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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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weilten, im Streben nach Unterricht, mehr an¬
kettet, weil die Natur höheren Theil daran hat,
freut es mich, doch deinem Zweck darf sie dich
auch nicht entführen. In tieferer Wissenschaft
kannst du hier nichts Beträchtliches erlernen,
dies Volk hat noch manchen Schritt zu thun,
die alte Säumniß einzuholen, um neben den
Teutonen, Britten und Franken zu stehn. Wir
wollen nach Lissabon, doch auch da nur kurze Frist
weilen.

Guido folgte sogleich, er hatte Selbstbeherr¬
schung genug, um zu wollen, was er sollte.

Die Luftpost trug die Reisenden bald nach
der westlichsten Hauptstadt in Europa. Dort be¬
fand sich unter andern eine berühmte Vorkeh¬
rung gegen Erdbeben. Weshalb Lissabon so große
Summen zu diesem Zweck aufgewendet hatte,
sieht man leicht ein. Die Anstalt würde einem
Bürger des achtzehnten oder neunzehnten Jahr¬
hunderts so großes Staunen aufgedrungen ha¬
ben, wenn ihm ein prophetischer Geist davon
hätte Meldung thun können, wie Jedermann
im zehnten gefühlt hätte, wenn damals die
Rede von Feuerröhren und Blitzableitern ge¬
wesen wäre.

weilten, im Streben nach Unterricht, mehr an¬
kettet, weil die Natur hoͤheren Theil daran hat,
freut es mich, doch deinem Zweck darf ſie dich
auch nicht entfuͤhren. In tieferer Wiſſenſchaft
kannſt du hier nichts Betraͤchtliches erlernen,
dies Volk hat noch manchen Schritt zu thun,
die alte Saͤumniß einzuholen, um neben den
Teutonen, Britten und Franken zu ſtehn. Wir
wollen nach Liſſabon, doch auch da nur kurze Friſt
weilen.

Guido folgte ſogleich, er hatte Selbſtbeherr¬
ſchung genug, um zu wollen, was er ſollte.

Die Luftpoſt trug die Reiſenden bald nach
der weſtlichſten Hauptſtadt in Europa. Dort be¬
fand ſich unter andern eine beruͤhmte Vorkeh¬
rung gegen Erdbeben. Weshalb Liſſabon ſo große
Summen zu dieſem Zweck aufgewendet hatte,
ſieht man leicht ein. Die Anſtalt wuͤrde einem
Buͤrger des achtzehnten oder neunzehnten Jahr¬
hunderts ſo großes Staunen aufgedrungen ha¬
ben, wenn ihm ein prophetiſcher Geiſt davon
haͤtte Meldung thun koͤnnen, wie Jedermann
im zehnten gefuͤhlt haͤtte, wenn damals die
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[293/0305] weilten, im Streben nach Unterricht, mehr an¬ kettet, weil die Natur hoͤheren Theil daran hat, freut es mich, doch deinem Zweck darf ſie dich auch nicht entfuͤhren. In tieferer Wiſſenſchaft kannſt du hier nichts Betraͤchtliches erlernen, dies Volk hat noch manchen Schritt zu thun, die alte Saͤumniß einzuholen, um neben den Teutonen, Britten und Franken zu ſtehn. Wir wollen nach Liſſabon, doch auch da nur kurze Friſt weilen. Guido folgte ſogleich, er hatte Selbſtbeherr¬ ſchung genug, um zu wollen, was er ſollte. Die Luftpoſt trug die Reiſenden bald nach der weſtlichſten Hauptſtadt in Europa. Dort be¬ fand ſich unter andern eine beruͤhmte Vorkeh¬ rung gegen Erdbeben. Weshalb Liſſabon ſo große Summen zu dieſem Zweck aufgewendet hatte, ſieht man leicht ein. Die Anſtalt wuͤrde einem Buͤrger des achtzehnten oder neunzehnten Jahr¬ hunderts ſo großes Staunen aufgedrungen ha¬ ben, wenn ihm ein prophetiſcher Geiſt davon haͤtte Meldung thun koͤnnen, wie Jedermann im zehnten gefuͤhlt haͤtte, wenn damals die Rede von Feuerroͤhren und Blitzableitern ge¬ weſen waͤre.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/305>, abgerufen am 24.04.2024.