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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Lyrische Gedichte
Jn allen Ordnungen der Dinge,
Die Gott als möglich sah, war Menschenwitz geringe:
Der Mensch war immer Mensch, voll Unvollkommenheit.
Durch Tugend soll er sich aus dunkler Niedrigkeit
Zu einem höhern Glanz erheben,
Unsterblich seyn, nach einem kurzen Leben.
Mein Schicksal wird nur angefangen,
Hier, wo das Leben mir in Dämmrung aufgegangen:
Mein Geist bereitet sich zu lichtern Tagen vor,
Und murrt nicht wider den, der mich zum Staub erkohr,
Mich aber auch im Staube liebet,
Und höhern Rang nicht weigert, nur verschiebet.


Sieg
Lyriſche Gedichte
Jn allen Ordnungen der Dinge,
Die Gott als moͤglich ſah, war Menſchenwitz geringe:
Der Menſch war immer Menſch, voll Unvollkommenheit.
Durch Tugend ſoll er ſich aus dunkler Niedrigkeit
Zu einem hoͤhern Glanz erheben,
Unſterblich ſeyn, nach einem kurzen Leben.
Mein Schickſal wird nur angefangen,
Hier, wo das Leben mir in Daͤmmrung aufgegangen:
Mein Geiſt bereitet ſich zu lichtern Tagen vor,
Und murrt nicht wider den, der mich zum Staub erkohr,
Mich aber auch im Staube liebet,
Und hoͤhern Rang nicht weigert, nur verſchiebet.


Sieg
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[164/0178] Lyriſche Gedichte Jn allen Ordnungen der Dinge, Die Gott als moͤglich ſah, war Menſchenwitz geringe: Der Menſch war immer Menſch, voll Unvollkommenheit. Durch Tugend ſoll er ſich aus dunkler Niedrigkeit Zu einem hoͤhern Glanz erheben, Unſterblich ſeyn, nach einem kurzen Leben. Mein Schickſal wird nur angefangen, Hier, wo das Leben mir in Daͤmmrung aufgegangen: Mein Geiſt bereitet ſich zu lichtern Tagen vor, Und murrt nicht wider den, der mich zum Staub erkohr, Mich aber auch im Staube liebet, Und hoͤhern Rang nicht weigert, nur verſchiebet. Sieg

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/178>, abgerufen am 23.04.2024.