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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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mit einer Klappe verschließbaren Nasenlöcher stehen, und kurze Füße
mit drei Vorderzehen und einer rudimentären, nach innen gerichteten
Hinterzehe. Der seltsame Vogel, der die Größe eines Huhnes erreicht,
lebt in den dichtesten Wäldern Neuseelands in Erdlöchern und geht
nur Nachts seiner aus Würmern bestehenden Nahrung nach; man
jagt ihn bei Fackelschein mit Hunden, denen er nicht entgehen kann,
da er eine nur geringe Schnelligkeit besitzt.



Klasse der Säugethiere. (Mammalia.)


Fast stets unterscheidet man in dieser Klasse, welcher unsere eigene
Gattung angehört, drei Körperregionen: Kopf, Hals und Stamm, der
sich nach hinten in einen mehr oder minder langen Schwanz fortsetzt.
Nur selten sind, wie bei den Walthieren z. B. diese Körperregionen
so mit einander verschmolzen, daß keine Unterscheidung möglich ist,
häufiger noch ist der Hals so kurz, daß der Kopf unmittelbar auf
dem Rumpfe aufzusitzen scheint, und oft ist der Schwanz so gestutzt,
daß er gänzlich in dem Fleische verborgen ist. Während bei den Fi-
schen, den Lurchen und Reptilien der Körper mit dem Kopfe in einer
und derselben horizontalen Linie liegt, bildet er meist bei den Säuge-
thieren in ähnlicher Weise wie bei den Vögeln, eine gebrochene Linie,
indem der Rumpf dem Erdboden parallel getragen wird, der Kopf
ebenfalls horizontal oder geneigt steht, beide aber durch die schief auf-
steigende Linie des Halses mit einander verbunden werden. Nur bei
den dem Menschen nahestehenden Gattungen wird der Rumpf mehr
aufgerichtet und bei dem Menschen allein sind die stützenden Glied-
maßen so beschaffen, daß der Rumpf in vollkommen senkrechter Stellung
aufrecht getragen wird. Der Stamm selbst, der sich von außen her stets
als eine einzige Masse darstellt, an welcher die Gliedmassen angeheftet
sind, zeigt sich innen durch eine quere Scheidewand, das Zwerchfell,
in zwei besondere Höhlen getrennt, die Brusthöhle für Herz und Lun-

mit einer Klappe verſchließbaren Naſenlöcher ſtehen, und kurze Füße
mit drei Vorderzehen und einer rudimentären, nach innen gerichteten
Hinterzehe. Der ſeltſame Vogel, der die Größe eines Huhnes erreicht,
lebt in den dichteſten Wäldern Neuſeelands in Erdlöchern und geht
nur Nachts ſeiner aus Würmern beſtehenden Nahrung nach; man
jagt ihn bei Fackelſchein mit Hunden, denen er nicht entgehen kann,
da er eine nur geringe Schnelligkeit beſitzt.



Klaſſe der Säugethiere. (Mammalia.)


Faſt ſtets unterſcheidet man in dieſer Klaſſe, welcher unſere eigene
Gattung angehört, drei Körperregionen: Kopf, Hals und Stamm, der
ſich nach hinten in einen mehr oder minder langen Schwanz fortſetzt.
Nur ſelten ſind, wie bei den Walthieren z. B. dieſe Körperregionen
ſo mit einander verſchmolzen, daß keine Unterſcheidung möglich iſt,
häufiger noch iſt der Hals ſo kurz, daß der Kopf unmittelbar auf
dem Rumpfe aufzuſitzen ſcheint, und oft iſt der Schwanz ſo geſtutzt,
daß er gänzlich in dem Fleiſche verborgen iſt. Während bei den Fi-
ſchen, den Lurchen und Reptilien der Körper mit dem Kopfe in einer
und derſelben horizontalen Linie liegt, bildet er meiſt bei den Säuge-
thieren in ähnlicher Weiſe wie bei den Vögeln, eine gebrochene Linie,
indem der Rumpf dem Erdboden parallel getragen wird, der Kopf
ebenfalls horizontal oder geneigt ſteht, beide aber durch die ſchief auf-
ſteigende Linie des Halſes mit einander verbunden werden. Nur bei
den dem Menſchen naheſtehenden Gattungen wird der Rumpf mehr
aufgerichtet und bei dem Menſchen allein ſind die ſtützenden Glied-
maßen ſo beſchaffen, daß der Rumpf in vollkommen ſenkrechter Stellung
aufrecht getragen wird. Der Stamm ſelbſt, der ſich von außen her ſtets
als eine einzige Maſſe darſtellt, an welcher die Gliedmaſſen angeheftet
ſind, zeigt ſich innen durch eine quere Scheidewand, das Zwerchfell,
in zwei beſondere Höhlen getrennt, die Bruſthöhle für Herz und Lun-

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[378/0384] mit einer Klappe verſchließbaren Naſenlöcher ſtehen, und kurze Füße mit drei Vorderzehen und einer rudimentären, nach innen gerichteten Hinterzehe. Der ſeltſame Vogel, der die Größe eines Huhnes erreicht, lebt in den dichteſten Wäldern Neuſeelands in Erdlöchern und geht nur Nachts ſeiner aus Würmern beſtehenden Nahrung nach; man jagt ihn bei Fackelſchein mit Hunden, denen er nicht entgehen kann, da er eine nur geringe Schnelligkeit beſitzt. Klaſſe der Säugethiere. (Mammalia.) Faſt ſtets unterſcheidet man in dieſer Klaſſe, welcher unſere eigene Gattung angehört, drei Körperregionen: Kopf, Hals und Stamm, der ſich nach hinten in einen mehr oder minder langen Schwanz fortſetzt. Nur ſelten ſind, wie bei den Walthieren z. B. dieſe Körperregionen ſo mit einander verſchmolzen, daß keine Unterſcheidung möglich iſt, häufiger noch iſt der Hals ſo kurz, daß der Kopf unmittelbar auf dem Rumpfe aufzuſitzen ſcheint, und oft iſt der Schwanz ſo geſtutzt, daß er gänzlich in dem Fleiſche verborgen iſt. Während bei den Fi- ſchen, den Lurchen und Reptilien der Körper mit dem Kopfe in einer und derſelben horizontalen Linie liegt, bildet er meiſt bei den Säuge- thieren in ähnlicher Weiſe wie bei den Vögeln, eine gebrochene Linie, indem der Rumpf dem Erdboden parallel getragen wird, der Kopf ebenfalls horizontal oder geneigt ſteht, beide aber durch die ſchief auf- ſteigende Linie des Halſes mit einander verbunden werden. Nur bei den dem Menſchen naheſtehenden Gattungen wird der Rumpf mehr aufgerichtet und bei dem Menſchen allein ſind die ſtützenden Glied- maßen ſo beſchaffen, daß der Rumpf in vollkommen ſenkrechter Stellung aufrecht getragen wird. Der Stamm ſelbſt, der ſich von außen her ſtets als eine einzige Maſſe darſtellt, an welcher die Gliedmaſſen angeheftet ſind, zeigt ſich innen durch eine quere Scheidewand, das Zwerchfell, in zwei beſondere Höhlen getrennt, die Bruſthöhle für Herz und Lun-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/384>, abgerufen am 29.03.2024.