Komm, Spindel, komm, die Feder soll dir weichen, Mach, Schreibtisch, mir nicht ferner Müh; Was sollen mir noch der Gedanken Zeichen? Geschwinder denk' ich ohne sie.
Komm, Spindel, komm, ich kann nicht müßig sitzen, Das Nichtsthun ist mir Qual und Tod, Sollt ich mit feiner Arbeit mich erhitzen, Das machte mir die Augen roth.
Doch Bücher! ja, die hätt' ich bald vergessen, Sehr wichtig dem, der sie für nöthig hält, Die Mäuse wollten meine fressen, Da hab' ich sie in' Schrank gestellt.
Komm, Spindel, komm, froh soll die Hand dich lenken; Du läßt mir Kopf und Herze frei; Empfindungsvoll kann ich da fühlend denken; Das andre ist doch Narrenthei.
Fräulein von Klettenberg.
Ueber die von Goethe gefeierte Corona Schröter, deren Leben antik Heitres mit andern Tragischem ver¬ bindet, und die als eine Muse in dem höchsten und geistreichsten Lebenskreise doch nur als eine Fremde erschien, dieses einsah, und sich mit Fassung und An¬ stand zurückzog -- erst aus dem Weltverkehr, dann aus dem Leben -- theilen wir vielleicht in der Folge einige nähere Betrachtungen mit.
Komm, Spindel, komm, die Feder ſoll dir weichen, Mach, Schreibtiſch, mir nicht ferner Muͤh; Was ſollen mir noch der Gedanken Zeichen? Geſchwinder denk' ich ohne ſie.
Komm, Spindel, komm, ich kann nicht muͤßig ſitzen, Das Nichtsthun iſt mir Qual und Tod, Sollt ich mit feiner Arbeit mich erhitzen, Das machte mir die Augen roth.
Doch Buͤcher! ja, die haͤtt' ich bald vergeſſen, Sehr wichtig dem, der ſie fuͤr noͤthig haͤlt, Die Maͤuſe wollten meine freſſen, Da hab' ich ſie in' Schrank geſtellt.
Komm, Spindel, komm, froh ſoll die Hand dich lenken; Du laͤßt mir Kopf und Herze frei; Empfindungsvoll kann ich da fuͤhlend denken; Das andre iſt doch Narrenthei.
Fraͤulein von Klettenberg.
Ueber die von Goethe gefeierte Corona Schroͤter, deren Leben antik Heitres mit andern Tragiſchem ver¬ bindet, und die als eine Muſe in dem hoͤchſten und geiſtreichſten Lebenskreiſe doch nur als eine Fremde erſchien, dieſes einſah, und ſich mit Faſſung und An¬ ſtand zuruͤckzog — erſt aus dem Weltverkehr, dann aus dem Leben — theilen wir vielleicht in der Folge einige naͤhere Betrachtungen mit.
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Komm, Spindel, komm, die Feder ſoll dir weichen,
Mach, Schreibtiſch, mir nicht ferner Muͤh;
Was ſollen mir noch der Gedanken Zeichen?
Geſchwinder denk' ich ohne ſie.
Komm, Spindel, komm, ich kann nicht muͤßig ſitzen,
Das Nichtsthun iſt mir Qual und Tod,
Sollt ich mit feiner Arbeit mich erhitzen,
Das machte mir die Augen roth.
Doch Buͤcher! ja, die haͤtt' ich bald vergeſſen,
Sehr wichtig dem, der ſie fuͤr noͤthig haͤlt,
Die Maͤuſe wollten meine freſſen,
Da hab' ich ſie in' Schrank geſtellt.
Komm, Spindel, komm, froh ſoll die Hand dich lenken;
Du laͤßt mir Kopf und Herze frei;
Empfindungsvoll kann ich da fuͤhlend denken;
Das andre iſt doch Narrenthei.
Fraͤulein von Klettenberg.
Ueber die von Goethe gefeierte Corona Schroͤter,
deren Leben antik Heitres mit andern Tragiſchem ver¬
bindet, und die als eine Muſe in dem hoͤchſten und
geiſtreichſten Lebenskreiſe doch nur als eine Fremde
erſchien, dieſes einſah, und ſich mit Faſſung und An¬
ſtand zuruͤckzog — erſt aus dem Weltverkehr, dann
aus dem Leben — theilen wir vielleicht in der Folge
einige naͤhere Betrachtungen mit.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 1. Mannheim, 1837, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten01_1837/476>, abgerufen am 17.08.2022.
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