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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Die Familie der Staare (Sturnida) besteht aus unangenehm

[Abbildung] Fig. 1232.

Der gemeine Staar (Sturnus vulgaris).

schreienden, meist schwärzlich oder
gelb gefärbten Vögeln mit kegelför-
migem, ganz geradem oder nur
sehr schwach gebogenem Schnabel
ohne Bartborsten, der nur selten
eine schwache Kerbe hinter der Ober-
kieferspitze hat. Die Läufe sind
vorn mit Tafeln, an der Seite mit
Stiefelschienen versehen, die indeß
nicht immer ganz vollständig bis
nach unten hin ausgebildet sind.
Nach der Bildung der Flügel kann
man zwei Gruppen unterscheiden, indem bei den amerikanischen Gelb-
vögeln
(Icterida) nur neun Handschwingen vorhanden sind, während
die Staare der alten Welt gewöhnlich noch eine kurze zehnte Hand-
schwinge zeigen. Die geselligen Strichvögel leben hauptsächlich von
Insekten und Sämereien und richten oft durch ihre Menge große Ver-
heerungen in Pflanzungen an. Sturnus; Buphaga; Gracula; Lampro-
tornis; Icterus; Cassicus; Scaphidura; Agelaeus
.

Die höchste Stufe unter den Singvögeln nehmen ohne Zweifel

[Abbildung] Fig. 1233.

Der Paradisvogel (Paradisea apoda).

die Raben (Corvida) ein, meist
große, gesellig lebende Vögel in
ziemlich einfärbigem Federkleide, die
sich sowohl von Samen und Früch-
ten, als auch von verschiedenen
Stoffen aus dem Thierreiche näh-
ren. Die Schlauheit und Geleh-
rigkeit dieser Vögel erhebt sie weit
über die übrigen stupiden Singvö-
gel, die freilich den Gesang und das
schönere Kleid vor ihnen voraus
haben. Der Schnabel der Raben
ist kegelförmig, stark, seitlich zusam-
mengedrückt, schwach auf der Firste
gebogen, gewöhnlich ungekerbt und
mit kleiner Hakenspitze versehen, die
Nasenlöcher fast vollkommen rund mit sammtartigen oder Borstenfedern
bedeckt; die Flügel sind lang, spitz, mit zehn Handschwingen versehen,

Die Familie der Staare (Sturnida) beſteht aus unangenehm

[Abbildung] Fig. 1232.

Der gemeine Staar (Sturnus vulgaris).

ſchreienden, meiſt ſchwärzlich oder
gelb gefärbten Vögeln mit kegelför-
migem, ganz geradem oder nur
ſehr ſchwach gebogenem Schnabel
ohne Bartborſten, der nur ſelten
eine ſchwache Kerbe hinter der Ober-
kieferſpitze hat. Die Läufe ſind
vorn mit Tafeln, an der Seite mit
Stiefelſchienen verſehen, die indeß
nicht immer ganz vollſtändig bis
nach unten hin ausgebildet ſind.
Nach der Bildung der Flügel kann
man zwei Gruppen unterſcheiden, indem bei den amerikaniſchen Gelb-
vögeln
(Icterida) nur neun Handſchwingen vorhanden ſind, während
die Staare der alten Welt gewöhnlich noch eine kurze zehnte Hand-
ſchwinge zeigen. Die geſelligen Strichvögel leben hauptſächlich von
Inſekten und Sämereien und richten oft durch ihre Menge große Ver-
heerungen in Pflanzungen an. Sturnus; Buphaga; Gracula; Lampro-
tornis; Icterus; Cassicus; Scaphidura; Agelaeus
.

Die höchſte Stufe unter den Singvögeln nehmen ohne Zweifel

[Abbildung] Fig. 1233.

Der Paradisvogel (Paradisea apoda).

die Raben (Corvida) ein, meiſt
große, geſellig lebende Vögel in
ziemlich einfärbigem Federkleide, die
ſich ſowohl von Samen und Früch-
ten, als auch von verſchiedenen
Stoffen aus dem Thierreiche näh-
ren. Die Schlauheit und Geleh-
rigkeit dieſer Vögel erhebt ſie weit
über die übrigen ſtupiden Singvö-
gel, die freilich den Geſang und das
ſchönere Kleid vor ihnen voraus
haben. Der Schnabel der Raben
iſt kegelförmig, ſtark, ſeitlich zuſam-
mengedrückt, ſchwach auf der Firſte
gebogen, gewöhnlich ungekerbt und
mit kleiner Hakenſpitze verſehen, die
Naſenlöcher faſt vollkommen rund mit ſammtartigen oder Borſtenfedern
bedeckt; die Flügel ſind lang, ſpitz, mit zehn Handſchwingen verſehen,

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[338/0344] Die Familie der Staare (Sturnida) beſteht aus unangenehm [Abbildung Fig. 1232. Der gemeine Staar (Sturnus vulgaris).] ſchreienden, meiſt ſchwärzlich oder gelb gefärbten Vögeln mit kegelför- migem, ganz geradem oder nur ſehr ſchwach gebogenem Schnabel ohne Bartborſten, der nur ſelten eine ſchwache Kerbe hinter der Ober- kieferſpitze hat. Die Läufe ſind vorn mit Tafeln, an der Seite mit Stiefelſchienen verſehen, die indeß nicht immer ganz vollſtändig bis nach unten hin ausgebildet ſind. Nach der Bildung der Flügel kann man zwei Gruppen unterſcheiden, indem bei den amerikaniſchen Gelb- vögeln (Icterida) nur neun Handſchwingen vorhanden ſind, während die Staare der alten Welt gewöhnlich noch eine kurze zehnte Hand- ſchwinge zeigen. Die geſelligen Strichvögel leben hauptſächlich von Inſekten und Sämereien und richten oft durch ihre Menge große Ver- heerungen in Pflanzungen an. Sturnus; Buphaga; Gracula; Lampro- tornis; Icterus; Cassicus; Scaphidura; Agelaeus. Die höchſte Stufe unter den Singvögeln nehmen ohne Zweifel [Abbildung Fig. 1233. Der Paradisvogel (Paradisea apoda).] die Raben (Corvida) ein, meiſt große, geſellig lebende Vögel in ziemlich einfärbigem Federkleide, die ſich ſowohl von Samen und Früch- ten, als auch von verſchiedenen Stoffen aus dem Thierreiche näh- ren. Die Schlauheit und Geleh- rigkeit dieſer Vögel erhebt ſie weit über die übrigen ſtupiden Singvö- gel, die freilich den Geſang und das ſchönere Kleid vor ihnen voraus haben. Der Schnabel der Raben iſt kegelförmig, ſtark, ſeitlich zuſam- mengedrückt, ſchwach auf der Firſte gebogen, gewöhnlich ungekerbt und mit kleiner Hakenſpitze verſehen, die Naſenlöcher faſt vollkommen rund mit ſammtartigen oder Borſtenfedern bedeckt; die Flügel ſind lang, ſpitz, mit zehn Handſchwingen verſehen,

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/344>, abgerufen am 29.03.2024.