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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Freudig erröthend rief Ini: So blickt nur
die Unschuld auf. Du bist rein!

Ach, entgegnete Guido, wenn deine Gestalt
mich einen Augenblick mir selbst raubte, so konnte
es auch nur diese, diese Gestalt. Ich habe mich
nicht anzuklagen, sie gebietet meinem Leben.

Er blieb deiner werth, fiel Athania ein, glück¬
liche Freundin!

Wenn meine alten Bedingungen erfüllt sind,
ist er meiner werth; und ich seiner, wenn ich
selbst vollbrachte, was ich mir einst aufgelegt
habe, war Inis Antwort.

Sie nahm Guido bei der Hand, ihn in ein
erleuchtet Gemach zu bringen. Er folgte, immer
noch mit einigem Zittern. Ich bin nach Afrika
beschieden, sagte sie auf dem Wege, ohne zu
wissen, wie lange ich ausbleibe. Du kamst nach
Wien, der Abstand von Sizilien ist so weit nicht,
ich beschloß, dich hier zu sehn, zu prüfen, mie¬
thete den Garten. Doch nur eine Stunde kann
ich noch weilen, dann steige ich in meinem Wa¬
gen auf und fliege zur Heimath.

Sie hatten das Gemach erreicht, hohe freu¬
dige Bestürzung über des Mädchens vollkomme¬
nere Schönheit in Guidos strahlendem Blick, aber

Freudig erroͤthend rief Ini: So blickt nur
die Unſchuld auf. Du biſt rein!

Ach, entgegnete Guido, wenn deine Geſtalt
mich einen Augenblick mir ſelbſt raubte, ſo konnte
es auch nur dieſe, dieſe Geſtalt. Ich habe mich
nicht anzuklagen, ſie gebietet meinem Leben.

Er blieb deiner werth, fiel Athania ein, gluͤck¬
liche Freundin!

Wenn meine alten Bedingungen erfuͤllt ſind,
iſt er meiner werth; und ich ſeiner, wenn ich
ſelbſt vollbrachte, was ich mir einſt aufgelegt
habe, war Inis Antwort.

Sie nahm Guido bei der Hand, ihn in ein
erleuchtet Gemach zu bringen. Er folgte, immer
noch mit einigem Zittern. Ich bin nach Afrika
beſchieden, ſagte ſie auf dem Wege, ohne zu
wiſſen, wie lange ich ausbleibe. Du kamſt nach
Wien, der Abſtand von Sizilien iſt ſo weit nicht,
ich beſchloß, dich hier zu ſehn, zu pruͤfen, mie¬
thete den Garten. Doch nur eine Stunde kann
ich noch weilen, dann ſteige ich in meinem Wa¬
gen auf und fliege zur Heimath.

Sie hatten das Gemach erreicht, hohe freu¬
dige Beſtuͤrzung uͤber des Maͤdchens vollkomme¬
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[229/0241] Freudig erroͤthend rief Ini: So blickt nur die Unſchuld auf. Du biſt rein! Ach, entgegnete Guido, wenn deine Geſtalt mich einen Augenblick mir ſelbſt raubte, ſo konnte es auch nur dieſe, dieſe Geſtalt. Ich habe mich nicht anzuklagen, ſie gebietet meinem Leben. Er blieb deiner werth, fiel Athania ein, gluͤck¬ liche Freundin! Wenn meine alten Bedingungen erfuͤllt ſind, iſt er meiner werth; und ich ſeiner, wenn ich ſelbſt vollbrachte, was ich mir einſt aufgelegt habe, war Inis Antwort. Sie nahm Guido bei der Hand, ihn in ein erleuchtet Gemach zu bringen. Er folgte, immer noch mit einigem Zittern. Ich bin nach Afrika beſchieden, ſagte ſie auf dem Wege, ohne zu wiſſen, wie lange ich ausbleibe. Du kamſt nach Wien, der Abſtand von Sizilien iſt ſo weit nicht, ich beſchloß, dich hier zu ſehn, zu pruͤfen, mie¬ thete den Garten. Doch nur eine Stunde kann ich noch weilen, dann ſteige ich in meinem Wa¬ gen auf und fliege zur Heimath. Sie hatten das Gemach erreicht, hohe freu¬ dige Beſtuͤrzung uͤber des Maͤdchens vollkomme¬ nere Schoͤnheit in Guidos ſtrahlendem Blick, aber

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/241>, abgerufen am 19.04.2024.