Jahrhunderten durch eine fehlerhafte Regierungs¬ form sehr arm an Menschen. Der Landbau, wie sehr es durch fruchtbaren Boden darauf ange¬ wiesen ist, ward unvollkommen getrieben, die Handwerke und Künste lagen ganz danieder. Skla¬ verei der geringen Klassen entehrte die Mensch¬ heit. Jetzt hingegen prangen seine Gefilde in üppiger Erzeugung, wohlgebaute Städte und Dörfer zeigen reiche Bevölkerung, Kunstfleiß in jeder Art ist regsam. Dies vermag langer Friede unter weiser Verwaltung.
Guido ergötzte sich innig bei dem lachenden Anblick, der sich allenthalben darbot. Große Kunststraßen und Nebenwege waren ohne Aus¬ nahme mit mehreren Reihen nutzbarer Obst¬ bäume beflanzt, deren Blüthenschnee mit den dunkelgrünen hochbegrasten Triften und fetten Kornfluren angenehm wechselte. Nie hatte Guido so stattliche Heerden gesehn als hier wei¬ deten. Er rief: Siziliens Landschaft ist man¬ nichfacher, feinere Baumgattungen und Frucht¬ arten schmücken sie, doch ein so frisches Grün labt dort die Blicke nicht.
Gelino antwortete: Die Natur ist überall
reich,
Jahrhunderten durch eine fehlerhafte Regierungs¬ form ſehr arm an Menſchen. Der Landbau, wie ſehr es durch fruchtbaren Boden darauf ange¬ wieſen iſt, ward unvollkommen getrieben, die Handwerke und Kuͤnſte lagen ganz danieder. Skla¬ verei der geringen Klaſſen entehrte die Menſch¬ heit. Jetzt hingegen prangen ſeine Gefilde in uͤppiger Erzeugung, wohlgebaute Staͤdte und Doͤrfer zeigen reiche Bevoͤlkerung, Kunſtfleiß in jeder Art iſt regſam. Dies vermag langer Friede unter weiſer Verwaltung.
Guido ergoͤtzte ſich innig bei dem lachenden Anblick, der ſich allenthalben darbot. Große Kunſtſtraßen und Nebenwege waren ohne Aus¬ nahme mit mehreren Reihen nutzbarer Obſt¬ baͤume beflanzt, deren Bluͤthenſchnee mit den dunkelgruͤnen hochbegraſten Triften und fetten Kornfluren angenehm wechſelte. Nie hatte Guido ſo ſtattliche Heerden geſehn als hier wei¬ deten. Er rief: Siziliens Landſchaft iſt man¬ nichfacher, feinere Baumgattungen und Frucht¬ arten ſchmuͤcken ſie, doch ein ſo friſches Gruͤn labt dort die Blicke nicht.
Gelino antwortete: Die Natur iſt uͤberall
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Jahrhunderten durch eine fehlerhafte Regierungs¬
form ſehr arm an Menſchen. Der Landbau, wie
ſehr es durch fruchtbaren Boden darauf ange¬
wieſen iſt, ward unvollkommen getrieben, die
Handwerke und Kuͤnſte lagen ganz danieder. Skla¬
verei der geringen Klaſſen entehrte die Menſch¬
heit. Jetzt hingegen prangen ſeine Gefilde in
uͤppiger Erzeugung, wohlgebaute Staͤdte und
Doͤrfer zeigen reiche Bevoͤlkerung, Kunſtfleiß in
jeder Art iſt regſam. Dies vermag langer Friede
unter weiſer Verwaltung.
Guido ergoͤtzte ſich innig bei dem lachenden
Anblick, der ſich allenthalben darbot. Große
Kunſtſtraßen und Nebenwege waren ohne Aus¬
nahme mit mehreren Reihen nutzbarer Obſt¬
baͤume beflanzt, deren Bluͤthenſchnee mit den
dunkelgruͤnen hochbegraſten Triften und fetten
Kornfluren angenehm wechſelte. Nie hatte
Guido ſo ſtattliche Heerden geſehn als hier wei¬
deten. Er rief: Siziliens Landſchaft iſt man¬
nichfacher, feinere Baumgattungen und Frucht¬
arten ſchmuͤcken ſie, doch ein ſo friſches Gruͤn
labt dort die Blicke nicht.
Gelino antwortete: Die Natur iſt uͤberall
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/156>, abgerufen am 23.04.2024.
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