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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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Das IV. Capitul
Es soll deiner Tugend-Ruhm,
O du deiner Zeiten Blum,
An den blauen Himmels-Spitzen
Nunmehr einverleibet sitzen.
Und wir lernen das dabey:
Dieser Welt sey nicht zu trauen,
Noch auf ihre Lust zu bauen,
Und daß alles nichtig sey.

21. Was ist nun auch bey den Ringel-Oden
zu mercken?

Man muß dabey diese 3. Stücke wohl behalten, als:

I. Den Grund dieser Oden. Es gründen sich aber
die Ringel-Oden auf die Ringel-Reime, welche von
den Frantzosen Rondeau genennet werden. Sol-
che Ringel-Reime nun bestehen darinn, daß der An-
fang und das Ende einerley Worte haben. Und
eben daher heissen sie auch Ringel-Reime, weil sie
gleichsam im runten Kreisse und Ringel herum
lauffen, bis sie wieder ihren Anfang antreffen.
Dergleichen Reime trifft man auf zweyerley Art
an
1. Jn zwey Zeilen. z. e.
O höchst betrübte Zeit! Wenn Mars im Lande schrey't,
Und alles nieder reißt. O höchst-betrübte Zeit.
2. Jn gantzen Strophen. z. e.
Ach meide ja den Wein! Denn dieser leert den Beutel,
Und macht gantz unvermerckt honete Seelen eitel.
Wer offt zum Weine geht, kan nicht beglücket seyn:
Drum sag' ich noch einmahl: Ach meide ja den
Wein.
II. Das

Das IV. Capitul
Es ſoll deiner Tugend-Ruhm,
O du deiner Zeiten Blum,
An den blauen Himmels-Spitzen
Nunmehr einverleibet ſitzen.
Und wir lernen das dabey:
Dieſer Welt ſey nicht zu trauen,
Noch auf ihre Luſt zu bauen,
Und daß alles nichtig ſey.

21. Was iſt nun auch bey den Ringel-Oden
zu mercken?

Man muß dabey dieſe 3. Stuͤcke wohl behalten, als:

I. Den Grund dieſer Oden. Es gruͤnden ſich aber
die Ringel-Oden auf die Ringel-Reime, welche von
den Frantzoſen Rondeau genennet werden. Sol-
che Ringel-Reime nun beſtehen darinn, daß der An-
fang und das Ende einerley Worte haben. Und
eben daher heiſſen ſie auch Ringel-Reime, weil ſie
gleichſam im runten Kreiſſe und Ringel herum
lauffen, bis ſie wieder ihren Anfang antreffen.
Dergleichen Reime trifft man auf zweyerley Art
an
1. Jn zwey Zeilen. z. e.
O hoͤchſt betruͤbte Zeit! Wenn Mars im Lande ſchrey’t,
Und alles nieder reißt. O hoͤchſt-betruͤbte Zeit.
2. Jn gantzen Strophen. z. e.
Ach meide ja den Wein! Denn dieſer leert den Beutel,
Und macht gantz unvermerckt honete Seelen eitel.
Wer offt zum Weine geht, kan nicht begluͤcket ſeyn:
Drum ſag’ ich noch einmahl: Ach meide ja den
Wein.
II. Das
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[70/0074] Das IV. Capitul Es ſoll deiner Tugend-Ruhm, O du deiner Zeiten Blum, An den blauen Himmels-Spitzen Nunmehr einverleibet ſitzen. Und wir lernen das dabey: Dieſer Welt ſey nicht zu trauen, Noch auf ihre Luſt zu bauen, Und daß alles nichtig ſey. 21. Was iſt nun auch bey den Ringel-Oden zu mercken? Man muß dabey dieſe 3. Stuͤcke wohl behalten, als: I. Den Grund dieſer Oden. Es gruͤnden ſich aber die Ringel-Oden auf die Ringel-Reime, welche von den Frantzoſen Rondeau genennet werden. Sol- che Ringel-Reime nun beſtehen darinn, daß der An- fang und das Ende einerley Worte haben. Und eben daher heiſſen ſie auch Ringel-Reime, weil ſie gleichſam im runten Kreiſſe und Ringel herum lauffen, bis ſie wieder ihren Anfang antreffen. Dergleichen Reime trifft man auf zweyerley Art an 1. Jn zwey Zeilen. z. e. O hoͤchſt betruͤbte Zeit! Wenn Mars im Lande ſchrey’t, Und alles nieder reißt. O hoͤchſt-betruͤbte Zeit. 2. Jn gantzen Strophen. z. e. Ach meide ja den Wein! Denn dieſer leert den Beutel, Und macht gantz unvermerckt honete Seelen eitel. Wer offt zum Weine geht, kan nicht begluͤcket ſeyn: Drum ſag’ ich noch einmahl: Ach meide ja den Wein. II. Das

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/74>, abgerufen am 18.04.2024.