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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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kehlern (Tracheophona) einzig von dem unteren ungetheilten Ende
der Luftröhre gebildet, das dünnhäutig ist, einige äußerst zarte Knor-
pelringe enthält, die seitlich unterbrochen sind und durch ein Band
festgehalten werden, so daß sie schwingende Resonanzstäbe bilden. Man
hat unter den Vögeln, welche diese Bildung des Kehlkopfes zeigen,
zwei Unterfamilien unterschieden, von welchen die Einen, die Woll-

[Abbildung] Fig. 1234.

Myiothera brachyura.

rücken (Eriodorida) einen gra-
den Schnabel mit seichter Einker-
bung hinter der gebogenen Spitze
des Oberkiefers zeigen. Die Flügel
dieser Vögel sind kurz, rundlich,
die Füße vorn getäfelt, nähern sich
aber bei einigen Gattungen denen
der Singvögel dadurch, daß die
äußere Seite des Laufes gestiefelt
ist, während die innere sich nackt
und ohne Hornbekleidung zeigt; die
Federn des Rückens sind verlängert
und haben eine eigenthümliche wollige Beschaffenheit. (Drymophila;
Pitta; Formicivora (Eriodora); Thamnophilus; Myiothera.)
Die an-
dere Unterfamilie, welche man die Baumhacker (Anabatida) ge-
nannt hat, entsprechen durch die Bildung des Schnabels durchaus
der Familie der Baumläufer in der vorigen Ordnung, mit welchen
man sie auch bisher zusammenstellte, unterscheiden sich aber von diesen
sogleich durch die lange vordere Handschwinge und durch die eigen-
thümliche Laufbekleidung; die äußere Laufseite zeigt nämlich einen
schmalen, nackten, gekörnten oder schuppigen Streifen, während die
drei anderen Seiten des Laufes von gebogenen Tafeln umkleidet sind,
welche von vorn her über die innere und hintere Seite herübergreifen
und manchmal so verschmelzen, daß sie einer Stiefelschiene ähnlich
sehen. Die Vögel dieser Familie klettern wie die Baumläufer an
Bäumen und Felsen umher, und haben deßhalb auch steife meist etwas
abgenutzte Stützfedern im Schwanze. Anabates; Xenops; Synallaxis;
Furnarius; Dendrocolaptes
.

Die sämmtlichen übrigen Familien der Schreivögel haben einen
gewöhnlich gebildeten unteren Kehlkopf aber ohne Singmuskelapparat.
Es gehören hierher folgende Familien:


kehlern (Tracheophona) einzig von dem unteren ungetheilten Ende
der Luftröhre gebildet, das dünnhäutig iſt, einige äußerſt zarte Knor-
pelringe enthält, die ſeitlich unterbrochen ſind und durch ein Band
feſtgehalten werden, ſo daß ſie ſchwingende Reſonanzſtäbe bilden. Man
hat unter den Vögeln, welche dieſe Bildung des Kehlkopfes zeigen,
zwei Unterfamilien unterſchieden, von welchen die Einen, die Woll-

[Abbildung] Fig. 1234.

Myiothera brachyura.

rücken (Eriodorida) einen gra-
den Schnabel mit ſeichter Einker-
bung hinter der gebogenen Spitze
des Oberkiefers zeigen. Die Flügel
dieſer Vögel ſind kurz, rundlich,
die Füße vorn getäfelt, nähern ſich
aber bei einigen Gattungen denen
der Singvögel dadurch, daß die
äußere Seite des Laufes geſtiefelt
iſt, während die innere ſich nackt
und ohne Hornbekleidung zeigt; die
Federn des Rückens ſind verlängert
und haben eine eigenthümliche wollige Beſchaffenheit. (Drymophila;
Pitta; Formicivora (Eriodora); Thamnophilus; Myiothera.)
Die an-
dere Unterfamilie, welche man die Baumhacker (Anabatida) ge-
nannt hat, entſprechen durch die Bildung des Schnabels durchaus
der Familie der Baumläufer in der vorigen Ordnung, mit welchen
man ſie auch bisher zuſammenſtellte, unterſcheiden ſich aber von dieſen
ſogleich durch die lange vordere Handſchwinge und durch die eigen-
thümliche Laufbekleidung; die äußere Laufſeite zeigt nämlich einen
ſchmalen, nackten, gekörnten oder ſchuppigen Streifen, während die
drei anderen Seiten des Laufes von gebogenen Tafeln umkleidet ſind,
welche von vorn her über die innere und hintere Seite herübergreifen
und manchmal ſo verſchmelzen, daß ſie einer Stiefelſchiene ähnlich
ſehen. Die Vögel dieſer Familie klettern wie die Baumläufer an
Bäumen und Felſen umher, und haben deßhalb auch ſteife meiſt etwas
abgenutzte Stützfedern im Schwanze. Anabates; Xenops; Synallaxis;
Furnarius; Dendrocolaptes
.

Die ſämmtlichen übrigen Familien der Schreivögel haben einen
gewöhnlich gebildeten unteren Kehlkopf aber ohne Singmuskelapparat.
Es gehören hierher folgende Familien:


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[341/0347] kehlern (Tracheophona) einzig von dem unteren ungetheilten Ende der Luftröhre gebildet, das dünnhäutig iſt, einige äußerſt zarte Knor- pelringe enthält, die ſeitlich unterbrochen ſind und durch ein Band feſtgehalten werden, ſo daß ſie ſchwingende Reſonanzſtäbe bilden. Man hat unter den Vögeln, welche dieſe Bildung des Kehlkopfes zeigen, zwei Unterfamilien unterſchieden, von welchen die Einen, die Woll- [Abbildung Fig. 1234. Myiothera brachyura.] rücken (Eriodorida) einen gra- den Schnabel mit ſeichter Einker- bung hinter der gebogenen Spitze des Oberkiefers zeigen. Die Flügel dieſer Vögel ſind kurz, rundlich, die Füße vorn getäfelt, nähern ſich aber bei einigen Gattungen denen der Singvögel dadurch, daß die äußere Seite des Laufes geſtiefelt iſt, während die innere ſich nackt und ohne Hornbekleidung zeigt; die Federn des Rückens ſind verlängert und haben eine eigenthümliche wollige Beſchaffenheit. (Drymophila; Pitta; Formicivora (Eriodora); Thamnophilus; Myiothera.) Die an- dere Unterfamilie, welche man die Baumhacker (Anabatida) ge- nannt hat, entſprechen durch die Bildung des Schnabels durchaus der Familie der Baumläufer in der vorigen Ordnung, mit welchen man ſie auch bisher zuſammenſtellte, unterſcheiden ſich aber von dieſen ſogleich durch die lange vordere Handſchwinge und durch die eigen- thümliche Laufbekleidung; die äußere Laufſeite zeigt nämlich einen ſchmalen, nackten, gekörnten oder ſchuppigen Streifen, während die drei anderen Seiten des Laufes von gebogenen Tafeln umkleidet ſind, welche von vorn her über die innere und hintere Seite herübergreifen und manchmal ſo verſchmelzen, daß ſie einer Stiefelſchiene ähnlich ſehen. Die Vögel dieſer Familie klettern wie die Baumläufer an Bäumen und Felſen umher, und haben deßhalb auch ſteife meiſt etwas abgenutzte Stützfedern im Schwanze. Anabates; Xenops; Synallaxis; Furnarius; Dendrocolaptes. Die ſämmtlichen übrigen Familien der Schreivögel haben einen gewöhnlich gebildeten unteren Kehlkopf aber ohne Singmuskelapparat. Es gehören hierher folgende Familien:

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/347>, abgerufen am 24.04.2024.