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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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nöthigen Wendungen die schwierigste Kunst
offenbarte.

Auf der Sternwarte eines durch neue Ent¬
deckungen berühmten Astronomen, hörte er meh¬
rere Vorlesungen. Daß man jetzt über Tausend
Millionen Fixsterne zählte, wogegen vor etwa
drei Jahrhunderten deren nur fünf und siebenzig
Millionen angenommen wurden; daß die Zahl
der Ehedem bekannten Dreihundert und neunzig
Kometen verdreifacht ausgemittelt war, und über
die Gesetze ihres Umschwungs, die Natur der sie
umwallenden Dünste, kein Zweifel mehr bestand;
daß die Vortrefflichkeit der Sehröhre schon die
Planeten der nächsten Sonnensterne erblicken ließ,
wußte er lange; ganz unerwartet erfuhr er hier
aber, welchen bedeutenden Vorschub die Chemie
der Sternkunde leistete. Denn wenn sie zuvor
den Wärme- und Lichtstoff nimmer hatte wägen
können, so war ihr dies nunmehr ganz bequem
geworden. Es gab Waagen, die in Theilbarkeit
der Schwere Subtilitäten gestatteten, die mit
denen, welche das Mikroskop in der Sichtbarkeit
erzielt, verglichen werden konnten. Nun hatte
der genannte Sternkundige, Strahlen der Licht¬
materie, welche uns von den, viele Billionen

noͤthigen Wendungen die ſchwierigſte Kunſt
offenbarte.

Auf der Sternwarte eines durch neue Ent¬
deckungen beruͤhmten Aſtronomen, hoͤrte er meh¬
rere Vorleſungen. Daß man jetzt uͤber Tauſend
Millionen Fixſterne zaͤhlte, wogegen vor etwa
drei Jahrhunderten deren nur fuͤnf und ſiebenzig
Millionen angenommen wurden; daß die Zahl
der Ehedem bekannten Dreihundert und neunzig
Kometen verdreifacht ausgemittelt war, und uͤber
die Geſetze ihres Umſchwungs, die Natur der ſie
umwallenden Duͤnſte, kein Zweifel mehr beſtand;
daß die Vortrefflichkeit der Sehroͤhre ſchon die
Planeten der naͤchſten Sonnenſterne erblicken ließ,
wußte er lange; ganz unerwartet erfuhr er hier
aber, welchen bedeutenden Vorſchub die Chemie
der Sternkunde leiſtete. Denn wenn ſie zuvor
den Waͤrme- und Lichtſtoff nimmer hatte waͤgen
koͤnnen, ſo war ihr dies nunmehr ganz bequem
geworden. Es gab Waagen, die in Theilbarkeit
der Schwere Subtilitaͤten geſtatteten, die mit
denen, welche das Mikroſkop in der Sichtbarkeit
erzielt, verglichen werden konnten. Nun hatte
der genannte Sternkundige, Strahlen der Licht¬
materie, welche uns von den, viele Billionen

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[210/0222] noͤthigen Wendungen die ſchwierigſte Kunſt offenbarte. Auf der Sternwarte eines durch neue Ent¬ deckungen beruͤhmten Aſtronomen, hoͤrte er meh¬ rere Vorleſungen. Daß man jetzt uͤber Tauſend Millionen Fixſterne zaͤhlte, wogegen vor etwa drei Jahrhunderten deren nur fuͤnf und ſiebenzig Millionen angenommen wurden; daß die Zahl der Ehedem bekannten Dreihundert und neunzig Kometen verdreifacht ausgemittelt war, und uͤber die Geſetze ihres Umſchwungs, die Natur der ſie umwallenden Duͤnſte, kein Zweifel mehr beſtand; daß die Vortrefflichkeit der Sehroͤhre ſchon die Planeten der naͤchſten Sonnenſterne erblicken ließ, wußte er lange; ganz unerwartet erfuhr er hier aber, welchen bedeutenden Vorſchub die Chemie der Sternkunde leiſtete. Denn wenn ſie zuvor den Waͤrme- und Lichtſtoff nimmer hatte waͤgen koͤnnen, ſo war ihr dies nunmehr ganz bequem geworden. Es gab Waagen, die in Theilbarkeit der Schwere Subtilitaͤten geſtatteten, die mit denen, welche das Mikroſkop in der Sichtbarkeit erzielt, verglichen werden konnten. Nun hatte der genannte Sternkundige, Strahlen der Licht¬ materie, welche uns von den, viele Billionen

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/222>, abgerufen am 24.04.2024.