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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Lurchen (Amphibia) gebildet, bei welchen stets Lungen vor-
handen sind, wenn auch zuweilen neben ihnen während des ganzen
Lebens wirkliche Kiemen funktioniren. Diese Klasse hat allgemein
getrennte, durchgehende Nasenlöcher, welche sich nach innen in den
Mund öffnen, und ihr Herz zeigt zwar stets eine einfache Kammer,
dagegen eine doppelte Vorkammer, welche durch eine zarthäutige
Scheidewand meistens ganz vollkommen und nur in seltenen Fällen
unvollständig getrennt wird. Die höheren Typen dieser Klasse zeigen
eine Art Larvenmetamorphose, indem sie auch nach dem Verlassen des
Eies eine Reihe von Bildungen durchlaufen, die denen der niederen
Typen analog sind.

Eine weite Kluft trennt die zweite Gruppe, die höheren Wirbel-
thiere, von der vorigen. Zu keiner Zeit des Lebens, auch im Em-
bryonalzustande nicht, findet sich hier eine Spur von wirklicher
Kiemenathmung. Die den Kiemenbogen der niederen Wirbelthiere
analogen Bogen des Halses zeigen niemals Blättchen oder andere
Vorrichtungen, auf denen sich athmende Capillarien verzweigen; es
enthalten diese Bogen vielmehr stets nur ein einfaches Gefäß, das
zur Ueberleitung des Blutes in die Körperarterie bestimmt ist. So-
bald die Thiere athmen, so geschieht dieses nur durch Lungen. Die
Schädelbasis der Embryonen ist in der Mitte stark knieförmig gebogen
und ihre äußere Hautlage setzt sich stets in einen umgeschlagenen Sack
fort, in die Schafhaut, die eine vollständige Hülle für den Fötus
bildet und zu welcher sich noch außerdem die Allantois gesellt. Auch
hier unterscheiden wir mehrere Klassen:

[Abbildung] Fig. 929.

Die grüne Eidechse (Lacerta viridis).

Die Reptilien (Reptilia) mit kaltem Blute und einem Herzen,
dessen Vorkammern meistens ganz vollständig, die Herzkammern aber
stets unvollständig geschieden sind; der Körper ist meist mit Schuppen
oder Knochentafeln bedeckt.


Lurchen (Amphibia) gebildet, bei welchen ſtets Lungen vor-
handen ſind, wenn auch zuweilen neben ihnen während des ganzen
Lebens wirkliche Kiemen funktioniren. Dieſe Klaſſe hat allgemein
getrennte, durchgehende Naſenlöcher, welche ſich nach innen in den
Mund öffnen, und ihr Herz zeigt zwar ſtets eine einfache Kammer,
dagegen eine doppelte Vorkammer, welche durch eine zarthäutige
Scheidewand meiſtens ganz vollkommen und nur in ſeltenen Fällen
unvollſtändig getrennt wird. Die höheren Typen dieſer Klaſſe zeigen
eine Art Larvenmetamorphoſe, indem ſie auch nach dem Verlaſſen des
Eies eine Reihe von Bildungen durchlaufen, die denen der niederen
Typen analog ſind.

Eine weite Kluft trennt die zweite Gruppe, die höheren Wirbel-
thiere, von der vorigen. Zu keiner Zeit des Lebens, auch im Em-
bryonalzuſtande nicht, findet ſich hier eine Spur von wirklicher
Kiemenathmung. Die den Kiemenbogen der niederen Wirbelthiere
analogen Bogen des Halſes zeigen niemals Blättchen oder andere
Vorrichtungen, auf denen ſich athmende Capillarien verzweigen; es
enthalten dieſe Bogen vielmehr ſtets nur ein einfaches Gefäß, das
zur Ueberleitung des Blutes in die Körperarterie beſtimmt iſt. So-
bald die Thiere athmen, ſo geſchieht dieſes nur durch Lungen. Die
Schädelbaſis der Embryonen iſt in der Mitte ſtark knieförmig gebogen
und ihre äußere Hautlage ſetzt ſich ſtets in einen umgeſchlagenen Sack
fort, in die Schafhaut, die eine vollſtändige Hülle für den Fötus
bildet und zu welcher ſich noch außerdem die Allantois geſellt. Auch
hier unterſcheiden wir mehrere Klaſſen:

[Abbildung] Fig. 929.

Die grüne Eidechſe (Lacerta viridis).

Die Reptilien (Reptilia) mit kaltem Blute und einem Herzen,
deſſen Vorkammern meiſtens ganz vollſtändig, die Herzkammern aber
ſtets unvollſtändig geſchieden ſind; der Körper iſt meiſt mit Schuppen
oder Knochentafeln bedeckt.


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[24/0030] Lurchen (Amphibia) gebildet, bei welchen ſtets Lungen vor- handen ſind, wenn auch zuweilen neben ihnen während des ganzen Lebens wirkliche Kiemen funktioniren. Dieſe Klaſſe hat allgemein getrennte, durchgehende Naſenlöcher, welche ſich nach innen in den Mund öffnen, und ihr Herz zeigt zwar ſtets eine einfache Kammer, dagegen eine doppelte Vorkammer, welche durch eine zarthäutige Scheidewand meiſtens ganz vollkommen und nur in ſeltenen Fällen unvollſtändig getrennt wird. Die höheren Typen dieſer Klaſſe zeigen eine Art Larvenmetamorphoſe, indem ſie auch nach dem Verlaſſen des Eies eine Reihe von Bildungen durchlaufen, die denen der niederen Typen analog ſind. Eine weite Kluft trennt die zweite Gruppe, die höheren Wirbel- thiere, von der vorigen. Zu keiner Zeit des Lebens, auch im Em- bryonalzuſtande nicht, findet ſich hier eine Spur von wirklicher Kiemenathmung. Die den Kiemenbogen der niederen Wirbelthiere analogen Bogen des Halſes zeigen niemals Blättchen oder andere Vorrichtungen, auf denen ſich athmende Capillarien verzweigen; es enthalten dieſe Bogen vielmehr ſtets nur ein einfaches Gefäß, das zur Ueberleitung des Blutes in die Körperarterie beſtimmt iſt. So- bald die Thiere athmen, ſo geſchieht dieſes nur durch Lungen. Die Schädelbaſis der Embryonen iſt in der Mitte ſtark knieförmig gebogen und ihre äußere Hautlage ſetzt ſich ſtets in einen umgeſchlagenen Sack fort, in die Schafhaut, die eine vollſtändige Hülle für den Fötus bildet und zu welcher ſich noch außerdem die Allantois geſellt. Auch hier unterſcheiden wir mehrere Klaſſen: [Abbildung Fig. 929. Die grüne Eidechſe (Lacerta viridis). ] Die Reptilien (Reptilia) mit kaltem Blute und einem Herzen, deſſen Vorkammern meiſtens ganz vollſtändig, die Herzkammern aber ſtets unvollſtändig geſchieden ſind; der Körper iſt meiſt mit Schuppen oder Knochentafeln bedeckt.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/30>, abgerufen am 20.04.2024.