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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Die Familie der Ottern (Viperida) hat mit den vorigen den

[Abbildung] Fig. 1163.

Kopf der Kreuzotter (Pelias
berus)
, ron oben gesehen.

breiten stumpfen Kopf, den plumpen Körper,
den kurzen Schwanz und die meist stark ge-
kielten Schuppen gemein, unterscheidet sich aber
durch den Mangel der charakteristischen Grube
unter den Nasenlöchern. Der Kopf ist bald
durchgängig geschuppt, bald vorn mit kleinen
Schildchen bekleidet. Die gewöhnliche Kreuz-
otter, welche bis hoch nach Schweden hinauf-
geht und in manchen sumpfigen Gegenden
Deutschlands nicht selten ist, gehört dieser Fa-
milie an, welche nur den alten Continent be-
wohnt und deren verschiedene Arten keine sehr
bedeutende Größe erreichen. Pelias; Vipera;
Echis; Acanthophis
.

Reihe der Giftnattern mit bezahntem Oberkiefer.

Die Familie der Seeschlangen (Hydrida) erreicht eine nur un-
bedeutende Länge von höchstens vier Fuß, zeichnet sich aber auf den
ersten Blick durch den kurzen Schwanz aus, der von der Seite zu-
sammengedrückt und stark gekielt ist, so daß er ein vertikal gestelltes
Ruder darstellt. Meist ist auch der Leib ziemlich stark seitlich zusam-
gedrückt oder gekielt und an der Bauchseite ebenfalls mit Schuppen,
nur selten mit Schildchen bekleidet. Der ziemlich spitze Kopf ist von
dem Halse nicht abgesetzt und größtentheils mit Schildern bedeckt; die
Nasenlöcher stehen oben auf der Schnauze, ziemlich nahe der Mittel-
linie und können mit einer Klappe verschlossen werden. Der Ober-
kiefer ist ziemlich lang und trägt vorn die kurzen, unbeweglich fest-
stehenden, auf der convexen Seite fein geschlitzten Giftzähne, hinter
denen noch mehrere kleine volle Hakenzähne folgen. Die sehr agilen
Schlangen finden sich nur im indischen Oceane, besonders im Sunda-
archipel, sollen äußerst giftig sein und bald sterben, wenn man sie in
süßes Wasser thut, eine Sage, die gar keinen Grund haben kann,
da es von einigen Arten bekannt ist, daß sie in die Mündungen der
Flüsse kommen und außerdem nicht abzusehen ist, weßhalb ein Thier,
für welches das Meerwasser nur Aufenthaltsort, nicht aber Medium
der Athmung ist, im süßen Wasser sterben soll. Hydrus; Hydrophis;
Pelamys; Platurus
.


17*

Die Familie der Ottern (Viperida) hat mit den vorigen den

[Abbildung] Fig. 1163.

Kopf der Kreuzotter (Pelias
berus)
, ron oben geſehen.

breiten ſtumpfen Kopf, den plumpen Körper,
den kurzen Schwanz und die meiſt ſtark ge-
kielten Schuppen gemein, unterſcheidet ſich aber
durch den Mangel der charakteriſtiſchen Grube
unter den Naſenlöchern. Der Kopf iſt bald
durchgängig geſchuppt, bald vorn mit kleinen
Schildchen bekleidet. Die gewöhnliche Kreuz-
otter, welche bis hoch nach Schweden hinauf-
geht und in manchen ſumpfigen Gegenden
Deutſchlands nicht ſelten iſt, gehört dieſer Fa-
milie an, welche nur den alten Continent be-
wohnt und deren verſchiedene Arten keine ſehr
bedeutende Größe erreichen. Pelias; Vipera;
Echis; Acanthophis
.

Reihe der Giftnattern mit bezahntem Oberkiefer.

Die Familie der Seeſchlangen (Hydrida) erreicht eine nur un-
bedeutende Länge von höchſtens vier Fuß, zeichnet ſich aber auf den
erſten Blick durch den kurzen Schwanz aus, der von der Seite zu-
ſammengedrückt und ſtark gekielt iſt, ſo daß er ein vertikal geſtelltes
Ruder darſtellt. Meiſt iſt auch der Leib ziemlich ſtark ſeitlich zuſam-
gedrückt oder gekielt und an der Bauchſeite ebenfalls mit Schuppen,
nur ſelten mit Schildchen bekleidet. Der ziemlich ſpitze Kopf iſt von
dem Halſe nicht abgeſetzt und größtentheils mit Schildern bedeckt; die
Naſenlöcher ſtehen oben auf der Schnauze, ziemlich nahe der Mittel-
linie und können mit einer Klappe verſchloſſen werden. Der Ober-
kiefer iſt ziemlich lang und trägt vorn die kurzen, unbeweglich feſt-
ſtehenden, auf der convexen Seite fein geſchlitzten Giftzähne, hinter
denen noch mehrere kleine volle Hakenzähne folgen. Die ſehr agilen
Schlangen finden ſich nur im indiſchen Oceane, beſonders im Sunda-
archipel, ſollen äußerſt giftig ſein und bald ſterben, wenn man ſie in
ſüßes Waſſer thut, eine Sage, die gar keinen Grund haben kann,
da es von einigen Arten bekannt iſt, daß ſie in die Mündungen der
Flüſſe kommen und außerdem nicht abzuſehen iſt, weßhalb ein Thier,
für welches das Meerwaſſer nur Aufenthaltsort, nicht aber Medium
der Athmung iſt, im ſüßen Waſſer ſterben ſoll. Hydrus; Hydrophis;
Pelamys; Platurus
.


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[259/0265] Die Familie der Ottern (Viperida) hat mit den vorigen den [Abbildung Fig. 1163. Kopf der Kreuzotter (Pelias berus), ron oben geſehen.] breiten ſtumpfen Kopf, den plumpen Körper, den kurzen Schwanz und die meiſt ſtark ge- kielten Schuppen gemein, unterſcheidet ſich aber durch den Mangel der charakteriſtiſchen Grube unter den Naſenlöchern. Der Kopf iſt bald durchgängig geſchuppt, bald vorn mit kleinen Schildchen bekleidet. Die gewöhnliche Kreuz- otter, welche bis hoch nach Schweden hinauf- geht und in manchen ſumpfigen Gegenden Deutſchlands nicht ſelten iſt, gehört dieſer Fa- milie an, welche nur den alten Continent be- wohnt und deren verſchiedene Arten keine ſehr bedeutende Größe erreichen. Pelias; Vipera; Echis; Acanthophis. Reihe der Giftnattern mit bezahntem Oberkiefer. Die Familie der Seeſchlangen (Hydrida) erreicht eine nur un- bedeutende Länge von höchſtens vier Fuß, zeichnet ſich aber auf den erſten Blick durch den kurzen Schwanz aus, der von der Seite zu- ſammengedrückt und ſtark gekielt iſt, ſo daß er ein vertikal geſtelltes Ruder darſtellt. Meiſt iſt auch der Leib ziemlich ſtark ſeitlich zuſam- gedrückt oder gekielt und an der Bauchſeite ebenfalls mit Schuppen, nur ſelten mit Schildchen bekleidet. Der ziemlich ſpitze Kopf iſt von dem Halſe nicht abgeſetzt und größtentheils mit Schildern bedeckt; die Naſenlöcher ſtehen oben auf der Schnauze, ziemlich nahe der Mittel- linie und können mit einer Klappe verſchloſſen werden. Der Ober- kiefer iſt ziemlich lang und trägt vorn die kurzen, unbeweglich feſt- ſtehenden, auf der convexen Seite fein geſchlitzten Giftzähne, hinter denen noch mehrere kleine volle Hakenzähne folgen. Die ſehr agilen Schlangen finden ſich nur im indiſchen Oceane, beſonders im Sunda- archipel, ſollen äußerſt giftig ſein und bald ſterben, wenn man ſie in ſüßes Waſſer thut, eine Sage, die gar keinen Grund haben kann, da es von einigen Arten bekannt iſt, daß ſie in die Mündungen der Flüſſe kommen und außerdem nicht abzuſehen iſt, weßhalb ein Thier, für welches das Meerwaſſer nur Aufenthaltsort, nicht aber Medium der Athmung iſt, im ſüßen Waſſer ſterben ſoll. Hydrus; Hydrophis; Pelamys; Platurus. 17*

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/265>, abgerufen am 19.04.2024.