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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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mondförmigen Prismen gebildet. Die Füße hatten nur zwei tief
gespaltene Zehen, die mit Klauen, ähnlich denen der Wiederkäuer ver-
sehen waren; bei manchen fand sich noch eine dritte unvollständige, in
eine Afterklaue endende Zehe vor. Der Schwanz dieser Thiere war
meistens lang, ihre äußere Körperform gefällig; ihre Ueberreste befin-
den sich besonders in den älteren Tertiärschichten und lassen durch die
Art ihrer Anhäufung auf ein geselliges Leben in morastigen Gegenden
schließen. Anoplotherium; Oplotherium; Xiphodon; Dichobune; Cha-
licotherium
.

Die Dickhäuter erscheinen mit den ältesten Tertiärgebilden und
entfalten hier einen Reichthum von Formen und Typen, der sich noch
in der mittleren Tertiärzeit erhält, dann aber mehr abnimmt, so daß
unsere jetzige Periode verhältnißmäßig als die ärmste an Formen die-
ser Ordnung sich darstellt. Die Dickhäuter sind in der Tertiärzeit
über die ganze Erde verbreitet und namentlich solche Familien, welche
jetzt auf die Tropen eingeschränkt sind, wie Elephanten und Nashör-
ner, bis an die Nordgränze Sibiriens einheimisch gewesen.

Ordnung der Einhufer. (Solidungula.)

Das Pferdegeschlecht mit seinen zahlreichen Arten, welche alle
unter einander Bastarde erzeugen können und jetzt über die ganze
Erde verbreitet sind, repräsentirt einzig diese Ordnung, welche erst
durch die Civilisation nach Amerika verpflanzt wurde, wo jetzt das
Pferd in verwildertem Zustande einheimisch ist. Die wesentlichen Cha-
raktere der ganzen Familie und Ordnung liegen in dem Zahnsysteme
und in der Bildung der Füße. Der Schädel ist lang gestreckt, pyra-
midal, die Stirn flach, die Kiefer weit vorgezogen und der Unterkiefer
namentlich durch seine Entwicklung bemerklich; der Mund ist oben und
unten mit sechs Schneidezähnen bewaffnet, welche anfänglich eine boh-
nenförmige braune Vertiefung auf ihrer Schneidefläche zeigen, die spä-
ter durch die Abnutzung verschwindet; eine lange Zahnlücke, die bei

mondförmigen Prismen gebildet. Die Füße hatten nur zwei tief
geſpaltene Zehen, die mit Klauen, ähnlich denen der Wiederkäuer ver-
ſehen waren; bei manchen fand ſich noch eine dritte unvollſtändige, in
eine Afterklaue endende Zehe vor. Der Schwanz dieſer Thiere war
meiſtens lang, ihre äußere Körperform gefällig; ihre Ueberreſte befin-
den ſich beſonders in den älteren Tertiärſchichten und laſſen durch die
Art ihrer Anhäufung auf ein geſelliges Leben in moraſtigen Gegenden
ſchließen. Anoplotherium; Oplotherium; Xiphodon; Dichobune; Cha-
licotherium
.

Die Dickhäuter erſcheinen mit den älteſten Tertiärgebilden und
entfalten hier einen Reichthum von Formen und Typen, der ſich noch
in der mittleren Tertiärzeit erhält, dann aber mehr abnimmt, ſo daß
unſere jetzige Periode verhältnißmäßig als die ärmſte an Formen die-
ſer Ordnung ſich darſtellt. Die Dickhäuter ſind in der Tertiärzeit
über die ganze Erde verbreitet und namentlich ſolche Familien, welche
jetzt auf die Tropen eingeſchränkt ſind, wie Elephanten und Nashör-
ner, bis an die Nordgränze Sibiriens einheimiſch geweſen.

Ordnung der Einhufer. (Solidungula.)

Das Pferdegeſchlecht mit ſeinen zahlreichen Arten, welche alle
unter einander Baſtarde erzeugen können und jetzt über die ganze
Erde verbreitet ſind, repräſentirt einzig dieſe Ordnung, welche erſt
durch die Civiliſation nach Amerika verpflanzt wurde, wo jetzt das
Pferd in verwildertem Zuſtande einheimiſch iſt. Die weſentlichen Cha-
raktere der ganzen Familie und Ordnung liegen in dem Zahnſyſteme
und in der Bildung der Füße. Der Schädel iſt lang geſtreckt, pyra-
midal, die Stirn flach, die Kiefer weit vorgezogen und der Unterkiefer
namentlich durch ſeine Entwicklung bemerklich; der Mund iſt oben und
unten mit ſechs Schneidezähnen bewaffnet, welche anfänglich eine boh-
nenförmige braune Vertiefung auf ihrer Schneidefläche zeigen, die ſpä-
ter durch die Abnutzung verſchwindet; eine lange Zahnlücke, die bei

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[466/0472] mondförmigen Prismen gebildet. Die Füße hatten nur zwei tief geſpaltene Zehen, die mit Klauen, ähnlich denen der Wiederkäuer ver- ſehen waren; bei manchen fand ſich noch eine dritte unvollſtändige, in eine Afterklaue endende Zehe vor. Der Schwanz dieſer Thiere war meiſtens lang, ihre äußere Körperform gefällig; ihre Ueberreſte befin- den ſich beſonders in den älteren Tertiärſchichten und laſſen durch die Art ihrer Anhäufung auf ein geſelliges Leben in moraſtigen Gegenden ſchließen. Anoplotherium; Oplotherium; Xiphodon; Dichobune; Cha- licotherium. Die Dickhäuter erſcheinen mit den älteſten Tertiärgebilden und entfalten hier einen Reichthum von Formen und Typen, der ſich noch in der mittleren Tertiärzeit erhält, dann aber mehr abnimmt, ſo daß unſere jetzige Periode verhältnißmäßig als die ärmſte an Formen die- ſer Ordnung ſich darſtellt. Die Dickhäuter ſind in der Tertiärzeit über die ganze Erde verbreitet und namentlich ſolche Familien, welche jetzt auf die Tropen eingeſchränkt ſind, wie Elephanten und Nashör- ner, bis an die Nordgränze Sibiriens einheimiſch geweſen. Ordnung der Einhufer. (Solidungula.) Das Pferdegeſchlecht mit ſeinen zahlreichen Arten, welche alle unter einander Baſtarde erzeugen können und jetzt über die ganze Erde verbreitet ſind, repräſentirt einzig dieſe Ordnung, welche erſt durch die Civiliſation nach Amerika verpflanzt wurde, wo jetzt das Pferd in verwildertem Zuſtande einheimiſch iſt. Die weſentlichen Cha- raktere der ganzen Familie und Ordnung liegen in dem Zahnſyſteme und in der Bildung der Füße. Der Schädel iſt lang geſtreckt, pyra- midal, die Stirn flach, die Kiefer weit vorgezogen und der Unterkiefer namentlich durch ſeine Entwicklung bemerklich; der Mund iſt oben und unten mit ſechs Schneidezähnen bewaffnet, welche anfänglich eine boh- nenförmige braune Vertiefung auf ihrer Schneidefläche zeigen, die ſpä- ter durch die Abnutzung verſchwindet; eine lange Zahnlücke, die bei

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/472>, abgerufen am 25.04.2024.