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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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1 Abschn. überhaupt.
den, gewisse Nervenwirkungen in den mechanischen Ma-
schinen hervorzubringen.

1. Wenn ein Nerve gegen gewisse ursprüngliche Reize
von Natur entweder gar nicht, oder doch nicht leicht sinn-
lich rührbar ist, §. 492. 498. N. 1. so daß er, im letztern
Falle, den sinnlichen Eindruck zu schwach empfängt, als
daß er sich bis zur mechanischen Maschine fortpflanzen
könnte. Es ist ganz unstreitig, daß nicht alle Reize, die
am Marke der Nervenstämme im Zustande der Natur häu-
fig angebracht werden, in den mechanischen Maschinen
Nervenwirkungen hervorbringen. Die Nerven sind mit
vielerley Theilen, die sie berühren und begleiten, benach-
bart, und ihr Mark selbst wird von kleinen Saftröhren
und Säften durchdrungen, die ihnen nothwendig oft und
verschiedene lebhafte Reize geben müssen: aber sie scheinen
nur von außerordentlichen und unnatürlichen hauptsächlich
innere sinnliche Eindrücke anzunehmen, sonst würden sie
unsre Glieder unaufhörlich zu thierischen Bewegungen rei-
zen, welches doch nicht geschieht.

2. Wenn sich von Natur gewisse innere sinnliche Ein-
drücke in die Nerven nicht bis zu gewissen mechanischen
Maschinen fortpflanzen. §. 498. N. 2. Dieß geschieht
wohl vornehmlich durch die Nervenknoten und die Schei-
depunkte der Zweige von den Stämmen, §. 137. 429.
welche die innern sinnlichen Eindrücke gewisser Arten hier,
wo sie ihre gerade Richtung verändern müssen, bald so,
daß dieselben in ihnen fortgehen, bald aber so empfangen,
daß sie davon nicht innerlich sinnlich gerühret werden, und
im letzten Falle hat der innere sinnliche Eindruck auf dieje-
nigen mechanischen Maschinen, die dieser Zweig oder ein
andrer in einen Knoten verwickelter Nerve regieret, keine
thierische Nervenkraft, sondern läßt sie in Ruhe. Wäre
dem nicht also, so müßte jeder innerer sinnlicher Eindruck
in einen Nervenstamm, alle Muskeln, die von ihm Zwei-
ge empfangen, und einer ins Rückenmark, stets die meisten

Muskeln
J i

1 Abſchn. uͤberhaupt.
den, gewiſſe Nervenwirkungen in den mechaniſchen Ma-
ſchinen hervorzubringen.

1. Wenn ein Nerve gegen gewiſſe urſpruͤngliche Reize
von Natur entweder gar nicht, oder doch nicht leicht ſinn-
lich ruͤhrbar iſt, §. 492. 498. N. 1. ſo daß er, im letztern
Falle, den ſinnlichen Eindruck zu ſchwach empfaͤngt, als
daß er ſich bis zur mechaniſchen Maſchine fortpflanzen
koͤnnte. Es iſt ganz unſtreitig, daß nicht alle Reize, die
am Marke der Nervenſtaͤmme im Zuſtande der Natur haͤu-
fig angebracht werden, in den mechaniſchen Maſchinen
Nervenwirkungen hervorbringen. Die Nerven ſind mit
vielerley Theilen, die ſie beruͤhren und begleiten, benach-
bart, und ihr Mark ſelbſt wird von kleinen Saftroͤhren
und Saͤften durchdrungen, die ihnen nothwendig oft und
verſchiedene lebhafte Reize geben muͤſſen: aber ſie ſcheinen
nur von außerordentlichen und unnatuͤrlichen hauptſaͤchlich
innere ſinnliche Eindruͤcke anzunehmen, ſonſt wuͤrden ſie
unſre Glieder unaufhoͤrlich zu thieriſchen Bewegungen rei-
zen, welches doch nicht geſchieht.

2. Wenn ſich von Natur gewiſſe innere ſinnliche Ein-
druͤcke in die Nerven nicht bis zu gewiſſen mechaniſchen
Maſchinen fortpflanzen. §. 498. N. 2. Dieß geſchieht
wohl vornehmlich durch die Nervenknoten und die Schei-
depunkte der Zweige von den Staͤmmen, §. 137. 429.
welche die innern ſinnlichen Eindruͤcke gewiſſer Arten hier,
wo ſie ihre gerade Richtung veraͤndern muͤſſen, bald ſo,
daß dieſelben in ihnen fortgehen, bald aber ſo empfangen,
daß ſie davon nicht innerlich ſinnlich geruͤhret werden, und
im letzten Falle hat der innere ſinnliche Eindruck auf dieje-
nigen mechaniſchen Maſchinen, die dieſer Zweig oder ein
andrer in einen Knoten verwickelter Nerve regieret, keine
thieriſche Nervenkraft, ſondern laͤßt ſie in Ruhe. Waͤre
dem nicht alſo, ſo muͤßte jeder innerer ſinnlicher Eindruck
in einen Nervenſtamm, alle Muskeln, die von ihm Zwei-
ge empfangen, und einer ins Ruͤckenmark, ſtets die meiſten

Muskeln
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[497/0521] 1 Abſchn. uͤberhaupt. den, gewiſſe Nervenwirkungen in den mechaniſchen Ma- ſchinen hervorzubringen. 1. Wenn ein Nerve gegen gewiſſe urſpruͤngliche Reize von Natur entweder gar nicht, oder doch nicht leicht ſinn- lich ruͤhrbar iſt, §. 492. 498. N. 1. ſo daß er, im letztern Falle, den ſinnlichen Eindruck zu ſchwach empfaͤngt, als daß er ſich bis zur mechaniſchen Maſchine fortpflanzen koͤnnte. Es iſt ganz unſtreitig, daß nicht alle Reize, die am Marke der Nervenſtaͤmme im Zuſtande der Natur haͤu- fig angebracht werden, in den mechaniſchen Maſchinen Nervenwirkungen hervorbringen. Die Nerven ſind mit vielerley Theilen, die ſie beruͤhren und begleiten, benach- bart, und ihr Mark ſelbſt wird von kleinen Saftroͤhren und Saͤften durchdrungen, die ihnen nothwendig oft und verſchiedene lebhafte Reize geben muͤſſen: aber ſie ſcheinen nur von außerordentlichen und unnatuͤrlichen hauptſaͤchlich innere ſinnliche Eindruͤcke anzunehmen, ſonſt wuͤrden ſie unſre Glieder unaufhoͤrlich zu thieriſchen Bewegungen rei- zen, welches doch nicht geſchieht. 2. Wenn ſich von Natur gewiſſe innere ſinnliche Ein- druͤcke in die Nerven nicht bis zu gewiſſen mechaniſchen Maſchinen fortpflanzen. §. 498. N. 2. Dieß geſchieht wohl vornehmlich durch die Nervenknoten und die Schei- depunkte der Zweige von den Staͤmmen, §. 137. 429. welche die innern ſinnlichen Eindruͤcke gewiſſer Arten hier, wo ſie ihre gerade Richtung veraͤndern muͤſſen, bald ſo, daß dieſelben in ihnen fortgehen, bald aber ſo empfangen, daß ſie davon nicht innerlich ſinnlich geruͤhret werden, und im letzten Falle hat der innere ſinnliche Eindruck auf dieje- nigen mechaniſchen Maſchinen, die dieſer Zweig oder ein andrer in einen Knoten verwickelter Nerve regieret, keine thieriſche Nervenkraft, ſondern laͤßt ſie in Ruhe. Waͤre dem nicht alſo, ſo muͤßte jeder innerer ſinnlicher Eindruck in einen Nervenſtamm, alle Muskeln, die von ihm Zwei- ge empfangen, und einer ins Ruͤckenmark, ſtets die meiſten Muskeln J i

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/521>, abgerufen am 28.04.2024.