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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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sen viele Bürger anderer Erdtheile in Europa,
und die Akzise gewinnt an ihrer Zehrung. Wie
unbillig würde es daher sein, wenn irgend Jemand
darunter sich arm ankündigte, ihm Hülfe zu ver¬
sagen. Du hast uns durch Mangel an Vertrauen
beleidigt und ein öffentlich Aergerniß gegeben,
dessen sich ohne Zweifel der älteste Greis nicht
mehr entsinnt. Behalte was man dir reichte,
verzehre es jedoch im Kerker. Dann wollen wir
dir eine Summe geben, mit welcher du dein
Vaterland wieder erreichen kannst. -- Wider die¬
sen Spruch galt keine Einrede, denn er enthielt
den Geist der Gesetze.

Gelino und sein Zögling drängten sich mühe¬
voll durch das Volkgewimmel der Straßen, und
um so mehr, da, wenn gleich am hohen Mit¬
tage, der Regenschirm Dunkel verbreitete. Doch
eben da sie auf einem großen Markt angekom¬
men waren, hatte das Unwetter geendet und
die Bedeckung wurde wieder eingelegt. Man
verrichtete dies schnell, und neu, überraschend,
blendend war die Wirkung des plötzlich nieder¬
scheinenden Sonnenlichts.

Sie langten im Hause des Wechslers an.
Gelino übergab ein Schreiben; der Mann war

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ſen viele Buͤrger anderer Erdtheile in Europa,
und die Akziſe gewinnt an ihrer Zehrung. Wie
unbillig wuͤrde es daher ſein, wenn irgend Jemand
darunter ſich arm ankuͤndigte, ihm Huͤlfe zu ver¬
ſagen. Du haſt uns durch Mangel an Vertrauen
beleidigt und ein oͤffentlich Aergerniß gegeben,
deſſen ſich ohne Zweifel der aͤlteſte Greis nicht
mehr entſinnt. Behalte was man dir reichte,
verzehre es jedoch im Kerker. Dann wollen wir
dir eine Summe geben, mit welcher du dein
Vaterland wieder erreichen kannſt. — Wider die¬
ſen Spruch galt keine Einrede, denn er enthielt
den Geiſt der Geſetze.

Gelino und ſein Zoͤgling draͤngten ſich muͤhe¬
voll durch das Volkgewimmel der Straßen, und
um ſo mehr, da, wenn gleich am hohen Mit¬
tage, der Regenſchirm Dunkel verbreitete. Doch
eben da ſie auf einem großen Markt angekom¬
men waren, hatte das Unwetter geendet und
die Bedeckung wurde wieder eingelegt. Man
verrichtete dies ſchnell, und neu, uͤberraſchend,
blendend war die Wirkung des ploͤtzlich nieder¬
ſcheinenden Sonnenlichts.

Sie langten im Hauſe des Wechſlers an.
Gelino uͤbergab ein Schreiben; der Mann war

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[241/0253] ſen viele Buͤrger anderer Erdtheile in Europa, und die Akziſe gewinnt an ihrer Zehrung. Wie unbillig wuͤrde es daher ſein, wenn irgend Jemand darunter ſich arm ankuͤndigte, ihm Huͤlfe zu ver¬ ſagen. Du haſt uns durch Mangel an Vertrauen beleidigt und ein oͤffentlich Aergerniß gegeben, deſſen ſich ohne Zweifel der aͤlteſte Greis nicht mehr entſinnt. Behalte was man dir reichte, verzehre es jedoch im Kerker. Dann wollen wir dir eine Summe geben, mit welcher du dein Vaterland wieder erreichen kannſt. — Wider die¬ ſen Spruch galt keine Einrede, denn er enthielt den Geiſt der Geſetze. Gelino und ſein Zoͤgling draͤngten ſich muͤhe¬ voll durch das Volkgewimmel der Straßen, und um ſo mehr, da, wenn gleich am hohen Mit¬ tage, der Regenſchirm Dunkel verbreitete. Doch eben da ſie auf einem großen Markt angekom¬ men waren, hatte das Unwetter geendet und die Bedeckung wurde wieder eingelegt. Man verrichtete dies ſchnell, und neu, uͤberraſchend, blendend war die Wirkung des ploͤtzlich nieder¬ ſcheinenden Sonnenlichts. Sie langten im Hauſe des Wechſlers an. Gelino uͤbergab ein Schreiben; der Mann war Q

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/253>, abgerufen am 28.03.2024.