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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

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An Gustav von Brinckmann, in Berlin.


-- Gestern früh schickt mir der Prinz de Ligne für Sie
diese Verse hier, und die ich vortrefflich finde; genug ich gou-
tire sie ohne sie loben zu können, wie mir das immer geht.
Aber es freut mich, Ihnen Einmal in meinem Leben mehr als
schlecht abgefaßte Danksagungen schicken zu können. Ich habe
diese Verse und die Ihrigen jedem hier gezeigt, der es werth
ist. Die Gräfin Pachta findet sie außerordentlich. Zeigen Sie
sie wenigstens Mad. Liman und meiner Familie, und dem
Prinzen Louis, weil er alles goutirt.

Es ist mir leid, Burgsdorf nicht in Berlin zu finden, und
noch mehr, die Bekanntschaft der Frau von Humboldt zu
versäumen. -- Ich bin außer mir vor Freude, daß Mad. V.
Frieden geschlossen hat. Gottlob! so wird man doch wieder
einen Menschen sehen; der allein denkt, handelt, fühlt; und
den die Andern eigensinnig nennen. Wenn's ihr nur gut
geht! denn ich kann mir gar nicht denken, daß die Ursachen,
die sie in Berlin quälten, zur Hölle zurück sein sollten. --

Ich hab' einen Grafen Einsiedel kennen lernen, der mit
Ihnen auf der Schule war, in Italien gereist ist, und jetzt in
Dresden ist, wo ich ihn sehen werde. Von hier ist er schon
lange weg. Er gefällt mir; er versteht Musik, und liebt
Wahrheit.

Wollen Sie wohl einen Gedanken, den ich hatte -- Sie
haben mir dies schon so lange proponirt -- in hochtrabende

An Guſtav von Brinckmann, in Berlin.


— Geſtern früh ſchickt mir der Prinz de Ligne für Sie
dieſe Verſe hier, und die ich vortrefflich finde; genug ich gou-
tire ſie ohne ſie loben zu können, wie mir das immer geht.
Aber es freut mich, Ihnen Einmal in meinem Leben mehr als
ſchlecht abgefaßte Dankſagungen ſchicken zu können. Ich habe
dieſe Verſe und die Ihrigen jedem hier gezeigt, der es werth
iſt. Die Gräfin Pachta findet ſie außerordentlich. Zeigen Sie
ſie wenigſtens Mad. Liman und meiner Familie, und dem
Prinzen Louis, weil er alles goutirt.

Es iſt mir leid, Burgsdorf nicht in Berlin zu finden, und
noch mehr, die Bekanntſchaft der Frau von Humboldt zu
verſäumen. — Ich bin außer mir vor Freude, daß Mad. V.
Frieden geſchloſſen hat. Gottlob! ſo wird man doch wieder
einen Menſchen ſehen; der allein denkt, handelt, fühlt; und
den die Andern eigenſinnig nennen. Wenn’s ihr nur gut
geht! denn ich kann mir gar nicht denken, daß die Urſachen,
die ſie in Berlin quälten, zur Hölle zurück ſein ſollten. —

Ich hab’ einen Grafen Einſiedel kennen lernen, der mit
Ihnen auf der Schule war, in Italien gereiſt iſt, und jetzt in
Dresden iſt, wo ich ihn ſehen werde. Von hier iſt er ſchon
lange weg. Er gefällt mir; er verſteht Muſik, und liebt
Wahrheit.

Wollen Sie wohl einen Gedanken, den ich hatte — Sie
haben mir dies ſchon ſo lange proponirt — in hochtrabende

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[154/0168] An Guſtav von Brinckmann, in Berlin. Töplitz, den 4. September 1795. — Geſtern früh ſchickt mir der Prinz de Ligne für Sie dieſe Verſe hier, und die ich vortrefflich finde; genug ich gou- tire ſie ohne ſie loben zu können, wie mir das immer geht. Aber es freut mich, Ihnen Einmal in meinem Leben mehr als ſchlecht abgefaßte Dankſagungen ſchicken zu können. Ich habe dieſe Verſe und die Ihrigen jedem hier gezeigt, der es werth iſt. Die Gräfin Pachta findet ſie außerordentlich. Zeigen Sie ſie wenigſtens Mad. Liman und meiner Familie, und dem Prinzen Louis, weil er alles goutirt. Es iſt mir leid, Burgsdorf nicht in Berlin zu finden, und noch mehr, die Bekanntſchaft der Frau von Humboldt zu verſäumen. — Ich bin außer mir vor Freude, daß Mad. V. Frieden geſchloſſen hat. Gottlob! ſo wird man doch wieder einen Menſchen ſehen; der allein denkt, handelt, fühlt; und den die Andern eigenſinnig nennen. Wenn’s ihr nur gut geht! denn ich kann mir gar nicht denken, daß die Urſachen, die ſie in Berlin quälten, zur Hölle zurück ſein ſollten. — Ich hab’ einen Grafen Einſiedel kennen lernen, der mit Ihnen auf der Schule war, in Italien gereiſt iſt, und jetzt in Dresden iſt, wo ich ihn ſehen werde. Von hier iſt er ſchon lange weg. Er gefällt mir; er verſteht Muſik, und liebt Wahrheit. Wollen Sie wohl einen Gedanken, den ich hatte — Sie haben mir dies ſchon ſo lange proponirt — in hochtrabende

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/168>, abgerufen am 28.03.2024.