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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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Der Mensch der Südsee; der Malaye.

Die vorherrschende Hautfarbe dieser Art, welche die Inseln der
Südsee von Madagaskar aus nach Osten bis zur Osterinsel und die
Küste der malayischen Halbinsel bewohnt, ist ein gesättigtes Gelbbraun,
welches bald mehr in das Schwarzbraun, bald in ein helleres Ma-
hagonigelb übergeht. Die Haare sind schwarz, bald mehr lockig, aber
niemals wollig, bald gänzlich schlicht, lang und gestreckt; die Stirne
hoch; die Augenbrauen geschwungen; die Augen meist lang geschlitzt.
Die Nase mit breiten Flügeln, aber nur selten platt gedrückt, sondern
gewöhnlich gerade oder selbst gebogen. Die Lippen oft nur wenig
aufgeworfen. In der Schädelform unterscheidet man nur fast Schief-
zähner mit vorstehenden Kiefern; -- es zeigen sich aber hier wieder
die beiden Typen von Langköpfen und Breitköpfen wie bei der vori-
gen Art. Die Alfuru's, welche den Continent Australiens, Neu-
Guinea's, Borneo's, Java's und Sumatra's nebst einigen kleinen
Inseln bewohnen, zeigen in ihrer Schädelform durchaus Aehnlichkeit
mit derjenigen der Neger, obgleich sie stets lange, straffe Haare ha-
ben. Sie besitzen abschreckende Negerphysiognomieen, stumpfe abge-
plattete Nasen, aufgeworfene Lippen, vorstehende Backenknochen, vor-
gequollene Augen, dicken stacheligen Bart, eine dunkle, schmutzig braune
Hautfarbe und außerordentlich dürre, magere Glieder, nebst allen
Zeichen der beständigen Aushungerung. Die eigentlichen Polyne-
sier
, welche den Alfuru's am nächsten stehen, aber im Allgemeinen
eine hellere Hautfarbe, mehr lockiges Haar und weniger abgeplattete
Nasen besitzen, zeigen zum Theile ebenso wie die Alfuru's den Typus
der Langköpfe mit vorstehendem Kiefer, so namentlich die Bewohner
von Amboina und den Sandwichinseln. Im Gegensatze hierzu stehen
die Bewohner der übrigen Südseeinseln, meist von rein brauner Haut-
farbe, wohlgebildet, von kräftigem Körperbaue mit dem Ausdrucke der
Intelligenz in den Gesichtern, deren Züge sich nur durch die breiten
Nasenflügel und die vorstehenden Lippen von den Zügen der Europäer
unterscheiden sollen. Diese wie die Taihiti'er und die ihnen verwand-
ten Insulaner gehören zu den Kurzköpfen und zeigen in dieser Be-
ziehung einige Verwandtschaft zu den Bewohnern von Madagaskar,
den Madekassen, welche ebenfalls mit brauner Hautfarbe, aufge-

Der Menſch der Südſee; der Malaye.

Die vorherrſchende Hautfarbe dieſer Art, welche die Inſeln der
Südſee von Madagaskar aus nach Oſten bis zur Oſterinſel und die
Küſte der malayiſchen Halbinſel bewohnt, iſt ein geſättigtes Gelbbraun,
welches bald mehr in das Schwarzbraun, bald in ein helleres Ma-
hagonigelb übergeht. Die Haare ſind ſchwarz, bald mehr lockig, aber
niemals wollig, bald gänzlich ſchlicht, lang und geſtreckt; die Stirne
hoch; die Augenbrauen geſchwungen; die Augen meiſt lang geſchlitzt.
Die Naſe mit breiten Flügeln, aber nur ſelten platt gedrückt, ſondern
gewöhnlich gerade oder ſelbſt gebogen. Die Lippen oft nur wenig
aufgeworfen. In der Schädelform unterſcheidet man nur faſt Schief-
zähner mit vorſtehenden Kiefern; — es zeigen ſich aber hier wieder
die beiden Typen von Langköpfen und Breitköpfen wie bei der vori-
gen Art. Die Alfuru’s, welche den Continent Auſtraliens, Neu-
Guinea’s, Borneo’s, Java’s und Sumatra’s nebſt einigen kleinen
Inſeln bewohnen, zeigen in ihrer Schädelform durchaus Aehnlichkeit
mit derjenigen der Neger, obgleich ſie ſtets lange, ſtraffe Haare ha-
ben. Sie beſitzen abſchreckende Negerphyſiognomieen, ſtumpfe abge-
plattete Naſen, aufgeworfene Lippen, vorſtehende Backenknochen, vor-
gequollene Augen, dicken ſtacheligen Bart, eine dunkle, ſchmutzig braune
Hautfarbe und außerordentlich dürre, magere Glieder, nebſt allen
Zeichen der beſtändigen Aushungerung. Die eigentlichen Polyne-
ſier
, welche den Alfuru’s am nächſten ſtehen, aber im Allgemeinen
eine hellere Hautfarbe, mehr lockiges Haar und weniger abgeplattete
Naſen beſitzen, zeigen zum Theile ebenſo wie die Alfuru’s den Typus
der Langköpfe mit vorſtehendem Kiefer, ſo namentlich die Bewohner
von Amboina und den Sandwichinſeln. Im Gegenſatze hierzu ſtehen
die Bewohner der übrigen Südſeeinſeln, meiſt von rein brauner Haut-
farbe, wohlgebildet, von kräftigem Körperbaue mit dem Ausdrucke der
Intelligenz in den Geſichtern, deren Züge ſich nur durch die breiten
Naſenflügel und die vorſtehenden Lippen von den Zügen der Europäer
unterſcheiden ſollen. Dieſe wie die Taihiti’er und die ihnen verwand-
ten Inſulaner gehören zu den Kurzköpfen und zeigen in dieſer Be-
ziehung einige Verwandtſchaft zu den Bewohnern von Madagaskar,
den Madekaſſen, welche ebenfalls mit brauner Hautfarbe, aufge-

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[560/0566] Der Menſch der Südſee; der Malaye. Die vorherrſchende Hautfarbe dieſer Art, welche die Inſeln der Südſee von Madagaskar aus nach Oſten bis zur Oſterinſel und die Küſte der malayiſchen Halbinſel bewohnt, iſt ein geſättigtes Gelbbraun, welches bald mehr in das Schwarzbraun, bald in ein helleres Ma- hagonigelb übergeht. Die Haare ſind ſchwarz, bald mehr lockig, aber niemals wollig, bald gänzlich ſchlicht, lang und geſtreckt; die Stirne hoch; die Augenbrauen geſchwungen; die Augen meiſt lang geſchlitzt. Die Naſe mit breiten Flügeln, aber nur ſelten platt gedrückt, ſondern gewöhnlich gerade oder ſelbſt gebogen. Die Lippen oft nur wenig aufgeworfen. In der Schädelform unterſcheidet man nur faſt Schief- zähner mit vorſtehenden Kiefern; — es zeigen ſich aber hier wieder die beiden Typen von Langköpfen und Breitköpfen wie bei der vori- gen Art. Die Alfuru’s, welche den Continent Auſtraliens, Neu- Guinea’s, Borneo’s, Java’s und Sumatra’s nebſt einigen kleinen Inſeln bewohnen, zeigen in ihrer Schädelform durchaus Aehnlichkeit mit derjenigen der Neger, obgleich ſie ſtets lange, ſtraffe Haare ha- ben. Sie beſitzen abſchreckende Negerphyſiognomieen, ſtumpfe abge- plattete Naſen, aufgeworfene Lippen, vorſtehende Backenknochen, vor- gequollene Augen, dicken ſtacheligen Bart, eine dunkle, ſchmutzig braune Hautfarbe und außerordentlich dürre, magere Glieder, nebſt allen Zeichen der beſtändigen Aushungerung. Die eigentlichen Polyne- ſier, welche den Alfuru’s am nächſten ſtehen, aber im Allgemeinen eine hellere Hautfarbe, mehr lockiges Haar und weniger abgeplattete Naſen beſitzen, zeigen zum Theile ebenſo wie die Alfuru’s den Typus der Langköpfe mit vorſtehendem Kiefer, ſo namentlich die Bewohner von Amboina und den Sandwichinſeln. Im Gegenſatze hierzu ſtehen die Bewohner der übrigen Südſeeinſeln, meiſt von rein brauner Haut- farbe, wohlgebildet, von kräftigem Körperbaue mit dem Ausdrucke der Intelligenz in den Geſichtern, deren Züge ſich nur durch die breiten Naſenflügel und die vorſtehenden Lippen von den Zügen der Europäer unterſcheiden ſollen. Dieſe wie die Taihiti’er und die ihnen verwand- ten Inſulaner gehören zu den Kurzköpfen und zeigen in dieſer Be- ziehung einige Verwandtſchaft zu den Bewohnern von Madagaskar, den Madekaſſen, welche ebenfalls mit brauner Hautfarbe, aufge-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/566>, abgerufen am 29.03.2024.