Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

Friedrich August Wolf, aber auch die Naturwissenschaf¬
ten und die Geschichte zog er mit Eifer in den Kreis
seiner Studien.

Um Ostern 1788 nach Berlin zurückgekehrt und
noch schwankend, ob er die theologische Laufbahn ver¬
folgen oder sich ganz dem Lehr- und Erziehungsfache
widmen solle, nahm er, jedoch nur auf kurze Zeit, eine
Lehrerstelle in einem vornehmen Hause an, worauf er,
dem Minister Grafen von Hertzberg durch seine persön¬
liche Erscheinung und seine vielversprechenden Fähigkeiten
empfohlen, bei diesem berühmten Staatsmanne Sekre¬
tair wurde. Eine Anstellung in dem auswärtigen De¬
partement konnte ihm hier nicht entgehen, und es ist
kein Zweifel, daß in dieser Bahn seine Fähigkeiten volle
Anerkennung gefunden haben würden; allein der Aus¬
tritt seines Gönners aus den Geschäften vereitelte diese
Hoffnungen. Er ließ sich dies nicht allzu leid sein, und
kehrte gern zu dem Unterrichtsfache zurück, wo ihm,
wenn auch minder glänzende, doch um so gründlichere
Erfolge bestimmt waren. Er wurde im Jahre 1791
Lehrer an dem Pädagogium und der Realschule, wo er
sowohl in den gewöhnlichen Schulgegenständen, als auch
im Französischen und Englischen den vortrefflichsten
Unterricht ertheilte. Im Jahre 1798 empfing er die
Stelle eines Professors am Friedrich-Wilhelms-Gym¬
nasium, wie auch eines Lehrers der deutschen Sprache,
der Geographie und Geschichte bei der Königlichen

21

Friedrich Auguſt Wolf, aber auch die Naturwiſſenſchaf¬
ten und die Geſchichte zog er mit Eifer in den Kreis
ſeiner Studien.

Um Oſtern 1788 nach Berlin zuruͤckgekehrt und
noch ſchwankend, ob er die theologiſche Laufbahn ver¬
folgen oder ſich ganz dem Lehr- und Erziehungsfache
widmen ſolle, nahm er, jedoch nur auf kurze Zeit, eine
Lehrerſtelle in einem vornehmen Hauſe an, worauf er,
dem Miniſter Grafen von Hertzberg durch ſeine perſoͤn¬
liche Erſcheinung und ſeine vielverſprechenden Faͤhigkeiten
empfohlen, bei dieſem beruͤhmten Staatsmanne Sekre¬
tair wurde. Eine Anſtellung in dem auswaͤrtigen De¬
partement konnte ihm hier nicht entgehen, und es iſt
kein Zweifel, daß in dieſer Bahn ſeine Faͤhigkeiten volle
Anerkennung gefunden haben wuͤrden; allein der Aus¬
tritt ſeines Goͤnners aus den Geſchaͤften vereitelte dieſe
Hoffnungen. Er ließ ſich dies nicht allzu leid ſein, und
kehrte gern zu dem Unterrichtsfache zuruͤck, wo ihm,
wenn auch minder glaͤnzende, doch um ſo gruͤndlichere
Erfolge beſtimmt waren. Er wurde im Jahre 1791
Lehrer an dem Paͤdagogium und der Realſchule, wo er
ſowohl in den gewoͤhnlichen Schulgegenſtaͤnden, als auch
im Franzoͤſiſchen und Engliſchen den vortrefflichſten
Unterricht ertheilte. Im Jahre 1798 empfing er die
Stelle eines Profeſſors am Friedrich-Wilhelms-Gym¬
naſium, wie auch eines Lehrers der deutſchen Sprache,
der Geographie und Geſchichte bei der Koͤniglichen

21
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0335" n="321"/>
Friedrich Augu&#x017F;t Wolf, aber auch die Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaf¬<lb/>
ten und die Ge&#x017F;chichte zog er mit Eifer in den Kreis<lb/>
&#x017F;einer Studien.</p><lb/>
          <p>Um O&#x017F;tern <hi rendition="#b">1788</hi> nach Berlin zuru&#x0364;ckgekehrt und<lb/>
noch &#x017F;chwankend, ob er die theologi&#x017F;che Laufbahn ver¬<lb/>
folgen oder &#x017F;ich ganz dem Lehr- und Erziehungsfache<lb/>
widmen &#x017F;olle, nahm er, jedoch nur auf kurze Zeit, eine<lb/>
Lehrer&#x017F;telle in einem vornehmen Hau&#x017F;e an, worauf er,<lb/>
dem Mini&#x017F;ter Grafen von Hertzberg durch &#x017F;eine per&#x017F;o&#x0364;<lb/>
liche Er&#x017F;cheinung und &#x017F;eine vielver&#x017F;prechenden Fa&#x0364;higkeiten<lb/>
empfohlen, bei die&#x017F;em beru&#x0364;hmten Staatsmanne Sekre¬<lb/>
tair wurde. Eine An&#x017F;tellung in dem auswa&#x0364;rtigen De¬<lb/>
partement konnte ihm hier nicht entgehen, und es i&#x017F;t<lb/>
kein Zweifel, daß in die&#x017F;er Bahn &#x017F;eine Fa&#x0364;higkeiten volle<lb/>
Anerkennung gefunden haben wu&#x0364;rden; allein der Aus¬<lb/>
tritt &#x017F;eines Go&#x0364;nners aus den Ge&#x017F;cha&#x0364;ften vereitelte die&#x017F;e<lb/>
Hoffnungen. Er ließ &#x017F;ich dies nicht allzu leid &#x017F;ein, und<lb/>
kehrte gern zu dem Unterrichtsfache zuru&#x0364;ck, wo ihm,<lb/>
wenn auch minder gla&#x0364;nzende, doch um &#x017F;o gru&#x0364;ndlichere<lb/>
Erfolge be&#x017F;timmt waren. Er wurde im Jahre <hi rendition="#b">1791</hi><lb/>
Lehrer an dem Pa&#x0364;dagogium und der Real&#x017F;chule, wo er<lb/>
&#x017F;owohl in den gewo&#x0364;hnlichen Schulgegen&#x017F;ta&#x0364;nden, als auch<lb/>
im Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen und Engli&#x017F;chen den vortrefflich&#x017F;ten<lb/>
Unterricht ertheilte. Im Jahre <hi rendition="#b">1798</hi> empfing er die<lb/>
Stelle eines Profe&#x017F;&#x017F;ors am Friedrich-Wilhelms-Gym¬<lb/>
na&#x017F;ium, wie auch eines Lehrers der deut&#x017F;chen Sprache,<lb/>
der Geographie und Ge&#x017F;chichte bei der Ko&#x0364;niglichen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b">21</hi><lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0335] Friedrich Auguſt Wolf, aber auch die Naturwiſſenſchaf¬ ten und die Geſchichte zog er mit Eifer in den Kreis ſeiner Studien. Um Oſtern 1788 nach Berlin zuruͤckgekehrt und noch ſchwankend, ob er die theologiſche Laufbahn ver¬ folgen oder ſich ganz dem Lehr- und Erziehungsfache widmen ſolle, nahm er, jedoch nur auf kurze Zeit, eine Lehrerſtelle in einem vornehmen Hauſe an, worauf er, dem Miniſter Grafen von Hertzberg durch ſeine perſoͤn¬ liche Erſcheinung und ſeine vielverſprechenden Faͤhigkeiten empfohlen, bei dieſem beruͤhmten Staatsmanne Sekre¬ tair wurde. Eine Anſtellung in dem auswaͤrtigen De¬ partement konnte ihm hier nicht entgehen, und es iſt kein Zweifel, daß in dieſer Bahn ſeine Faͤhigkeiten volle Anerkennung gefunden haben wuͤrden; allein der Aus¬ tritt ſeines Goͤnners aus den Geſchaͤften vereitelte dieſe Hoffnungen. Er ließ ſich dies nicht allzu leid ſein, und kehrte gern zu dem Unterrichtsfache zuruͤck, wo ihm, wenn auch minder glaͤnzende, doch um ſo gruͤndlichere Erfolge beſtimmt waren. Er wurde im Jahre 1791 Lehrer an dem Paͤdagogium und der Realſchule, wo er ſowohl in den gewoͤhnlichen Schulgegenſtaͤnden, als auch im Franzoͤſiſchen und Engliſchen den vortrefflichſten Unterricht ertheilte. Im Jahre 1798 empfing er die Stelle eines Profeſſors am Friedrich-Wilhelms-Gym¬ naſium, wie auch eines Lehrers der deutſchen Sprache, der Geographie und Geſchichte bei der Koͤniglichen 21

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/335
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/335>, abgerufen am 23.04.2024.