Wie heiß mir auch im Herzen brenne Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit, Ich dankbar doch und laut erkenne Der ird'schen Tage Seligkeit.
9.
Hier grub man eine Jungfrau ein; Ihr Geist stieg auf zum ew'gen Licht. Da fühlte sich kein Engel rein, Sie deckten zu ihr Angesicht.
10.
Tiefbrennend ist der Kinder Schmerz, Wenn sie vereint der Aeltern Grab; Denn schwer nur löset sich das Herz Von seines Lebens Wurzeln ab. Doch blutet heißer noch die Wunde, Wenn theure Mitgeborne schwinden, Wenn die Gefährten jeder Stunde Sich nun auf Erden nicht mehr finden. Was aber gleichet dessen Leiden, Der holde Kinder überlebt, Dem Gegenwart und Zukunft scheiden, Der Glück und Hoffnung sich begräbt?
11.
Wo sich der Menschheit Räthsel lösen, Wo Gutes scheidet rein vom Bösen,
8.
Wie heiß mir auch im Herzen brenne Die Sehnſucht nach Unſterblichkeit, Ich dankbar doch und laut erkenne Der ird’ſchen Tage Seligkeit.
9.
Hier grub man eine Jungfrau ein; Ihr Geiſt ſtieg auf zum ew’gen Licht. Da fühlte ſich kein Engel rein, Sie deckten zu ihr Angeſicht.
10.
Tiefbrennend iſt der Kinder Schmerz, Wenn ſie vereint der Aeltern Grab; Denn ſchwer nur löſet ſich das Herz Von ſeines Lebens Wurzeln ab. Doch blutet heißer noch die Wunde, Wenn theure Mitgeborne ſchwinden, Wenn die Gefährten jeder Stunde Sich nun auf Erden nicht mehr finden. Was aber gleichet deſſen Leiden, Der holde Kinder überlebt, Dem Gegenwart und Zukunft ſcheiden, Der Glück und Hoffnung ſich begräbt?
11.
Wo ſich der Menſchheit Räthſel löſen, Wo Gutes ſcheidet rein vom Böſen,
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8.
Wie heiß mir auch im Herzen brenne
Die Sehnſucht nach Unſterblichkeit,
Ich dankbar doch und laut erkenne
Der ird’ſchen Tage Seligkeit.
9.
Hier grub man eine Jungfrau ein;
Ihr Geiſt ſtieg auf zum ew’gen Licht.
Da fühlte ſich kein Engel rein,
Sie deckten zu ihr Angeſicht.
10.
Tiefbrennend iſt der Kinder Schmerz,
Wenn ſie vereint der Aeltern Grab;
Denn ſchwer nur löſet ſich das Herz
Von ſeines Lebens Wurzeln ab.
Doch blutet heißer noch die Wunde,
Wenn theure Mitgeborne ſchwinden,
Wenn die Gefährten jeder Stunde
Sich nun auf Erden nicht mehr finden.
Was aber gleichet deſſen Leiden,
Der holde Kinder überlebt,
Dem Gegenwart und Zukunft ſcheiden,
Der Glück und Hoffnung ſich begräbt?
11.
Wo ſich der Menſchheit Räthſel löſen,
Wo Gutes ſcheidet rein vom Böſen,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/398>, abgerufen am 29.05.2022.
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