wort mit Nach druck reden kan. Du lehreſt, wie man ſoll in kluger Ordnung bleiben, Und ein galantes Bild in dem Gemuͤthe ſchreiben; Daß alles leichte wird, und gleichſam lebend prangt, Wird durch dich, Goͤnnerin, und deinen Schutz erlangt. Die Kuͤnſte muͤſſen dir, wie auch die Diſciplinen, Und jede Wiſſenſch afft zu deiner Arbeit dienen; Du ſuchſt den Kern heraus; was todt und alber liegt, Wird angenehm gemacht, wenn’s deine Huͤlffe kriegt. Du edle Goͤnnerin, haſt manchen Sohn gezeuget, Der hoher Leute Gunſt zu ſich herab geneiget; Der

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/46>, abgerufen am 12.10.2024.