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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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den früheren Familien der Fleischfresser gesellen sich Katzen, Hyänen
und Marder (Mustelida), während die Insektenfresser mit Maulwürfen
(Talpida) auftreten und Hasen (Leporida) und Biber (Castorida) die
Ordnung der Nager vervollständigen.

In den oberen Tertiärgebilden finden sich die Reste der
merkwürdigen Familien der Doppelzähner, (Zeuglodontida), die ein
Zwischenglied der Ordnung der Walthiere und derjenigen der Robben
macht, welche letztere hier durch Walrosse (Trichecida) und Seehunde
(Phocida) vertreten ist. Die Nilpferde (Hippopotamus) gesellen sich
den übrigen Dickhäutern, Kamele, gigantische Giraffen (Sivatherium)
und Ochsen den Wiederkäuern zu. Die Familie der Bären (Ursida)
tritt in der Ordnung der Fleischfresser, diejenigen der Mäuse (Murida),
der Lanzenratten (Psammoryctida), der Stachelschweine (Hystricida)
und der Kammmäuse (Ctenomys) unter den Nagern auf.

Die Diluvialgebilde zeichnen sich durch eine außerordentliche
Entwicklung der Fleischfresser hinsichtlich ihrer Zahl und Größe aus,
obgleich keine besondere Vermehrung der Familien vorhanden ist.
Neuholland hat eine Menge von fossilen Beutelthierresten geliefert,
welche den Familien der Beutelnager (Phascolomida), der Kängurus
und der fleischfressenden Beutelthiere angehören, während Amerika die
ausgestorbene Seekuhfamilie der Toxodonten, Europa dagegen die noch
lebende der Elephanten liefert. In Südamerika finden sich ferner die
zahnarmen Thiere durch Ameisenfresser, Gürtelthiere und Großthiere,
die Nager durch Springhasen (Macropoda), Hasenmäuse (Lagostomida),
Maulwurfmäuse (Spalacida) und Meerschweine (Cavida), so wie die
Vierhänder durch plattnasige Affen (Platyrrhina) und Krallenaffen
(Hapalida) vertreten. So vervollständigt sich der Kreis der Schöpfung
immer mehr, je weiter man sich der Jetztwelt nähert und in der That
erscheinen von den jetzt vorhandenen Ordnungen der Säugethiere nur
die beiden Endpunkte, die Kloakenthiere (Monotremata) und die Zwei-
händer oder der Mensch in der Tertiärzeit unvertreten, während von
einzelnen Familien die Borkenthiere (Rytinida), die jetzt ebenfalls von
der Erde vertilgt sind, die Faulthiere (Bradypida), die Klippdachse
(Hyracida), die Kinkajous (Cercoleptida), die Kletter- (Cladobatida)
und Springmäuse (Macroscelides), die früchtefressenden Fledermäuse
(Pteropida) und die Pelzflatterer (Dermoptera) noch keine Vertreter in
den Schichten der Erde gezeigt haben.



den früheren Familien der Fleiſchfreſſer geſellen ſich Katzen, Hyänen
und Marder (Mustelida), während die Inſektenfreſſer mit Maulwürfen
(Talpida) auftreten und Haſen (Leporida) und Biber (Castorida) die
Ordnung der Nager vervollſtändigen.

In den oberen Tertiärgebilden finden ſich die Reſte der
merkwürdigen Familien der Doppelzähner, (Zeuglodontida), die ein
Zwiſchenglied der Ordnung der Walthiere und derjenigen der Robben
macht, welche letztere hier durch Walroſſe (Trichecida) und Seehunde
(Phocida) vertreten iſt. Die Nilpferde (Hippopotamus) geſellen ſich
den übrigen Dickhäutern, Kamele, gigantiſche Giraffen (Sivatherium)
und Ochſen den Wiederkäuern zu. Die Familie der Bären (Ursida)
tritt in der Ordnung der Fleiſchfreſſer, diejenigen der Mäuſe (Murida),
der Lanzenratten (Psammoryctida), der Stachelſchweine (Hystricida)
und der Kammmäuſe (Ctenomys) unter den Nagern auf.

Die Diluvialgebilde zeichnen ſich durch eine außerordentliche
Entwicklung der Fleiſchfreſſer hinſichtlich ihrer Zahl und Größe aus,
obgleich keine beſondere Vermehrung der Familien vorhanden iſt.
Neuholland hat eine Menge von foſſilen Beutelthierreſten geliefert,
welche den Familien der Beutelnager (Phascolomida), der Kängurus
und der fleiſchfreſſenden Beutelthiere angehören, während Amerika die
ausgeſtorbene Seekuhfamilie der Toxodonten, Europa dagegen die noch
lebende der Elephanten liefert. In Südamerika finden ſich ferner die
zahnarmen Thiere durch Ameiſenfreſſer, Gürtelthiere und Großthiere,
die Nager durch Springhaſen (Macropoda), Haſenmäuſe (Lagostomida),
Maulwurfmäuſe (Spalacida) und Meerſchweine (Cavida), ſo wie die
Vierhänder durch plattnaſige Affen (Platyrrhina) und Krallenaffen
(Hapalida) vertreten. So vervollſtändigt ſich der Kreis der Schöpfung
immer mehr, je weiter man ſich der Jetztwelt nähert und in der That
erſcheinen von den jetzt vorhandenen Ordnungen der Säugethiere nur
die beiden Endpunkte, die Kloakenthiere (Monotremata) und die Zwei-
händer oder der Menſch in der Tertiärzeit unvertreten, während von
einzelnen Familien die Borkenthiere (Rytinida), die jetzt ebenfalls von
der Erde vertilgt ſind, die Faulthiere (Bradypida), die Klippdachſe
(Hyracida), die Kinkajous (Cercoleptida), die Kletter- (Cladobatida)
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[600/0606] den früheren Familien der Fleiſchfreſſer geſellen ſich Katzen, Hyänen und Marder (Mustelida), während die Inſektenfreſſer mit Maulwürfen (Talpida) auftreten und Haſen (Leporida) und Biber (Castorida) die Ordnung der Nager vervollſtändigen. In den oberen Tertiärgebilden finden ſich die Reſte der merkwürdigen Familien der Doppelzähner, (Zeuglodontida), die ein Zwiſchenglied der Ordnung der Walthiere und derjenigen der Robben macht, welche letztere hier durch Walroſſe (Trichecida) und Seehunde (Phocida) vertreten iſt. Die Nilpferde (Hippopotamus) geſellen ſich den übrigen Dickhäutern, Kamele, gigantiſche Giraffen (Sivatherium) und Ochſen den Wiederkäuern zu. Die Familie der Bären (Ursida) tritt in der Ordnung der Fleiſchfreſſer, diejenigen der Mäuſe (Murida), der Lanzenratten (Psammoryctida), der Stachelſchweine (Hystricida) und der Kammmäuſe (Ctenomys) unter den Nagern auf. Die Diluvialgebilde zeichnen ſich durch eine außerordentliche Entwicklung der Fleiſchfreſſer hinſichtlich ihrer Zahl und Größe aus, obgleich keine beſondere Vermehrung der Familien vorhanden iſt. Neuholland hat eine Menge von foſſilen Beutelthierreſten geliefert, welche den Familien der Beutelnager (Phascolomida), der Kängurus und der fleiſchfreſſenden Beutelthiere angehören, während Amerika die ausgeſtorbene Seekuhfamilie der Toxodonten, Europa dagegen die noch lebende der Elephanten liefert. In Südamerika finden ſich ferner die zahnarmen Thiere durch Ameiſenfreſſer, Gürtelthiere und Großthiere, die Nager durch Springhaſen (Macropoda), Haſenmäuſe (Lagostomida), Maulwurfmäuſe (Spalacida) und Meerſchweine (Cavida), ſo wie die Vierhänder durch plattnaſige Affen (Platyrrhina) und Krallenaffen (Hapalida) vertreten. So vervollſtändigt ſich der Kreis der Schöpfung immer mehr, je weiter man ſich der Jetztwelt nähert und in der That erſcheinen von den jetzt vorhandenen Ordnungen der Säugethiere nur die beiden Endpunkte, die Kloakenthiere (Monotremata) und die Zwei- händer oder der Menſch in der Tertiärzeit unvertreten, während von einzelnen Familien die Borkenthiere (Rytinida), die jetzt ebenfalls von der Erde vertilgt ſind, die Faulthiere (Bradypida), die Klippdachſe (Hyracida), die Kinkajous (Cercoleptida), die Kletter- (Cladobatida) und Springmäuſe (Macroscelides), die früchtefreſſenden Fledermäuſe (Pteropida) und die Pelzflatterer (Dermoptera) noch keine Vertreter in den Schichten der Erde gezeigt haben.

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/606>, abgerufen am 28.03.2024.