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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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förmig; die kleinen Lückenzähne fallen leicht aus; ein eigener Reiß-
zahn fehlt ganz, dagegen sind zwei oder drei langgestreckte mit stum-
pfen Höckern besetzte Backzähne auf jeder Seite vorhanden. Der Pelz
der Thiere ist langhaarig, die Nase meist sehr entwickelt, zuweilen
sogar rüsselartig ausgezogen; sie klettern meist sehr gut, scharren nach
Wurzeln und Würmern, graben aber keine eigentlichen Höhlen, ob-
gleich sie in eine Art Winterschlaf verfallen. Ihre Verbreitung und
Anhäufung in den Knochenhöhlen aus der Diluvialzeit, in der
eine Art existirte, welche die größten jetzigen Bären um etwa ein
Drittel der Masse übertraf, bildet eine bedeutsame Thatsache für die
Geschichte dieser Periode. Ursus; Nasua; Amphiarctos.

[Abbildung] Fig. 1434.
[Abbildung] Fig. 1435. Fig. 1436.

Der Kinkajou (Cercoleptes caudivolvulus).
Die Skizze im Hintergrunde zeigt eine Lieblingsstellung des Thieres
beim Fressen Fig. 1435. Sohle des Vorderfußes. Fig. 1436. Sohle
des Hinterfußes.

Als letzte Familie schließen wir hier die Gattung der Kinkajon's
oder Wickelraubthiere (Cercoleptida) an, welche in ihrem Gebisse
den Bären entspricht, in der Bildung der Füße aber bedeutend von
ihnen abweicht. Die kleinen niedlichen Thiere, die einen dichten wol-
ligen Pelz, kurzgestutzten Kopf und einen langen Wickelschwanz be-
sitzen, klettern Nachts auf Bäumen umher, nähren sich besonders von
Früchten, Insekten und kleineren Thieren und führen die Nahrung
mittelst der Vorderfüße ganz in ähnlicher Weise, wie Eichhörnchen
zum Munde. Die Eckzähne sind nur kurz, wenig vorstehend, die
beiden Lückenzähne klein, die drei hinteren Backzähne mit stumpfen

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förmig; die kleinen Lückenzähne fallen leicht aus; ein eigener Reiß-
zahn fehlt ganz, dagegen ſind zwei oder drei langgeſtreckte mit ſtum-
pfen Höckern beſetzte Backzähne auf jeder Seite vorhanden. Der Pelz
der Thiere iſt langhaarig, die Naſe meiſt ſehr entwickelt, zuweilen
ſogar rüſſelartig ausgezogen; ſie klettern meiſt ſehr gut, ſcharren nach
Wurzeln und Würmern, graben aber keine eigentlichen Höhlen, ob-
gleich ſie in eine Art Winterſchlaf verfallen. Ihre Verbreitung und
Anhäufung in den Knochenhöhlen aus der Diluvialzeit, in der
eine Art exiſtirte, welche die größten jetzigen Bären um etwa ein
Drittel der Maſſe übertraf, bildet eine bedeutſame Thatſache für die
Geſchichte dieſer Periode. Ursus; Nasua; Amphiarctos.

[Abbildung] Fig. 1434.
[Abbildung] Fig. 1435. Fig. 1436.

Der Kinkajou (Cercoleptes caudivolvulus).
Die Skizze im Hintergrunde zeigt eine Lieblingsſtellung des Thieres
beim Freſſen Fig. 1435. Sohle des Vorderfußes. Fig. 1436. Sohle
des Hinterfußes.

Als letzte Familie ſchließen wir hier die Gattung der Kinkajon’s
oder Wickelraubthiere (Cercoleptida) an, welche in ihrem Gebiſſe
den Bären entſpricht, in der Bildung der Füße aber bedeutend von
ihnen abweicht. Die kleinen niedlichen Thiere, die einen dichten wol-
ligen Pelz, kurzgeſtutzten Kopf und einen langen Wickelſchwanz be-
ſitzen, klettern Nachts auf Bäumen umher, nähren ſich beſonders von
Früchten, Inſekten und kleineren Thieren und führen die Nahrung
mittelſt der Vorderfüße ganz in ähnlicher Weiſe, wie Eichhörnchen
zum Munde. Die Eckzähne ſind nur kurz, wenig vorſtehend, die
beiden Lückenzähne klein, die drei hinteren Backzähne mit ſtumpfen

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[499/0505] förmig; die kleinen Lückenzähne fallen leicht aus; ein eigener Reiß- zahn fehlt ganz, dagegen ſind zwei oder drei langgeſtreckte mit ſtum- pfen Höckern beſetzte Backzähne auf jeder Seite vorhanden. Der Pelz der Thiere iſt langhaarig, die Naſe meiſt ſehr entwickelt, zuweilen ſogar rüſſelartig ausgezogen; ſie klettern meiſt ſehr gut, ſcharren nach Wurzeln und Würmern, graben aber keine eigentlichen Höhlen, ob- gleich ſie in eine Art Winterſchlaf verfallen. Ihre Verbreitung und Anhäufung in den Knochenhöhlen aus der Diluvialzeit, in der eine Art exiſtirte, welche die größten jetzigen Bären um etwa ein Drittel der Maſſe übertraf, bildet eine bedeutſame Thatſache für die Geſchichte dieſer Periode. Ursus; Nasua; Amphiarctos. [Abbildung Fig. 1434. ] [Abbildung Fig. 1435. Fig. 1436. Der Kinkajou (Cercoleptes caudivolvulus). Die Skizze im Hintergrunde zeigt eine Lieblingsſtellung des Thieres beim Freſſen Fig. 1435. Sohle des Vorderfußes. Fig. 1436. Sohle des Hinterfußes. ] Als letzte Familie ſchließen wir hier die Gattung der Kinkajon’s oder Wickelraubthiere (Cercoleptida) an, welche in ihrem Gebiſſe den Bären entſpricht, in der Bildung der Füße aber bedeutend von ihnen abweicht. Die kleinen niedlichen Thiere, die einen dichten wol- ligen Pelz, kurzgeſtutzten Kopf und einen langen Wickelſchwanz be- ſitzen, klettern Nachts auf Bäumen umher, nähren ſich beſonders von Früchten, Inſekten und kleineren Thieren und führen die Nahrung mittelſt der Vorderfüße ganz in ähnlicher Weiſe, wie Eichhörnchen zum Munde. Die Eckzähne ſind nur kurz, wenig vorſtehend, die beiden Lückenzähne klein, die drei hinteren Backzähne mit ſtumpfen 32*

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/505>, abgerufen am 24.04.2024.