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Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

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Christiani Rosencreütz.
Thür hinder jhm starck zu/ daß wir also nit an-
derst meineten/ dann wir wären in diesem ThurnAscensus
in
2. conclae-
ue.

gefangen. Aber es stund kein viertel stundt an/
da wurde zu obrist ein rund Loch auffgedeckt/
da ersahen wir vnsere Jungfraw/ die rieff
vns zu/ gab vns ein guten Tag/ mit be-
gehren/ wir wolten hinauff kommen. Die mit
den Flügeln waren geschwind durch das Loch
hinauff/ so sahen wir andere auch wozu vnser
Leytern gut wären/ Allein die mit jhren Sey-
lern waren vbel daran. Dann so bald vnser ei-
ner heroben war/ wurd jhm befohlen die Ley-
ter an sich zuziehen. Entlich wurde jedem seinRestis dissi-
cultas.

Seyl an einen eysenen Hacken gehencket/ da
muste jeder am Seyl selbsten herauffkletern/
so gut er kundt/ nelches warlich ohne Blat-
tern nit zugieng. Wie wir nuhn also alle heroben/
wurde das Loch wider zugedeckt/ vnnd wir von
der Jungfrawen freündtlich empfangen. Die-
ser Saal war so groß als der Thurn/ hatte
Sechs schöner Zellen/ ein wennig höher als
der Saal/ dahin muste man durch drey Staf-
len hinauff steigen. In diese Zellen wurden wir
außgetheilt/ daselbsten für das Leben der KönigDescriptio
2. concla.

vnd Königin zu bitten. Dieweil gieng die Jung-
fraw in dem Thürlein a. auß vnd ein/ biß wir
fertig wurden. Dann so bald wir vnsere Pro-
ceß absolvieret/ wurde durch das kleine Thür-
lein von zwölff Personen (so zuvor vnsere
Musicanten waren) ein wunderlich langlecht
ding in die mitten gestelt/ welches meine gesellen nur

für

Chriſtiani Roſencreuͤtz.
Thuͤr hinder jhm ſtarck zu/ daß wir alſo nit an-
derſt meineten/ dann wir waͤren in dieſem ThurnAſcenſus
in
2. conclæ-
ue.

gefangen. Aber es ſtund kein viertel ſtundt an/
da wurde zu obriſt ein rund Loch auffgedeckt/
da erſahen wir vnſere Jungfraw/ die rieff
vns zu/ gab vns ein guten Tag/ mit be-
gehren/ wir wolten hinauff kommen. Die mit
den Fluͤgeln waren geſchwind durch das Loch
hinauff/ ſo ſahen wir andere auch wozu vnſer
Leytern gut waͤren/ Allein die mit jhren Sey-
lern waren vbel daran. Dann ſo bald vnſer ei-
ner heroben war/ wurd jhm befohlen die Ley-
ter an ſich zuziehen. Entlich wurde jedem ſeinReſtis diſſi-
cultas.

Seyl an einen eyſenen Hacken gehencket/ da
muſte jeder am Seyl ſelbſten herauffkletern/
ſo gut er kundt/ nelches warlich ohne Blat-
tern nit zugieng. Wie wir nuhn alſo alle heroben/
wurde das Loch wider zugedeckt/ vnnd wir von
der Jungfrawen freuͤndtlich empfangen. Die-
ſer Saal war ſo groß als der Thurn/ hatte
Sechs ſchoͤner Zellen/ ein wennig hoͤher als
der Saal/ dahin muſte man durch drey Staf-
len hinauff ſteigen. In dieſe Zellen wurden wir
außgetheilt/ daſelbſten fuͤr das Leben der KoͤnigDeſcriptio
2. concla.

vnd Koͤnigin zu bitten. Dieweil gieng die Jung-
fraw in dem Thuͤrlein a. auß vnd ein/ biß wir
fertig wurden. Dann ſo bald wir vnſere Pro-
ceß abſolvieret/ wurde durch das kleine Thuͤr-
lein von zwoͤlff Perſonen (ſo zuvor vnſere
Muſicanten waren) ein wunderlich langlecht
ding in die mittẽ geſtelt/ welches meine geſellẽ nur

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[111/0115] Chriſtiani Roſencreuͤtz. Thuͤr hinder jhm ſtarck zu/ daß wir alſo nit an- derſt meineten/ dann wir waͤren in dieſem Thurn gefangen. Aber es ſtund kein viertel ſtundt an/ da wurde zu obriſt ein rund Loch auffgedeckt/ da erſahen wir vnſere Jungfraw/ die rieff vns zu/ gab vns ein guten Tag/ mit be- gehren/ wir wolten hinauff kommen. Die mit den Fluͤgeln waren geſchwind durch das Loch hinauff/ ſo ſahen wir andere auch wozu vnſer Leytern gut waͤren/ Allein die mit jhren Sey- lern waren vbel daran. Dann ſo bald vnſer ei- ner heroben war/ wurd jhm befohlen die Ley- ter an ſich zuziehen. Entlich wurde jedem ſein Seyl an einen eyſenen Hacken gehencket/ da muſte jeder am Seyl ſelbſten herauffkletern/ ſo gut er kundt/ nelches warlich ohne Blat- tern nit zugieng. Wie wir nuhn alſo alle heroben/ wurde das Loch wider zugedeckt/ vnnd wir von der Jungfrawen freuͤndtlich empfangen. Die- ſer Saal war ſo groß als der Thurn/ hatte Sechs ſchoͤner Zellen/ ein wennig hoͤher als der Saal/ dahin muſte man durch drey Staf- len hinauff ſteigen. In dieſe Zellen wurden wir außgetheilt/ daſelbſten fuͤr das Leben der Koͤnig vnd Koͤnigin zu bitten. Dieweil gieng die Jung- fraw in dem Thuͤrlein a. auß vnd ein/ biß wir fertig wurden. Dann ſo bald wir vnſere Pro- ceß abſolvieret/ wurde durch das kleine Thuͤr- lein von zwoͤlff Perſonen (ſo zuvor vnſere Muſicanten waren) ein wunderlich langlecht ding in die mittẽ geſtelt/ welches meine geſellẽ nur fuͤr Aſcenſus in 2. conclæ- ue. Reſtis diſſi- cultas. Deſcriptio 2. concla.

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Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/115>, abgerufen am 29.03.2024.