und daß es grade die gute ist, die mir diesen Streich spielt. Es ist wahr, daß ich immer an das Wesentliche denke, wovon ich lese, und daß ich alle Mittel dazu nur so schnell als mög- lich brauche, und sie dann vergesse; ich ordne mir alles, was ich höre und lese, zu einem Ganzen, und werd' ich in diesem Geschäft auch oft an Dinge erinnert, die hier nicht eigentlich hingehören, so lege ich auch die geschwind an ihren Ort, und packe weiter, aber ohne jemals an die Mittel zu denken, die ich nun einmal habe und auswendig weiß. Daher lerne ich nichts, und daher kann ich auch sehr schwer jemand etwas lehren; Alle, die mir Unterricht geben, fangen an, mir etwas herzupredigen, das immer aus einem Gesichtspunkt genommen ist, woraus ich diese Sache nicht nehme; nun sprechen sie Stunden lang ohne allen Zusammenhang für mich, ich höre aber doch mit der größten Anstrengung zu, denn unter allen diesen Dingen sagen sie doch etwas, das ich schon längst ein- mal gern habe wissen wollen, und was ich in meinem Kram brauchen kann; so ist mir's noch mit allen Meistern gegan- gen, und so verstehe ich erst jetzt, was sie mir sonst gesagt, und ich noch behalten habe; wie ich nie Antworten in der Art verstehe, wozu ich die Fragen nicht gemacht habe, und so ein Meister sagt einem Antworten dutzendweise hinter ein- ander her, und die soll man behalten! Ich glaube aber nicht wie Sie, daß ich, wenn ich französisch schriebe, weniger Fehler machte. -- Es ist mir recht innerlich lieb, daß Sie jetzt fleißig sind; Kenntnisse sind die einzige Macht, die man sich ver- schaffen kann, wenn man sie nicht hat, Macht ist Kraft, und Kraft ist alles; findet man denn einmal am Ende, daß
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und daß es grade die gute iſt, die mir dieſen Streich ſpielt. Es iſt wahr, daß ich immer an das Weſentliche denke, wovon ich leſe, und daß ich alle Mittel dazu nur ſo ſchnell als mög- lich brauche, und ſie dann vergeſſe; ich ordne mir alles, was ich höre und leſe, zu einem Ganzen, und werd’ ich in dieſem Geſchäft auch oft an Dinge erinnert, die hier nicht eigentlich hingehören, ſo lege ich auch die geſchwind an ihren Ort, und packe weiter, aber ohne jemals an die Mittel zu denken, die ich nun einmal habe und auswendig weiß. Daher lerne ich nichts, und daher kann ich auch ſehr ſchwer jemand etwas lehren; Alle, die mir Unterricht geben, fangen an, mir etwas herzupredigen, das immer aus einem Geſichtspunkt genommen iſt, woraus ich dieſe Sache nicht nehme; nun ſprechen ſie Stunden lang ohne allen Zuſammenhang für mich, ich höre aber doch mit der größten Anſtrengung zu, denn unter allen dieſen Dingen ſagen ſie doch etwas, das ich ſchon längſt ein- mal gern habe wiſſen wollen, und was ich in meinem Kram brauchen kann; ſo iſt mir’s noch mit allen Meiſtern gegan- gen, und ſo verſtehe ich erſt jetzt, was ſie mir ſonſt geſagt, und ich noch behalten habe; wie ich nie Antworten in der Art verſtehe, wozu ich die Fragen nicht gemacht habe, und ſo ein Meiſter ſagt einem Antworten dutzendweiſe hinter ein- ander her, und die ſoll man behalten! Ich glaube aber nicht wie Sie, daß ich, wenn ich franzöſiſch ſchriebe, weniger Fehler machte. — Es iſt mir recht innerlich lieb, daß Sie jetzt fleißig ſind; Kenntniſſe ſind die einzige Macht, die man ſich ver- ſchaffen kann, wenn man ſie nicht hat, Macht iſt Kraft, und Kraft iſt alles; findet man denn einmal am Ende, daß
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und daß es grade die gute iſt, die mir dieſen Streich ſpielt.
Es iſt wahr, daß ich immer an das Weſentliche denke, wovon
ich leſe, und daß ich alle Mittel dazu nur ſo ſchnell als mög-
lich brauche, und ſie dann vergeſſe; ich ordne mir alles, was
ich höre und leſe, zu einem Ganzen, und werd’ ich in dieſem
Geſchäft auch oft an Dinge erinnert, die hier nicht eigentlich
hingehören, ſo lege ich auch die geſchwind an ihren Ort, und
packe weiter, aber ohne jemals an die Mittel zu denken, die
ich nun einmal habe und auswendig weiß. Daher lerne ich
nichts, und daher kann ich auch ſehr ſchwer jemand etwas
lehren; Alle, die mir Unterricht geben, fangen an, mir etwas
herzupredigen, das immer aus einem Geſichtspunkt genommen
iſt, woraus ich dieſe Sache nicht nehme; nun ſprechen ſie
Stunden lang ohne allen Zuſammenhang für mich, ich höre
aber doch mit der größten Anſtrengung zu, denn unter allen
dieſen Dingen ſagen ſie doch etwas, das ich ſchon längſt ein-
mal gern habe wiſſen wollen, und was ich in meinem Kram
brauchen kann; ſo iſt mir’s noch mit allen Meiſtern gegan-
gen, und ſo verſtehe ich erſt jetzt, was ſie mir ſonſt geſagt,
und ich noch behalten habe; wie ich nie Antworten in der
Art verſtehe, wozu ich die Fragen nicht gemacht habe, und
ſo ein Meiſter ſagt einem Antworten dutzendweiſe hinter ein-
ander her, und die ſoll man behalten! Ich glaube aber nicht
wie Sie, daß ich, wenn ich franzöſiſch ſchriebe, weniger Fehler
machte. — Es iſt mir recht innerlich lieb, daß Sie jetzt fleißig
ſind; Kenntniſſe ſind die einzige Macht, die man ſich ver-
ſchaffen kann, wenn man ſie nicht hat, Macht iſt Kraft,
und Kraft iſt alles; findet man denn einmal am Ende, daß
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/79>, abgerufen am 13.10.2024.
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