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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Jch mußte fort, das sahe ich ein. Meine
Papiere waren allein schon hinreichend mir den
Prozeß zu machen. Außer einigen launenhaf-
ten possenmäßigen Sachen, die ich zu meiner
Lust aufgefetzt, in denen ich das würdige Ve-
nedig nicht geschont hatte, waren auch einige
Briefe und Billets vorhanden von Frauen,
welche die Richter etwas nahe angingen, und
die ich unvorsichtiger Weise nicht vernichtet hat-
te. Gnade war also nicht zu hoffen. Jch
machte mich sogleich auf den Weg, und em-
pfahl meinen guten Deutschen mich bald in
Rom aufzusuchen. Sie versprachen es mir.
Der Aufenthalt in Venedig war ihnen durch
diese Begebenheit verleidet, auch hatten sie in
der That viel Anhänglichkeit für mich. Sie
wollten durchaus etwas Deutsches an mir fin-
den, ich hätte es ihnen gern und mit Vergnü-
gen geglaubt, hätten die Lords nicht zu gleicher
Zeit behauptet, ich habe viel von einem Eng-
länder an mir.



Jch mußte fort, das ſahe ich ein. Meine
Papiere waren allein ſchon hinreichend mir den
Prozeß zu machen. Außer einigen launenhaf-
ten poſſenmaͤßigen Sachen, die ich zu meiner
Luſt aufgefetzt, in denen ich das wuͤrdige Ve-
nedig nicht geſchont hatte, waren auch einige
Briefe und Billets vorhanden von Frauen,
welche die Richter etwas nahe angingen, und
die ich unvorſichtiger Weiſe nicht vernichtet hat-
te. Gnade war alſo nicht zu hoffen. Jch
machte mich ſogleich auf den Weg, und em-
pfahl meinen guten Deutſchen mich bald in
Rom aufzuſuchen. Sie verſprachen es mir.
Der Aufenthalt in Venedig war ihnen durch
dieſe Begebenheit verleidet, auch hatten ſie in
der That viel Anhaͤnglichkeit fuͤr mich. Sie
wollten durchaus etwas Deutſches an mir fin-
den, ich haͤtte es ihnen gern und mit Vergnuͤ-
gen geglaubt, haͤtten die Lords nicht zu gleicher
Zeit behauptet, ich habe viel von einem Eng-
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[164/0172] Jch mußte fort, das ſahe ich ein. Meine Papiere waren allein ſchon hinreichend mir den Prozeß zu machen. Außer einigen launenhaf- ten poſſenmaͤßigen Sachen, die ich zu meiner Luſt aufgefetzt, in denen ich das wuͤrdige Ve- nedig nicht geſchont hatte, waren auch einige Briefe und Billets vorhanden von Frauen, welche die Richter etwas nahe angingen, und die ich unvorſichtiger Weiſe nicht vernichtet hat- te. Gnade war alſo nicht zu hoffen. Jch machte mich ſogleich auf den Weg, und em- pfahl meinen guten Deutſchen mich bald in Rom aufzuſuchen. Sie verſprachen es mir. Der Aufenthalt in Venedig war ihnen durch dieſe Begebenheit verleidet, auch hatten ſie in der That viel Anhaͤnglichkeit fuͤr mich. Sie wollten durchaus etwas Deutſches an mir fin- den, ich haͤtte es ihnen gern und mit Vergnuͤ- gen geglaubt, haͤtten die Lords nicht zu gleicher Zeit behauptet, ich habe viel von einem Eng- laͤnder an mir.

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/172>, abgerufen am 29.03.2024.