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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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rogen und anderen Dingen, die viele Nährkraft
in kleinem Umfang verschließen. Doch nahm
man auch Früchte in Spiritus, sogar einiges le¬
bendige Geflügel mit. Zudem vortreffliche ge¬
brannte Wasser und Weinessenzen. Ein dritter
Schlitten enthielt Feuerungstoff, da über diese
Linie weg, weder Holz noch Gesträuche sichtbar
wurden. Ein vierter Nahrung für die Eis¬
bären.

Zwei Grad legte man bei dem geschwinden
Lauf dieser Thiere in vier und zwanzig Stun¬
den zurück, wobei man ihnen achte zur Ruhe
gönnte, sie fütterte und ein Pelzzelt über sie auf¬
schlug. Auch vergaß man nicht einen kleinen
Ofen hineinzubringen. Sonst hatte die Natur
für sie durch die eigne zottige Haut gesorgt.

Aus Hundert Schlitten bestand etwa die
Karavane. Es versteht sich, daß die Reisenden
schon lange keinen Tag mehr sahen. Doch
Schnee, Mondschein, Nordlichte oder Laternen
machten, daß man die dauernde Nacht keines¬
wegs hinderlich empfand, ja von diesem fremd¬
artigen Schauspiele vieles Wohlbehagen der Neu¬
heit genoß.

Magnetnadel und Gestirn deuteten den Weg.

rogen und anderen Dingen, die viele Naͤhrkraft
in kleinem Umfang verſchließen. Doch nahm
man auch Fruͤchte in Spiritus, ſogar einiges le¬
bendige Gefluͤgel mit. Zudem vortreffliche ge¬
brannte Waſſer und Weineſſenzen. Ein dritter
Schlitten enthielt Feuerungſtoff, da uͤber dieſe
Linie weg, weder Holz noch Geſtraͤuche ſichtbar
wurden. Ein vierter Nahrung fuͤr die Eis¬
baͤren.

Zwei Grad legte man bei dem geſchwinden
Lauf dieſer Thiere in vier und zwanzig Stun¬
den zuruͤck, wobei man ihnen achte zur Ruhe
goͤnnte, ſie fuͤtterte und ein Pelzzelt uͤber ſie auf¬
ſchlug. Auch vergaß man nicht einen kleinen
Ofen hineinzubringen. Sonſt hatte die Natur
fuͤr ſie durch die eigne zottige Haut geſorgt.

Aus Hundert Schlitten beſtand etwa die
Karavane. Es verſteht ſich, daß die Reiſenden
ſchon lange keinen Tag mehr ſahen. Doch
Schnee, Mondſchein, Nordlichte oder Laternen
machten, daß man die dauernde Nacht keines¬
wegs hinderlich empfand, ja von dieſem fremd¬
artigen Schauſpiele vieles Wohlbehagen der Neu¬
heit genoß.

Magnetnadel und Geſtirn deuteten den Weg.

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[312/0324] rogen und anderen Dingen, die viele Naͤhrkraft in kleinem Umfang verſchließen. Doch nahm man auch Fruͤchte in Spiritus, ſogar einiges le¬ bendige Gefluͤgel mit. Zudem vortreffliche ge¬ brannte Waſſer und Weineſſenzen. Ein dritter Schlitten enthielt Feuerungſtoff, da uͤber dieſe Linie weg, weder Holz noch Geſtraͤuche ſichtbar wurden. Ein vierter Nahrung fuͤr die Eis¬ baͤren. Zwei Grad legte man bei dem geſchwinden Lauf dieſer Thiere in vier und zwanzig Stun¬ den zuruͤck, wobei man ihnen achte zur Ruhe goͤnnte, ſie fuͤtterte und ein Pelzzelt uͤber ſie auf¬ ſchlug. Auch vergaß man nicht einen kleinen Ofen hineinzubringen. Sonſt hatte die Natur fuͤr ſie durch die eigne zottige Haut geſorgt. Aus Hundert Schlitten beſtand etwa die Karavane. Es verſteht ſich, daß die Reiſenden ſchon lange keinen Tag mehr ſahen. Doch Schnee, Mondſchein, Nordlichte oder Laternen machten, daß man die dauernde Nacht keines¬ wegs hinderlich empfand, ja von dieſem fremd¬ artigen Schauſpiele vieles Wohlbehagen der Neu¬ heit genoß. Magnetnadel und Geſtirn deuteten den Weg.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/324>, abgerufen am 28.03.2024.