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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Klasse der Reptilien. (Reptilia.)


Die Thiere, welche wir in dieser Klasse zusammenfassen, zeichnen
sich von den beiden höheren Wirbelthierklassen sogleich durch einen
Charakter aus, welchen sie mit der Gruppe der niederen Wirbelthiere
gemein haben: sie besitzen kaltes Blut, dessen Temperatur stets im
Einklange mit dem Wärmegrade der Umgebung steht und nur um ein
Weniges sich über denselben erhebt. Die äußere Körperform dieser
Thiere ist ebenso wenig übereinstimmend, als diejenige der Lurche;
meist indeß herrscht die Entwicklung der Wirbelsäule derjenigen der
Gliedmaßen gegenüber bedeutend vor. Der ganze Körper erscheint
lang gestreckt, bald vollkommen fußlos, wie bei den Schlangen, bald
mit nur kurzen Füßen versehen, die gewöhnlich unfähig sind, den Leib
vollkommen zu tragen. In der That schleift bei den Eidechsen, bei
welchen die Füße noch am meisten entwickelt sind, die ganze Unter-
fläche des Körpers fast beständig auf der Erde hin und die kurzen
Beine sind so sehr seitlich gestellt, daß sie mehr wie nach außen gerich-
tete Hebel zum Fortschieben des schlangenartig sich windenden Körpers,
denn wie Stützen desselben wirken können. Bei einer wichtigen Ord-
nung der Reptilien, bei den Schildkröten, tritt im Gegensatze zu den
Schlangen, Eidechsen und Krokodilen die Breitedimension des Körpers
mehr hervor, so daß dieser in Form einer platten Scheibe erscheint,
die zuweilen eine fast rundliche Gestalt hat. Bei allen Reptilien ohne
Ausnahme ist der Schwanz bedeutend entwickelt, bei vielen sogar
übertrifft er weit die Länge des Körpers, während dagegen der Hals
entweder ganz fehlt oder nur kurz ist und höchstens bei den Schild-
kröten eine bedeutende Beweglichkeit und Länge erhält.


Klaſſe der Reptilien. (Reptilia.)


Die Thiere, welche wir in dieſer Klaſſe zuſammenfaſſen, zeichnen
ſich von den beiden höheren Wirbelthierklaſſen ſogleich durch einen
Charakter aus, welchen ſie mit der Gruppe der niederen Wirbelthiere
gemein haben: ſie beſitzen kaltes Blut, deſſen Temperatur ſtets im
Einklange mit dem Wärmegrade der Umgebung ſteht und nur um ein
Weniges ſich über denſelben erhebt. Die äußere Körperform dieſer
Thiere iſt ebenſo wenig übereinſtimmend, als diejenige der Lurche;
meiſt indeß herrſcht die Entwicklung der Wirbelſäule derjenigen der
Gliedmaßen gegenüber bedeutend vor. Der ganze Körper erſcheint
lang geſtreckt, bald vollkommen fußlos, wie bei den Schlangen, bald
mit nur kurzen Füßen verſehen, die gewöhnlich unfähig ſind, den Leib
vollkommen zu tragen. In der That ſchleift bei den Eidechſen, bei
welchen die Füße noch am meiſten entwickelt ſind, die ganze Unter-
fläche des Körpers faſt beſtändig auf der Erde hin und die kurzen
Beine ſind ſo ſehr ſeitlich geſtellt, daß ſie mehr wie nach außen gerich-
tete Hebel zum Fortſchieben des ſchlangenartig ſich windenden Körpers,
denn wie Stützen deſſelben wirken können. Bei einer wichtigen Ord-
nung der Reptilien, bei den Schildkröten, tritt im Gegenſatze zu den
Schlangen, Eidechſen und Krokodilen die Breitedimenſion des Körpers
mehr hervor, ſo daß dieſer in Form einer platten Scheibe erſcheint,
die zuweilen eine faſt rundliche Geſtalt hat. Bei allen Reptilien ohne
Ausnahme iſt der Schwanz bedeutend entwickelt, bei vielen ſogar
übertrifft er weit die Länge des Körpers, während dagegen der Hals
entweder ganz fehlt oder nur kurz iſt und höchſtens bei den Schild-
kröten eine bedeutende Beweglichkeit und Länge erhält.


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[226/0232] Klaſſe der Reptilien. (Reptilia.) Die Thiere, welche wir in dieſer Klaſſe zuſammenfaſſen, zeichnen ſich von den beiden höheren Wirbelthierklaſſen ſogleich durch einen Charakter aus, welchen ſie mit der Gruppe der niederen Wirbelthiere gemein haben: ſie beſitzen kaltes Blut, deſſen Temperatur ſtets im Einklange mit dem Wärmegrade der Umgebung ſteht und nur um ein Weniges ſich über denſelben erhebt. Die äußere Körperform dieſer Thiere iſt ebenſo wenig übereinſtimmend, als diejenige der Lurche; meiſt indeß herrſcht die Entwicklung der Wirbelſäule derjenigen der Gliedmaßen gegenüber bedeutend vor. Der ganze Körper erſcheint lang geſtreckt, bald vollkommen fußlos, wie bei den Schlangen, bald mit nur kurzen Füßen verſehen, die gewöhnlich unfähig ſind, den Leib vollkommen zu tragen. In der That ſchleift bei den Eidechſen, bei welchen die Füße noch am meiſten entwickelt ſind, die ganze Unter- fläche des Körpers faſt beſtändig auf der Erde hin und die kurzen Beine ſind ſo ſehr ſeitlich geſtellt, daß ſie mehr wie nach außen gerich- tete Hebel zum Fortſchieben des ſchlangenartig ſich windenden Körpers, denn wie Stützen deſſelben wirken können. Bei einer wichtigen Ord- nung der Reptilien, bei den Schildkröten, tritt im Gegenſatze zu den Schlangen, Eidechſen und Krokodilen die Breitedimenſion des Körpers mehr hervor, ſo daß dieſer in Form einer platten Scheibe erſcheint, die zuweilen eine faſt rundliche Geſtalt hat. Bei allen Reptilien ohne Ausnahme iſt der Schwanz bedeutend entwickelt, bei vielen ſogar übertrifft er weit die Länge des Körpers, während dagegen der Hals entweder ganz fehlt oder nur kurz iſt und höchſtens bei den Schild- kröten eine bedeutende Beweglichkeit und Länge erhält.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/232>, abgerufen am 18.04.2024.