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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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[Abbildung] Fig. 1250.

Die Gabelweihe von Carolina (Falco (Elanus) carolinensis).

Zahne versehen; die Hakenspitze des Oberkiefers greift stets über den
gewöhnlich geraden, kurzen Unterkiefer hinüber; an seiner Basis ist
der Oberschnabel mit einer Wachshaut bekleidet, in welcher sich die
nur selten verdeckten, meist offenen, rundlichen oder ovalen Nasen-
löcher befinden. An der Basis des Schnabels stehen außerdem manch-
mal starke Bartborsten, während in anderen Fällen dieselbe ganz nackt
ist. Der Hals ist kräftig, oft nur sehr kurz, in anderen Fällen län-
ger und dann oft nackt oder nur mit Flaumfedern bekleidet, während
bei kurzem Halse die Befiederung gewöhnlich über den ganzen Kopf
hinweggeht. Die Flügel sind lang, spitz und besitzen durchaus zehn
Handschwingen, deren relative Länge bei den einzelnen Familien sehr
variirt. Die Armschwingen sind durchschnittlich sehr zahlreich im Ver-
hältnisse zu den vorigen Familien, indem man wenigstens zwölf, ge-
wöhnlich dreizehn bis achtzehn und im Maximum sogar sieben und
zwanzig findet. Der Schwanz ist breit, gewöhnlich lang, oft ausge-
zackt und enthält meistens zwölf, seltener vierzehn breite, steife Steuer-
federn. Die Füße sind außerordentlich kräftig, dick, die Zehen kurz
und stark, die langen, gebogenen Krallen sehr scharf und spitzig; im-
mer sind drei Zehen nach vorn, eine nach hinten gerichtet und
gewöhnlich die drei vorderen Zehen oder wenigstens die beiden inneren
durch eine kurze Haut mit einander verbunden. Bei einer Familie,
den Eulen, ist die äußere Zehe eine Wendezehe und kann vollständig
nach hinten geschlagen werden, so daß ein Kletterfuß gebildet wird,
eine bedeutungsvolle Annäherung an die vorige Ordnung. Die Läufe
sind nur selten vorn mit Tafeln, gewöhnlich in ihrer ganzen Länge
mit netzförmigen Schildern bedeckt.



[Abbildung] Fig. 1250.

Die Gabelweihe von Carolina (Falco (Elanus) carolinensis).

Zahne verſehen; die Hakenſpitze des Oberkiefers greift ſtets über den
gewöhnlich geraden, kurzen Unterkiefer hinüber; an ſeiner Baſis iſt
der Oberſchnabel mit einer Wachshaut bekleidet, in welcher ſich die
nur ſelten verdeckten, meiſt offenen, rundlichen oder ovalen Naſen-
löcher befinden. An der Baſis des Schnabels ſtehen außerdem manch-
mal ſtarke Bartborſten, während in anderen Fällen dieſelbe ganz nackt
iſt. Der Hals iſt kräftig, oft nur ſehr kurz, in anderen Fällen län-
ger und dann oft nackt oder nur mit Flaumfedern bekleidet, während
bei kurzem Halſe die Befiederung gewöhnlich über den ganzen Kopf
hinweggeht. Die Flügel ſind lang, ſpitz und beſitzen durchaus zehn
Handſchwingen, deren relative Länge bei den einzelnen Familien ſehr
variirt. Die Armſchwingen ſind durchſchnittlich ſehr zahlreich im Ver-
hältniſſe zu den vorigen Familien, indem man wenigſtens zwölf, ge-
wöhnlich dreizehn bis achtzehn und im Maximum ſogar ſieben und
zwanzig findet. Der Schwanz iſt breit, gewöhnlich lang, oft ausge-
zackt und enthält meiſtens zwölf, ſeltener vierzehn breite, ſteife Steuer-
federn. Die Füße ſind außerordentlich kräftig, dick, die Zehen kurz
und ſtark, die langen, gebogenen Krallen ſehr ſcharf und ſpitzig; im-
mer ſind drei Zehen nach vorn, eine nach hinten gerichtet und
gewöhnlich die drei vorderen Zehen oder wenigſtens die beiden inneren
durch eine kurze Haut mit einander verbunden. Bei einer Familie,
den Eulen, iſt die äußere Zehe eine Wendezehe und kann vollſtändig
nach hinten geſchlagen werden, ſo daß ein Kletterfuß gebildet wird,
eine bedeutungsvolle Annäherung an die vorige Ordnung. Die Läufe
ſind nur ſelten vorn mit Tafeln, gewöhnlich in ihrer ganzen Länge
mit netzförmigen Schildern bedeckt.


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[351/0357] [Abbildung Fig. 1250. Die Gabelweihe von Carolina (Falco (Elanus) carolinensis).] Zahne verſehen; die Hakenſpitze des Oberkiefers greift ſtets über den gewöhnlich geraden, kurzen Unterkiefer hinüber; an ſeiner Baſis iſt der Oberſchnabel mit einer Wachshaut bekleidet, in welcher ſich die nur ſelten verdeckten, meiſt offenen, rundlichen oder ovalen Naſen- löcher befinden. An der Baſis des Schnabels ſtehen außerdem manch- mal ſtarke Bartborſten, während in anderen Fällen dieſelbe ganz nackt iſt. Der Hals iſt kräftig, oft nur ſehr kurz, in anderen Fällen län- ger und dann oft nackt oder nur mit Flaumfedern bekleidet, während bei kurzem Halſe die Befiederung gewöhnlich über den ganzen Kopf hinweggeht. Die Flügel ſind lang, ſpitz und beſitzen durchaus zehn Handſchwingen, deren relative Länge bei den einzelnen Familien ſehr variirt. Die Armſchwingen ſind durchſchnittlich ſehr zahlreich im Ver- hältniſſe zu den vorigen Familien, indem man wenigſtens zwölf, ge- wöhnlich dreizehn bis achtzehn und im Maximum ſogar ſieben und zwanzig findet. Der Schwanz iſt breit, gewöhnlich lang, oft ausge- zackt und enthält meiſtens zwölf, ſeltener vierzehn breite, ſteife Steuer- federn. Die Füße ſind außerordentlich kräftig, dick, die Zehen kurz und ſtark, die langen, gebogenen Krallen ſehr ſcharf und ſpitzig; im- mer ſind drei Zehen nach vorn, eine nach hinten gerichtet und gewöhnlich die drei vorderen Zehen oder wenigſtens die beiden inneren durch eine kurze Haut mit einander verbunden. Bei einer Familie, den Eulen, iſt die äußere Zehe eine Wendezehe und kann vollſtändig nach hinten geſchlagen werden, ſo daß ein Kletterfuß gebildet wird, eine bedeutungsvolle Annäherung an die vorige Ordnung. Die Läufe ſind nur ſelten vorn mit Tafeln, gewöhnlich in ihrer ganzen Länge mit netzförmigen Schildern bedeckt.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/357>, abgerufen am 28.03.2024.