alternde Vater eine Stütze neben sich sehen wollte."
Wie ward dir bei der großen Nachricht?
"Ich fühlte die mir bis dahin unbekannten kindlichen Entzückungen mit Innigkeit, doch er¬ schrack ich, daß einst das schwere Königsamt mich erwarte."
Gut und auch nicht gut! Der kräftige Mann soll vor nichts erschrecken, der König am we¬ nigsten. -- Wie brachtest du deine Zeit neben dem Vater hin?
"Ich wohnte den Sitzungen der Räthe bei, besah unsere Staaten, bis auf das kleinste Dorf, suchte mich über ihre Natur, ihre Gewerbe zu unterrichten, den Mann von Verdienst kennen zu lernen."
Wohl! Machtest du oft Vorschläge zu Ver¬ besserungen in deinem Lande?
"Dazu fühlte ich mich noch zu schwach, meinte nichts höher umfassen zu können, als der weise Vater."
Schlimm, Königsohn, schlimm! Der Jüng¬ ling soll nicht stehen bleiben, sondern weiter dringen. Deine Erziehung konnte die Erfindungs¬ gabe wecken.
alternde Vater eine Stuͤtze neben ſich ſehen wollte.“
Wie ward dir bei der großen Nachricht?
„Ich fuͤhlte die mir bis dahin unbekannten kindlichen Entzuͤckungen mit Innigkeit, doch er¬ ſchrack ich, daß einſt das ſchwere Koͤnigsamt mich erwarte.“
Gut und auch nicht gut! Der kraͤftige Mann ſoll vor nichts erſchrecken, der Koͤnig am we¬ nigſten. — Wie brachteſt du deine Zeit neben dem Vater hin?
„Ich wohnte den Sitzungen der Raͤthe bei, beſah unſere Staaten, bis auf das kleinſte Dorf, ſuchte mich uͤber ihre Natur, ihre Gewerbe zu unterrichten, den Mann von Verdienſt kennen zu lernen.“
Wohl! Machteſt du oft Vorſchlaͤge zu Ver¬ beſſerungen in deinem Lande?
„Dazu fuͤhlte ich mich noch zu ſchwach, meinte nichts hoͤher umfaſſen zu koͤnnen, als der weiſe Vater.“
Schlimm, Koͤnigſohn, ſchlimm! Der Juͤng¬ ling ſoll nicht ſtehen bleiben, ſondern weiter dringen. Deine Erziehung konnte die Erfindungs¬ gabe wecken.
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alternde Vater eine Stuͤtze neben ſich ſehen
wollte.“
Wie ward dir bei der großen Nachricht?
„Ich fuͤhlte die mir bis dahin unbekannten
kindlichen Entzuͤckungen mit Innigkeit, doch er¬
ſchrack ich, daß einſt das ſchwere Koͤnigsamt
mich erwarte.“
Gut und auch nicht gut! Der kraͤftige Mann
ſoll vor nichts erſchrecken, der Koͤnig am we¬
nigſten. — Wie brachteſt du deine Zeit neben dem
Vater hin?
„Ich wohnte den Sitzungen der Raͤthe bei,
beſah unſere Staaten, bis auf das kleinſte Dorf,
ſuchte mich uͤber ihre Natur, ihre Gewerbe zu
unterrichten, den Mann von Verdienſt kennen
zu lernen.“
Wohl! Machteſt du oft Vorſchlaͤge zu Ver¬
beſſerungen in deinem Lande?
„Dazu fuͤhlte ich mich noch zu ſchwach, meinte
nichts hoͤher umfaſſen zu koͤnnen, als der weiſe
Vater.“
Schlimm, Koͤnigſohn, ſchlimm! Der Juͤng¬
ling ſoll nicht ſtehen bleiben, ſondern weiter
dringen. Deine Erziehung konnte die Erfindungs¬
gabe wecken.
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/214>, abgerufen am 25.04.2024.
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