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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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1 Abschn. überhaupt.
eine gewisse mittelbare Nervenwirkung, die sonst durch ihn
möglich wäre, im natürlichen Zustande dennoch nicht er-
folgen, wenn der in diesen Punkten entstandene innere sinn-
liche Eindruck nicht durch den Nerven, der ihn empfangen,
oder, wegen einer natürlichen Ableitung in vorkommenden
Nervenknoten, Verwickelungen oder Scheidepunkten, nicht
durch einen gewissen Zweig, §. 137. abwärts fort, und
bis in die mechanische Maschine, der er sich einverleibet,
gehen und dieselbe in diejenige Bewegung setzen könnte, wo-
zu sie im natürlichen Zustande vermögend ist. §. 425.
N. 3. Dieser Fall findet in der Natur oft Statt, §. 137.
nur fehlet es beym innern sinnlichen Eindrucke ohne Vor-
stellungen an Zeichen, ihn zu erkennen, die bey den Seelen-
wirkungen äußerer Empfindungen offenbar sind. Denn
wenn ein äußerer sinnlicher Eindruck eine äußere Empfin-
dung gemachet hat, so weiß man, daß der Ursprung des
Nerven im Gehirne den innern sinnlichen Eindruck von der
Vorstellung wirklich empfangen habe, und daß es also,
wenn er in den mechanischen Maschinen, denen sich seine
Zweige einverleiben, die mögliche Seelenwirkung nicht her-
vorbringt, blos daran liegen müsse, daß er nicht vom Ge-
hirne ab bis in diese mechanischen Maschinen eingedrungen
ist. §. 137. Aber bey den innern sinnlichen Eindrücken
ohne Vorstellungen hat man, wenn die mittelbare Nerven-
wirkung des äußern sinnlichen Eindrucks in der mechani-
schen Maschine außen bleibt, nicht allemal, sondern nur
zufälliger Weise zuweilen, ein sicheres Zeichen, ob er in
dem Reflexionspunkte ihres Nerven umgewendet worden
sey, und es also nur am Fortgange bis zur mechanischen
Maschine fehle, oder nicht. Zufälliger Weise nur könnte
man das erste in manchen Fällen daraus schließen, wenn
eine andre mechanische Maschine, die ihre Zweige aus eben
dem Nerven, unter dem Reflexionspunkte, von dem die
Rede wäre, empfienge, gleichwohl durch denselben äußern
sinnlichen Eindruck in thierische Bewegung gesetzet würde,
welcher die andre nicht thierisch bewegete: denn so müßte

noth-

1 Abſchn. uͤberhaupt.
eine gewiſſe mittelbare Nervenwirkung, die ſonſt durch ihn
moͤglich waͤre, im natuͤrlichen Zuſtande dennoch nicht er-
folgen, wenn der in dieſen Punkten entſtandene innere ſinn-
liche Eindruck nicht durch den Nerven, der ihn empfangen,
oder, wegen einer natuͤrlichen Ableitung in vorkommenden
Nervenknoten, Verwickelungen oder Scheidepunkten, nicht
durch einen gewiſſen Zweig, §. 137. abwaͤrts fort, und
bis in die mechaniſche Maſchine, der er ſich einverleibet,
gehen und dieſelbe in diejenige Bewegung ſetzen koͤnnte, wo-
zu ſie im natuͤrlichen Zuſtande vermoͤgend iſt. §. 425.
N. 3. Dieſer Fall findet in der Natur oft Statt, §. 137.
nur fehlet es beym innern ſinnlichen Eindrucke ohne Vor-
ſtellungen an Zeichen, ihn zu erkennen, die bey den Seelen-
wirkungen aͤußerer Empfindungen offenbar ſind. Denn
wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck eine aͤußere Empfin-
dung gemachet hat, ſo weiß man, daß der Urſprung des
Nerven im Gehirne den innern ſinnlichen Eindruck von der
Vorſtellung wirklich empfangen habe, und daß es alſo,
wenn er in den mechaniſchen Maſchinen, denen ſich ſeine
Zweige einverleiben, die moͤgliche Seelenwirkung nicht her-
vorbringt, blos daran liegen muͤſſe, daß er nicht vom Ge-
hirne ab bis in dieſe mechaniſchen Maſchinen eingedrungen
iſt. §. 137. Aber bey den innern ſinnlichen Eindruͤcken
ohne Vorſtellungen hat man, wenn die mittelbare Nerven-
wirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in der mechani-
ſchen Maſchine außen bleibt, nicht allemal, ſondern nur
zufaͤlliger Weiſe zuweilen, ein ſicheres Zeichen, ob er in
dem Reflexionspunkte ihres Nerven umgewendet worden
ſey, und es alſo nur am Fortgange bis zur mechaniſchen
Maſchine fehle, oder nicht. Zufaͤlliger Weiſe nur koͤnnte
man das erſte in manchen Faͤllen daraus ſchließen, wenn
eine andre mechaniſche Maſchine, die ihre Zweige aus eben
dem Nerven, unter dem Reflexionspunkte, von dem die
Rede waͤre, empfienge, gleichwohl durch denſelben aͤußern
ſinnlichen Eindruck in thieriſche Bewegung geſetzet wuͤrde,
welcher die andre nicht thieriſch bewegete: denn ſo muͤßte

noth-
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[431/0455] 1 Abſchn. uͤberhaupt. eine gewiſſe mittelbare Nervenwirkung, die ſonſt durch ihn moͤglich waͤre, im natuͤrlichen Zuſtande dennoch nicht er- folgen, wenn der in dieſen Punkten entſtandene innere ſinn- liche Eindruck nicht durch den Nerven, der ihn empfangen, oder, wegen einer natuͤrlichen Ableitung in vorkommenden Nervenknoten, Verwickelungen oder Scheidepunkten, nicht durch einen gewiſſen Zweig, §. 137. abwaͤrts fort, und bis in die mechaniſche Maſchine, der er ſich einverleibet, gehen und dieſelbe in diejenige Bewegung ſetzen koͤnnte, wo- zu ſie im natuͤrlichen Zuſtande vermoͤgend iſt. §. 425. N. 3. Dieſer Fall findet in der Natur oft Statt, §. 137. nur fehlet es beym innern ſinnlichen Eindrucke ohne Vor- ſtellungen an Zeichen, ihn zu erkennen, die bey den Seelen- wirkungen aͤußerer Empfindungen offenbar ſind. Denn wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck eine aͤußere Empfin- dung gemachet hat, ſo weiß man, daß der Urſprung des Nerven im Gehirne den innern ſinnlichen Eindruck von der Vorſtellung wirklich empfangen habe, und daß es alſo, wenn er in den mechaniſchen Maſchinen, denen ſich ſeine Zweige einverleiben, die moͤgliche Seelenwirkung nicht her- vorbringt, blos daran liegen muͤſſe, daß er nicht vom Ge- hirne ab bis in dieſe mechaniſchen Maſchinen eingedrungen iſt. §. 137. Aber bey den innern ſinnlichen Eindruͤcken ohne Vorſtellungen hat man, wenn die mittelbare Nerven- wirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in der mechani- ſchen Maſchine außen bleibt, nicht allemal, ſondern nur zufaͤlliger Weiſe zuweilen, ein ſicheres Zeichen, ob er in dem Reflexionspunkte ihres Nerven umgewendet worden ſey, und es alſo nur am Fortgange bis zur mechaniſchen Maſchine fehle, oder nicht. Zufaͤlliger Weiſe nur koͤnnte man das erſte in manchen Faͤllen daraus ſchließen, wenn eine andre mechaniſche Maſchine, die ihre Zweige aus eben dem Nerven, unter dem Reflexionspunkte, von dem die Rede waͤre, empfienge, gleichwohl durch denſelben aͤußern ſinnlichen Eindruck in thieriſche Bewegung geſetzet wuͤrde, welcher die andre nicht thieriſch bewegete: denn ſo muͤßte noth-

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/455>, abgerufen am 27.04.2024.