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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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große Zerrüttung des Werthes der Edelsteine,
welche der glückliche Erfinder veranlaßte, machte
ihm Bedenken. Doch zuletzt entschied die Stim¬
menmehrheit: Dem Manne dürfe keine Strafe
anheim fallen, auch die Fortsetzung seiner Kunst
ihm nicht untersagt werden. Möchten die Wei¬
ber gern schimmern, so wäre ihnen die Gele¬
genheit aufgethan, um wohlfeilen Preis ihren
Wunsch zu erlangen. Gefiele ihnen der wohl¬
feile Schimmer nicht, zeigten sie noch größere
Thorheit als zuvor. Der Mann könne dann zu
ihrer Heilung beitragen, und wenn das andere
Geschlecht mehr auf Pflege der wahren Schön¬
heit hielt, mehr dem Manne durch weibliche
Tugenden, als kindische Glanzfunken zu gefallen
strebte, hätte das Gemeinwohl dem Künstler in¬
nig zu danken. Verlören übrigens manche Juwe¬
lenhändler, sei das zufällig, und das Gesetz
könne ihres einzelnen Vortheils halber, keine ir¬
rige Grundsätze aufstellen. Dabei blieb es nun.

In der That, rief Guido, als er bald dar¬
auf einige mit Edelsteinen überladene Frauen¬
zimmer sah, mir scheinen sie selbst nicht mehr
so köstlich, als da ihre Seltenheit mich bestach.

So bist du denn auch von blinden Vorurthei¬

große Zerruͤttung des Werthes der Edelſteine,
welche der gluͤckliche Erfinder veranlaßte, machte
ihm Bedenken. Doch zuletzt entſchied die Stim¬
menmehrheit: Dem Manne duͤrfe keine Strafe
anheim fallen, auch die Fortſetzung ſeiner Kunſt
ihm nicht unterſagt werden. Moͤchten die Wei¬
ber gern ſchimmern, ſo waͤre ihnen die Gele¬
genheit aufgethan, um wohlfeilen Preis ihren
Wunſch zu erlangen. Gefiele ihnen der wohl¬
feile Schimmer nicht, zeigten ſie noch groͤßere
Thorheit als zuvor. Der Mann koͤnne dann zu
ihrer Heilung beitragen, und wenn das andere
Geſchlecht mehr auf Pflege der wahren Schoͤn¬
heit hielt, mehr dem Manne durch weibliche
Tugenden, als kindiſche Glanzfunken zu gefallen
ſtrebte, haͤtte das Gemeinwohl dem Kuͤnſtler in¬
nig zu danken. Verloͤren uͤbrigens manche Juwe¬
lenhaͤndler, ſei das zufaͤllig, und das Geſetz
koͤnne ihres einzelnen Vortheils halber, keine ir¬
rige Grundſaͤtze aufſtellen. Dabei blieb es nun.

In der That, rief Guido, als er bald dar¬
auf einige mit Edelſteinen uͤberladene Frauen¬
zimmer ſah, mir ſcheinen ſie ſelbſt nicht mehr
ſo koͤſtlich, als da ihre Seltenheit mich beſtach.

So biſt du denn auch von blinden Vorurthei¬

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[254/0266] große Zerruͤttung des Werthes der Edelſteine, welche der gluͤckliche Erfinder veranlaßte, machte ihm Bedenken. Doch zuletzt entſchied die Stim¬ menmehrheit: Dem Manne duͤrfe keine Strafe anheim fallen, auch die Fortſetzung ſeiner Kunſt ihm nicht unterſagt werden. Moͤchten die Wei¬ ber gern ſchimmern, ſo waͤre ihnen die Gele¬ genheit aufgethan, um wohlfeilen Preis ihren Wunſch zu erlangen. Gefiele ihnen der wohl¬ feile Schimmer nicht, zeigten ſie noch groͤßere Thorheit als zuvor. Der Mann koͤnne dann zu ihrer Heilung beitragen, und wenn das andere Geſchlecht mehr auf Pflege der wahren Schoͤn¬ heit hielt, mehr dem Manne durch weibliche Tugenden, als kindiſche Glanzfunken zu gefallen ſtrebte, haͤtte das Gemeinwohl dem Kuͤnſtler in¬ nig zu danken. Verloͤren uͤbrigens manche Juwe¬ lenhaͤndler, ſei das zufaͤllig, und das Geſetz koͤnne ihres einzelnen Vortheils halber, keine ir¬ rige Grundſaͤtze aufſtellen. Dabei blieb es nun. In der That, rief Guido, als er bald dar¬ auf einige mit Edelſteinen uͤberladene Frauen¬ zimmer ſah, mir ſcheinen ſie ſelbſt nicht mehr ſo koͤſtlich, als da ihre Seltenheit mich beſtach. So biſt du denn auch von blinden Vorurthei¬

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/266>, abgerufen am 24.04.2024.