Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

dewand in zwei Hälften getheilt und dessen Ausbildung bei den ver-
schiedenen Gattungen sehr verschiedene Gränzen zeigt. In diesen Sack
mündet jederseits eine schlauchförmige Gebärmutter, die sich nach vorn
in einen kurzen Eileiter fortsetzt, dessen weite Oeffnung den Eierstock
mit zahlreichen Franzen umfaßt. Zu dieser eigenthümlichen Bildung
der inneren Geschlechtstheile tritt noch die Ausbildung des Beutels

[Abbildung] Fig. 1356. Fig. 1357.

Fig. 1356. Hintertheil einer weiblichen Beutelratte (Didelphys). Die punktirte Linie bezeichnet die
Ausdehnung des Beutels. Fig. 1357. Der Beutel geöffnet, um die Zitzen zu zeigen.

hinzu. Die Zitzen liegen nämlich an dem hinteren Theile des Bauches
zu beiden Seiten der Mittellinie in mehr oder minder großer Anzahl
und besitzen eine verhältnißmäßig außerordentliche Länge; sie sind in
ihrem Umkreise entweder nur von einen einfachen Hautfalte oder von
einer förmlichen Tasche umgeben, die eine schlitzartige Oeffnung besitzt
und in welcher die Jungen lange Zeit an den Zitzen der Mutter hän-
gend herumgetragen werden.

Man hat über die früher so zweifelhafte Frage der Fortpflanzung
der Beutelthiere in den europäischen Menagerieen vielfache Beobach-
tungen anstellen können, aus welchen sich ergeben hat, daß der Em-
bryo innerhalb der Gebärmutter sich insoweit vollständig ausbildet,
als zum Leben in freier Luft nothwendig ist, daß er aber dann noch
nur eine sehr unbedeutende Größe besitzt. Man findet alle Theile des
Säugethiereies, Chorion, Nabelblase, Schaafhaut und Harnhaut voll-
kommen ausgebildet, nur mit dem Unterschiede, daß Letztere nicht bis

dewand in zwei Hälften getheilt und deſſen Ausbildung bei den ver-
ſchiedenen Gattungen ſehr verſchiedene Gränzen zeigt. In dieſen Sack
mündet jederſeits eine ſchlauchförmige Gebärmutter, die ſich nach vorn
in einen kurzen Eileiter fortſetzt, deſſen weite Oeffnung den Eierſtock
mit zahlreichen Franzen umfaßt. Zu dieſer eigenthümlichen Bildung
der inneren Geſchlechtstheile tritt noch die Ausbildung des Beutels

[Abbildung] Fig. 1356. Fig. 1357.

Fig. 1356. Hintertheil einer weiblichen Beutelratte (Didelphys). Die punktirte Linie bezeichnet die
Ausdehnung des Beutels. Fig. 1357. Der Beutel geöffnet, um die Zitzen zu zeigen.

hinzu. Die Zitzen liegen nämlich an dem hinteren Theile des Bauches
zu beiden Seiten der Mittellinie in mehr oder minder großer Anzahl
und beſitzen eine verhältnißmäßig außerordentliche Länge; ſie ſind in
ihrem Umkreiſe entweder nur von einen einfachen Hautfalte oder von
einer förmlichen Taſche umgeben, die eine ſchlitzartige Oeffnung beſitzt
und in welcher die Jungen lange Zeit an den Zitzen der Mutter hän-
gend herumgetragen werden.

Man hat über die früher ſo zweifelhafte Frage der Fortpflanzung
der Beutelthiere in den europäiſchen Menagerieen vielfache Beobach-
tungen anſtellen können, aus welchen ſich ergeben hat, daß der Em-
bryo innerhalb der Gebärmutter ſich inſoweit vollſtändig ausbildet,
als zum Leben in freier Luft nothwendig iſt, daß er aber dann noch
nur eine ſehr unbedeutende Größe beſitzt. Man findet alle Theile des
Säugethiereies, Chorion, Nabelblaſe, Schaafhaut und Harnhaut voll-
kommen ausgebildet, nur mit dem Unterſchiede, daß Letztere nicht bis

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0446" n="440"/>
dewand in zwei Hälften getheilt und de&#x017F;&#x017F;en Ausbildung bei den ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Gattungen &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedene Gränzen zeigt. In die&#x017F;en Sack<lb/>
mündet jeder&#x017F;eits eine &#x017F;chlauchförmige Gebärmutter, die &#x017F;ich nach vorn<lb/>
in einen kurzen Eileiter fort&#x017F;etzt, de&#x017F;&#x017F;en weite Oeffnung den Eier&#x017F;tock<lb/>
mit zahlreichen Franzen umfaßt. Zu die&#x017F;er eigenthümlichen Bildung<lb/>
der inneren Ge&#x017F;chlechtstheile tritt noch die Ausbildung des Beutels<lb/><figure><head>Fig. 1356. Fig. 1357.</head><lb/><p>Fig. 1356. Hintertheil einer weiblichen Beutelratte <hi rendition="#aq">(Didelphys)</hi>. Die punktirte Linie bezeichnet die<lb/>
Ausdehnung des Beutels. Fig. 1357. Der Beutel geöffnet, um die Zitzen zu zeigen.</p></figure><lb/>
hinzu. Die Zitzen liegen nämlich an dem hinteren Theile des Bauches<lb/>
zu beiden Seiten der Mittellinie in mehr oder minder großer Anzahl<lb/>
und be&#x017F;itzen eine verhältnißmäßig außerordentliche Länge; &#x017F;ie &#x017F;ind in<lb/>
ihrem Umkrei&#x017F;e entweder nur von einen einfachen Hautfalte oder von<lb/>
einer förmlichen Ta&#x017F;che umgeben, die eine &#x017F;chlitzartige Oeffnung be&#x017F;itzt<lb/>
und in welcher die Jungen lange Zeit an den Zitzen der Mutter hän-<lb/>
gend herumgetragen werden.</p><lb/>
                <p>Man hat über die früher &#x017F;o zweifelhafte Frage der Fortpflanzung<lb/>
der Beutelthiere in den europäi&#x017F;chen Menagerieen vielfache Beobach-<lb/>
tungen an&#x017F;tellen können, aus welchen &#x017F;ich ergeben hat, daß der Em-<lb/>
bryo innerhalb der Gebärmutter &#x017F;ich in&#x017F;oweit voll&#x017F;tändig ausbildet,<lb/>
als zum Leben in freier Luft nothwendig i&#x017F;t, daß er aber dann noch<lb/>
nur eine &#x017F;ehr unbedeutende Größe be&#x017F;itzt. Man findet alle Theile des<lb/>
Säugethiereies, Chorion, Nabelbla&#x017F;e, Schaafhaut und Harnhaut voll-<lb/>
kommen ausgebildet, nur mit dem Unter&#x017F;chiede, daß Letztere nicht bis<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[440/0446] dewand in zwei Hälften getheilt und deſſen Ausbildung bei den ver- ſchiedenen Gattungen ſehr verſchiedene Gränzen zeigt. In dieſen Sack mündet jederſeits eine ſchlauchförmige Gebärmutter, die ſich nach vorn in einen kurzen Eileiter fortſetzt, deſſen weite Oeffnung den Eierſtock mit zahlreichen Franzen umfaßt. Zu dieſer eigenthümlichen Bildung der inneren Geſchlechtstheile tritt noch die Ausbildung des Beutels [Abbildung Fig. 1356. Fig. 1357. Fig. 1356. Hintertheil einer weiblichen Beutelratte (Didelphys). Die punktirte Linie bezeichnet die Ausdehnung des Beutels. Fig. 1357. Der Beutel geöffnet, um die Zitzen zu zeigen.] hinzu. Die Zitzen liegen nämlich an dem hinteren Theile des Bauches zu beiden Seiten der Mittellinie in mehr oder minder großer Anzahl und beſitzen eine verhältnißmäßig außerordentliche Länge; ſie ſind in ihrem Umkreiſe entweder nur von einen einfachen Hautfalte oder von einer förmlichen Taſche umgeben, die eine ſchlitzartige Oeffnung beſitzt und in welcher die Jungen lange Zeit an den Zitzen der Mutter hän- gend herumgetragen werden. Man hat über die früher ſo zweifelhafte Frage der Fortpflanzung der Beutelthiere in den europäiſchen Menagerieen vielfache Beobach- tungen anſtellen können, aus welchen ſich ergeben hat, daß der Em- bryo innerhalb der Gebärmutter ſich inſoweit vollſtändig ausbildet, als zum Leben in freier Luft nothwendig iſt, daß er aber dann noch nur eine ſehr unbedeutende Größe beſitzt. Man findet alle Theile des Säugethiereies, Chorion, Nabelblaſe, Schaafhaut und Harnhaut voll- kommen ausgebildet, nur mit dem Unterſchiede, daß Letztere nicht bis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/446
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/446>, abgerufen am 28.03.2024.