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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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3 Abschn. der Nerven. Wirk. der mat. Jdeen etc.
sinnlich reizen kann, daß sich dieser sinnliche Eindruck ab-
wärts fortzupflanzen vermöchte. §. 129. N. 2. Gesetzt,
die materielle äußere Empfindung machte einen solchen ge-
hörigen sinnlichen Eindruck im Gehirne im Ursprunge ei-
nes andern Nerven, als dessen, der sie zum Gehirn ge-
bracht hat, so würde dieser die materielle Jdee einer andern
Vorstellung der Seele seyn, und die Seelenwirkungen, die
diese vermittelst der Nerven hervorbrächte, wären nicht die
durch die äußere Empfindung unmittelbar gewirkten §. 131.
Gesetzt, die materielle äußere Empfindung machte im Ur-
sprunge des empfindenden Nerven selbst nur einen solchen
sinnlichen Eindruck, der sich nicht in eben demselben Ner-
ven abwärts vom Gehirne fortpflanzen könnte, so könnte
doch dadurch keine unmittelbare Seelenwirkung dieser äu-
ßern Empfindung im Nerven hervorgebracht werden.
§. 129. N. 2. 3. Da es nun wirklich in der Natur äuße-
re sinnliche Cindrücke in die Nerven giebt, die eine äußere
Empfindung in der Seele (materielle äußere Empfindung
im Gehirne) machen, und dennoch die sonst gewöhnliche
unmittelbare Seelenwirkung durch denselben nicht hervor-
bringen, H. P. §. 384. und in diesem Falle der Ursprung
des empfindenden Nerven wirklich die materielle äußere
Empfindung hat, die es doch eigentlich ist, welche im Ur-
sprunge eben desselben Nerven im Gehirne den innern sinn-
lichen Eindruck machet, §. 121. so wäre es unerklärbar,
warum die unmittelbare Seelenwirkung der äußern Em-
pfindung, durch eben denselben Nerven, nicht erfolgete,
wenn es nicht andre Nervenfaden in eben demselben Ner-
ven gäbe, die dadurch auch sinnlich gerühret werden müß-
ten, wenn sie den im Gehirne empfangenen sinnlichen Ein-
druck in ihm, rückwärts vom Gehirne ab, fortpflanzen
sollen, als die sind, die den äußerlichen sinnlichen Eindruck
zum Gehirn gebracht haben. Nach der §. 126. 127.
geäußerten Meynung aber wäre der Fall so zu erklären,
daß die Nervenfaden dieses empfindenden Nerven, die den
sinnlichen Eindruck im Gehirne empfangen und abwärts
fort-
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3 Abſchn. der Nerven. Wirk. der mat. Jdeen ꝛc.
ſinnlich reizen kann, daß ſich dieſer ſinnliche Eindruck ab-
waͤrts fortzupflanzen vermoͤchte. §. 129. N. 2. Geſetzt,
die materielle aͤußere Empfindung machte einen ſolchen ge-
hoͤrigen ſinnlichen Eindruck im Gehirne im Urſprunge ei-
nes andern Nerven, als deſſen, der ſie zum Gehirn ge-
bracht hat, ſo wuͤrde dieſer die materielle Jdee einer andern
Vorſtellung der Seele ſeyn, und die Seelenwirkungen, die
dieſe vermittelſt der Nerven hervorbraͤchte, waͤren nicht die
durch die aͤußere Empfindung unmittelbar gewirkten §. 131.
Geſetzt, die materielle aͤußere Empfindung machte im Ur-
ſprunge des empfindenden Nerven ſelbſt nur einen ſolchen
ſinnlichen Eindruck, der ſich nicht in eben demſelben Ner-
ven abwaͤrts vom Gehirne fortpflanzen koͤnnte, ſo koͤnnte
doch dadurch keine unmittelbare Seelenwirkung dieſer aͤu-
ßern Empfindung im Nerven hervorgebracht werden.
§. 129. N. 2. 3. Da es nun wirklich in der Natur aͤuße-
re ſinnliche Cindruͤcke in die Nerven giebt, die eine aͤußere
Empfindung in der Seele (materielle aͤußere Empfindung
im Gehirne) machen, und dennoch die ſonſt gewoͤhnliche
unmittelbare Seelenwirkung durch denſelben nicht hervor-
bringen, H. P. §. 384. und in dieſem Falle der Urſprung
des empfindenden Nerven wirklich die materielle aͤußere
Empfindung hat, die es doch eigentlich iſt, welche im Ur-
ſprunge eben deſſelben Nerven im Gehirne den innern ſinn-
lichen Eindruck machet, §. 121. ſo waͤre es unerklaͤrbar,
warum die unmittelbare Seelenwirkung der aͤußern Em-
pfindung, durch eben denſelben Nerven, nicht erfolgete,
wenn es nicht andre Nervenfaden in eben demſelben Ner-
ven gaͤbe, die dadurch auch ſinnlich geruͤhret werden muͤß-
ten, wenn ſie den im Gehirne empfangenen ſinnlichen Ein-
druck in ihm, ruͤckwaͤrts vom Gehirne ab, fortpflanzen
ſollen, als die ſind, die den aͤußerlichen ſinnlichen Eindruck
zum Gehirn gebracht haben. Nach der §. 126. 127.
geaͤußerten Meynung aber waͤre der Fall ſo zu erklaͤren,
daß die Nervenfaden dieſes empfindenden Nerven, die den
ſinnlichen Eindruck im Gehirne empfangen und abwaͤrts
fort-
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[129/0153] 3 Abſchn. der Nerven. Wirk. der mat. Jdeen ꝛc. ſinnlich reizen kann, daß ſich dieſer ſinnliche Eindruck ab- waͤrts fortzupflanzen vermoͤchte. §. 129. N. 2. Geſetzt, die materielle aͤußere Empfindung machte einen ſolchen ge- hoͤrigen ſinnlichen Eindruck im Gehirne im Urſprunge ei- nes andern Nerven, als deſſen, der ſie zum Gehirn ge- bracht hat, ſo wuͤrde dieſer die materielle Jdee einer andern Vorſtellung der Seele ſeyn, und die Seelenwirkungen, die dieſe vermittelſt der Nerven hervorbraͤchte, waͤren nicht die durch die aͤußere Empfindung unmittelbar gewirkten §. 131. Geſetzt, die materielle aͤußere Empfindung machte im Ur- ſprunge des empfindenden Nerven ſelbſt nur einen ſolchen ſinnlichen Eindruck, der ſich nicht in eben demſelben Ner- ven abwaͤrts vom Gehirne fortpflanzen koͤnnte, ſo koͤnnte doch dadurch keine unmittelbare Seelenwirkung dieſer aͤu- ßern Empfindung im Nerven hervorgebracht werden. §. 129. N. 2. 3. Da es nun wirklich in der Natur aͤuße- re ſinnliche Cindruͤcke in die Nerven giebt, die eine aͤußere Empfindung in der Seele (materielle aͤußere Empfindung im Gehirne) machen, und dennoch die ſonſt gewoͤhnliche unmittelbare Seelenwirkung durch denſelben nicht hervor- bringen, H. P. §. 384. und in dieſem Falle der Urſprung des empfindenden Nerven wirklich die materielle aͤußere Empfindung hat, die es doch eigentlich iſt, welche im Ur- ſprunge eben deſſelben Nerven im Gehirne den innern ſinn- lichen Eindruck machet, §. 121. ſo waͤre es unerklaͤrbar, warum die unmittelbare Seelenwirkung der aͤußern Em- pfindung, durch eben denſelben Nerven, nicht erfolgete, wenn es nicht andre Nervenfaden in eben demſelben Ner- ven gaͤbe, die dadurch auch ſinnlich geruͤhret werden muͤß- ten, wenn ſie den im Gehirne empfangenen ſinnlichen Ein- druck in ihm, ruͤckwaͤrts vom Gehirne ab, fortpflanzen ſollen, als die ſind, die den aͤußerlichen ſinnlichen Eindruck zum Gehirn gebracht haben. Nach der §. 126. 127. geaͤußerten Meynung aber waͤre der Fall ſo zu erklaͤren, daß die Nervenfaden dieſes empfindenden Nerven, die den ſinnlichen Eindruck im Gehirne empfangen und abwaͤrts fort- J

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/153>, abgerufen am 29.04.2024.