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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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niemals besondere Hüllen, die ihn einschließen, wie die Schafhaut oder
die Harnhaut; seine Bauchwandungen schließen sich einfach über dem
Dotter zusammen, ohne sich nach außen umzuschlagen oder in irgend
einer Weise zu einer Hüllenbildung vorzuschreiten. Der Embryo zeigt
eine gerade Schädelbasis, auf welcher die Hirnmasse platt aufliegt
und die nur in soweit bogenförmig gekrümmt ist, als dieß der Krüm-
mung der Außenfläche des Dotters entspricht. Alle die Embryonen,
welche dieser niederen Gruppe angehören, athmen wirklich durch Kie-
men und zeigen zu diesem Endzwecke auf den Kiemenbogen des Halses
mehr oder minder ausgebildete Franzen, auf denen sich die Capillar-
netze der Blutgefäße verbreiten. Bei den meisten Thieren dieser
Gruppe findet Kiemenathmung allein während des ganzen Lebens statt,
bei anderen erhalten sich die Kiemen auch neben den Lungen während
der ganzen Zeit der Existenz, bei noch anderen finden sie sich nur wäh-
rend einer gewissen Periode zur Zeit des Larvenlebens und werden
später durch wahrhafte Lungen ersetzt. Zu dieser Abtheilung der nie-
deren Wirbelthiere, die ganz allgemein rothes, kaltes Blut haben,
gehören zwei Klassen:

[Abbildung] Fig. 927.

Das Petermännchen (Trachinus vipera).

Die Fische (Pisces), einzig zu dem Aufenthalte im Wasser
bestimmt, mit blindsackähnlichen Nasengruben und einem einfachen, aus
einer Vorkammer und einer Kammer bestehenden Herzen; sie athmen
ihr ganzes Leben hindurch mittelst Kiemen und besitzen niemals eigent-
liche an der Bauchseite des Schlundes sich öffnende Lungen.

[Abbildung] Fig. 928.

Der Laubfrosch (Hyla arborea).

Die zweite Klasse, welche dieser Gruppe angehört, wird von den

niemals beſondere Hüllen, die ihn einſchließen, wie die Schafhaut oder
die Harnhaut; ſeine Bauchwandungen ſchließen ſich einfach über dem
Dotter zuſammen, ohne ſich nach außen umzuſchlagen oder in irgend
einer Weiſe zu einer Hüllenbildung vorzuſchreiten. Der Embryo zeigt
eine gerade Schädelbaſis, auf welcher die Hirnmaſſe platt aufliegt
und die nur in ſoweit bogenförmig gekrümmt iſt, als dieß der Krüm-
mung der Außenfläche des Dotters entſpricht. Alle die Embryonen,
welche dieſer niederen Gruppe angehören, athmen wirklich durch Kie-
men und zeigen zu dieſem Endzwecke auf den Kiemenbogen des Halſes
mehr oder minder ausgebildete Franzen, auf denen ſich die Capillar-
netze der Blutgefäße verbreiten. Bei den meiſten Thieren dieſer
Gruppe findet Kiemenathmung allein während des ganzen Lebens ſtatt,
bei anderen erhalten ſich die Kiemen auch neben den Lungen während
der ganzen Zeit der Exiſtenz, bei noch anderen finden ſie ſich nur wäh-
rend einer gewiſſen Periode zur Zeit des Larvenlebens und werden
ſpäter durch wahrhafte Lungen erſetzt. Zu dieſer Abtheilung der nie-
deren Wirbelthiere, die ganz allgemein rothes, kaltes Blut haben,
gehören zwei Klaſſen:

[Abbildung] Fig. 927.

Das Petermännchen (Trachinus vipera).

Die Fiſche (Pisces), einzig zu dem Aufenthalte im Waſſer
beſtimmt, mit blindſackähnlichen Naſengruben und einem einfachen, aus
einer Vorkammer und einer Kammer beſtehenden Herzen; ſie athmen
ihr ganzes Leben hindurch mittelſt Kiemen und beſitzen niemals eigent-
liche an der Bauchſeite des Schlundes ſich öffnende Lungen.

[Abbildung] Fig. 928.

Der Laubfroſch (Hyla arborea).

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[23/0029] niemals beſondere Hüllen, die ihn einſchließen, wie die Schafhaut oder die Harnhaut; ſeine Bauchwandungen ſchließen ſich einfach über dem Dotter zuſammen, ohne ſich nach außen umzuſchlagen oder in irgend einer Weiſe zu einer Hüllenbildung vorzuſchreiten. Der Embryo zeigt eine gerade Schädelbaſis, auf welcher die Hirnmaſſe platt aufliegt und die nur in ſoweit bogenförmig gekrümmt iſt, als dieß der Krüm- mung der Außenfläche des Dotters entſpricht. Alle die Embryonen, welche dieſer niederen Gruppe angehören, athmen wirklich durch Kie- men und zeigen zu dieſem Endzwecke auf den Kiemenbogen des Halſes mehr oder minder ausgebildete Franzen, auf denen ſich die Capillar- netze der Blutgefäße verbreiten. Bei den meiſten Thieren dieſer Gruppe findet Kiemenathmung allein während des ganzen Lebens ſtatt, bei anderen erhalten ſich die Kiemen auch neben den Lungen während der ganzen Zeit der Exiſtenz, bei noch anderen finden ſie ſich nur wäh- rend einer gewiſſen Periode zur Zeit des Larvenlebens und werden ſpäter durch wahrhafte Lungen erſetzt. Zu dieſer Abtheilung der nie- deren Wirbelthiere, die ganz allgemein rothes, kaltes Blut haben, gehören zwei Klaſſen: [Abbildung Fig. 927. Das Petermännchen (Trachinus vipera). ] Die Fiſche (Pisces), einzig zu dem Aufenthalte im Waſſer beſtimmt, mit blindſackähnlichen Naſengruben und einem einfachen, aus einer Vorkammer und einer Kammer beſtehenden Herzen; ſie athmen ihr ganzes Leben hindurch mittelſt Kiemen und beſitzen niemals eigent- liche an der Bauchſeite des Schlundes ſich öffnende Lungen. [Abbildung Fig. 928. Der Laubfroſch (Hyla arborea). ] Die zweite Klaſſe, welche dieſer Gruppe angehört, wird von den

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/29>, abgerufen am 28.03.2024.