Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite


[Abbildung] Fig. 1380. Fig. 1381.

Fig. 1380. Der Schädel eines jungen asiatischen Elephanten, der die Nähte
der Knochen noch zeigt. Letztere sind mit den gewöhnlichen Ziffern (s. S. 47.)
bezeichnet. 1 Thränenbein.
Fig. 1381. Durchschnitt eines erwachsenen Schädels derselben Art, um
die inneren Höhlen zu zeigen. a Zellen der Stirnhöhlen, zwischen den beiden
Platten der Schädelknochen. b Höhle für das Gehirn, verhältnißmäßig klein.
c Gelenkhöcker des Hinterhauptes. d Hinterster noch unentwickelter Backzahn.
e Mittlerer, im Gebrauche stehender Backzahn. f Vorderster Backzahn, fast
gänzlich abgenutzt. g Stoßzahn. h Nasenöffnung. i Zwischenkiefer.

thiere ist verhältnißmäßig groß, hoch und schwer, die Stirn fast steil abfal-
lend, was indeß nicht in der Ausbildung der Gehirnmasse seinen Grund
hat; die Hirnkapsel ist im Gegentheil im Verhältnisse zu dem großen Schä-
del auffallend klein, das äußere und innere Blatt der Schädelknochen aber
durch blasig aufgetriebene Knochenzellen, welche mit Fett gefüllt sind, von
einander getrennt. Der Raum, den diese Zellen einnehmen, ist eben so
bedeutend, als derjenige für das Gehirn. Die Bezahnung ist höchst
eigenthümlich. Gewöhnlich sitzen in jeder Kieferhälfte nur zwei unge-
mein große, länglichvierseitige, platte Mahlzähne, die nur unbedeu-
tende Wurzeln haben, deren Oberfläche aber bei den eigentlichen Ele-
phanten mit inneren durch Cäment verbundenen Schmelzfalten besetzt
ist, die meistens verschiedene Rhombenfiguren zeigen, während bei den
Mastodonten die Oberfläche aus zitzenartigen, freien Höckern besteht,
die in Querlinien geordnet sind. In dem Maße, als sich diese brei-
ten Mahlzähne abnutzen, bilden sich hinter ihnen in der Kieferrinne
neue, die sich allmälig nach vorn schieben und die Stelle der abge-
nutzten Zähne einnehmen, welche nach und nach zerbröckeln und ver-


[Abbildung] Fig. 1380. Fig. 1381.

Fig. 1380. Der Schädel eines jungen aſiatiſchen Elephanten, der die Nähte
der Knochen noch zeigt. Letztere ſind mit den gewöhnlichen Ziffern (ſ. S. 47.)
bezeichnet. 1 Thränenbein.
Fig. 1381. Durchſchnitt eines erwachſenen Schädels derſelben Art, um
die inneren Höhlen zu zeigen. a Zellen der Stirnhöhlen, zwiſchen den beiden
Platten der Schädelknochen. b Höhle für das Gehirn, verhältnißmäßig klein.
c Gelenkhöcker des Hinterhauptes. d Hinterſter noch unentwickelter Backzahn.
e Mittlerer, im Gebrauche ſtehender Backzahn. f Vorderſter Backzahn, faſt
gänzlich abgenutzt. g Stoßzahn. h Naſenöffnung. i Zwiſchenkiefer.

thiere iſt verhältnißmäßig groß, hoch und ſchwer, die Stirn faſt ſteil abfal-
lend, was indeß nicht in der Ausbildung der Gehirnmaſſe ſeinen Grund
hat; die Hirnkapſel iſt im Gegentheil im Verhältniſſe zu dem großen Schä-
del auffallend klein, das äußere und innere Blatt der Schädelknochen aber
durch blaſig aufgetriebene Knochenzellen, welche mit Fett gefüllt ſind, von
einander getrennt. Der Raum, den dieſe Zellen einnehmen, iſt eben ſo
bedeutend, als derjenige für das Gehirn. Die Bezahnung iſt höchſt
eigenthümlich. Gewöhnlich ſitzen in jeder Kieferhälfte nur zwei unge-
mein große, länglichvierſeitige, platte Mahlzähne, die nur unbedeu-
tende Wurzeln haben, deren Oberfläche aber bei den eigentlichen Ele-
phanten mit inneren durch Cäment verbundenen Schmelzfalten beſetzt
iſt, die meiſtens verſchiedene Rhombenfiguren zeigen, während bei den
Maſtodonten die Oberfläche aus zitzenartigen, freien Höckern beſteht,
die in Querlinien geordnet ſind. In dem Maße, als ſich dieſe brei-
ten Mahlzähne abnutzen, bilden ſich hinter ihnen in der Kieferrinne
neue, die ſich allmälig nach vorn ſchieben und die Stelle der abge-
nutzten Zähne einnehmen, welche nach und nach zerbröckeln und ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0464" n="458"/><figure><head>Fig. 1380. Fig. 1381.</head><lb/><p>Fig. 1380. Der Schädel eines jungen a&#x017F;iati&#x017F;chen Elephanten, der die Nähte<lb/>
der Knochen noch zeigt. Letztere &#x017F;ind mit den gewöhnlichen Ziffern (&#x017F;. S. 47.)<lb/>
bezeichnet. 1 Thränenbein.<lb/>
Fig. 1381. Durch&#x017F;chnitt eines erwach&#x017F;enen Schädels der&#x017F;elben Art, um<lb/>
die inneren Höhlen zu zeigen. <hi rendition="#aq">a</hi> Zellen der Stirnhöhlen, zwi&#x017F;chen den beiden<lb/>
Platten der Schädelknochen. <hi rendition="#aq">b</hi> Höhle für das Gehirn, verhältnißmäßig klein.<lb/><hi rendition="#aq">c</hi> Gelenkhöcker des Hinterhauptes. <hi rendition="#aq">d</hi> Hinter&#x017F;ter noch unentwickelter Backzahn.<lb/><hi rendition="#aq">e</hi> Mittlerer, im Gebrauche &#x017F;tehender Backzahn. <hi rendition="#aq">f</hi> Vorder&#x017F;ter Backzahn, fa&#x017F;t<lb/>
gänzlich abgenutzt. <hi rendition="#aq">g</hi> Stoßzahn. <hi rendition="#aq">h</hi> Na&#x017F;enöffnung. <hi rendition="#aq">i</hi> Zwi&#x017F;chenkiefer.</p></figure><lb/>
thiere i&#x017F;t verhältnißmäßig groß, hoch und &#x017F;chwer, die Stirn fa&#x017F;t &#x017F;teil abfal-<lb/>
lend, was indeß nicht in der Ausbildung der Gehirnma&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einen Grund<lb/>
hat; die Hirnkap&#x017F;el i&#x017F;t im Gegentheil im Verhältni&#x017F;&#x017F;e zu dem großen Schä-<lb/>
del auffallend klein, das äußere und innere Blatt der Schädelknochen aber<lb/>
durch bla&#x017F;ig aufgetriebene Knochenzellen, welche mit Fett gefüllt &#x017F;ind, von<lb/>
einander getrennt. Der Raum, den die&#x017F;e Zellen einnehmen, i&#x017F;t eben &#x017F;o<lb/>
bedeutend, als derjenige für das Gehirn. Die Bezahnung i&#x017F;t höch&#x017F;t<lb/>
eigenthümlich. Gewöhnlich &#x017F;itzen in jeder Kieferhälfte nur zwei unge-<lb/>
mein große, länglichvier&#x017F;eitige, platte Mahlzähne, die nur unbedeu-<lb/>
tende Wurzeln haben, deren Oberfläche aber bei den eigentlichen Ele-<lb/>
phanten mit inneren durch Cäment verbundenen Schmelzfalten be&#x017F;etzt<lb/>
i&#x017F;t, die mei&#x017F;tens ver&#x017F;chiedene Rhombenfiguren zeigen, während bei den<lb/>
Ma&#x017F;todonten die Oberfläche aus zitzenartigen, freien Höckern be&#x017F;teht,<lb/>
die in Querlinien geordnet &#x017F;ind. In dem Maße, als &#x017F;ich die&#x017F;e brei-<lb/>
ten Mahlzähne abnutzen, bilden &#x017F;ich hinter ihnen in der Kieferrinne<lb/>
neue, die &#x017F;ich allmälig nach vorn &#x017F;chieben und die Stelle der abge-<lb/>
nutzten Zähne einnehmen, welche nach und nach zerbröckeln und ver-<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[458/0464] [Abbildung Fig. 1380. Fig. 1381. Fig. 1380. Der Schädel eines jungen aſiatiſchen Elephanten, der die Nähte der Knochen noch zeigt. Letztere ſind mit den gewöhnlichen Ziffern (ſ. S. 47.) bezeichnet. 1 Thränenbein. Fig. 1381. Durchſchnitt eines erwachſenen Schädels derſelben Art, um die inneren Höhlen zu zeigen. a Zellen der Stirnhöhlen, zwiſchen den beiden Platten der Schädelknochen. b Höhle für das Gehirn, verhältnißmäßig klein. c Gelenkhöcker des Hinterhauptes. d Hinterſter noch unentwickelter Backzahn. e Mittlerer, im Gebrauche ſtehender Backzahn. f Vorderſter Backzahn, faſt gänzlich abgenutzt. g Stoßzahn. h Naſenöffnung. i Zwiſchenkiefer.] thiere iſt verhältnißmäßig groß, hoch und ſchwer, die Stirn faſt ſteil abfal- lend, was indeß nicht in der Ausbildung der Gehirnmaſſe ſeinen Grund hat; die Hirnkapſel iſt im Gegentheil im Verhältniſſe zu dem großen Schä- del auffallend klein, das äußere und innere Blatt der Schädelknochen aber durch blaſig aufgetriebene Knochenzellen, welche mit Fett gefüllt ſind, von einander getrennt. Der Raum, den dieſe Zellen einnehmen, iſt eben ſo bedeutend, als derjenige für das Gehirn. Die Bezahnung iſt höchſt eigenthümlich. Gewöhnlich ſitzen in jeder Kieferhälfte nur zwei unge- mein große, länglichvierſeitige, platte Mahlzähne, die nur unbedeu- tende Wurzeln haben, deren Oberfläche aber bei den eigentlichen Ele- phanten mit inneren durch Cäment verbundenen Schmelzfalten beſetzt iſt, die meiſtens verſchiedene Rhombenfiguren zeigen, während bei den Maſtodonten die Oberfläche aus zitzenartigen, freien Höckern beſteht, die in Querlinien geordnet ſind. In dem Maße, als ſich dieſe brei- ten Mahlzähne abnutzen, bilden ſich hinter ihnen in der Kieferrinne neue, die ſich allmälig nach vorn ſchieben und die Stelle der abge- nutzten Zähne einnehmen, welche nach und nach zerbröckeln und ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/464
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/464>, abgerufen am 23.04.2024.