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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Bald sammelte sich aber das Mädchen und entgeg¬
nete, wie sie sich eine solche Ankündigung gar
wohl gefallen lassen könne, da zwischen Guido
und ihr eigentlich ja nur das bildnerische Pro¬
blem gelöset werden sollte, die höchst mögliche
Schönheit zu erringen.

Athania war nicht wenig befremdet, als ihr
dies näher erklärt wurde, hoffte, daß dem feinen
Sinn der so etwas zu erfinden vermöge, auch
die Selbstherrschaft nicht abgehen werde, wenn
die Trennung geboten sei.

Gelino fand höhere Bestürzung an dem Jüng¬
ling, da sich dieser so unerwartet entdeckt sah.
Doch faßte er sich auch und erklärte: könne er
Ini nimmer besitzen, solle doch das Geschäft, sich
ihrer würdig zu machen, sein Glück heißen. Dies
lobte sein Führer mit Wärme.

Die Liebenden eilten einander mitzutheilen,
was Jedes von ihnen eben gehört hatte. Guido
war in trüben Kummer versenkt. Ini zeigte
eben nicht ihren gewohnten heitern Muth, doch
sagte sie mit Festigkeit: Ich verhieß dir, wenn
du mein Ideal erreicht haben würdest, dir mit
Gegenliebe zu lohnen. Bis dahin erwarte nichts,
dann alles, was das Schicksal auch einreden mag.

Bald ſammelte ſich aber das Maͤdchen und entgeg¬
nete, wie ſie ſich eine ſolche Ankuͤndigung gar
wohl gefallen laſſen koͤnne, da zwiſchen Guido
und ihr eigentlich ja nur das bildneriſche Pro¬
blem geloͤſet werden ſollte, die hoͤchſt moͤgliche
Schoͤnheit zu erringen.

Athania war nicht wenig befremdet, als ihr
dies naͤher erklaͤrt wurde, hoffte, daß dem feinen
Sinn der ſo etwas zu erfinden vermoͤge, auch
die Selbſtherrſchaft nicht abgehen werde, wenn
die Trennung geboten ſei.

Gelino fand hoͤhere Beſtuͤrzung an dem Juͤng¬
ling, da ſich dieſer ſo unerwartet entdeckt ſah.
Doch faßte er ſich auch und erklaͤrte: koͤnne er
Ini nimmer beſitzen, ſolle doch das Geſchaͤft, ſich
ihrer wuͤrdig zu machen, ſein Gluͤck heißen. Dies
lobte ſein Fuͤhrer mit Waͤrme.

Die Liebenden eilten einander mitzutheilen,
was Jedes von ihnen eben gehoͤrt hatte. Guido
war in truͤben Kummer verſenkt. Ini zeigte
eben nicht ihren gewohnten heitern Muth, doch
ſagte ſie mit Feſtigkeit: Ich verhieß dir, wenn
du mein Ideal erreicht haben wuͤrdeſt, dir mit
Gegenliebe zu lohnen. Bis dahin erwarte nichts,
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[23/0035] Bald ſammelte ſich aber das Maͤdchen und entgeg¬ nete, wie ſie ſich eine ſolche Ankuͤndigung gar wohl gefallen laſſen koͤnne, da zwiſchen Guido und ihr eigentlich ja nur das bildneriſche Pro¬ blem geloͤſet werden ſollte, die hoͤchſt moͤgliche Schoͤnheit zu erringen. Athania war nicht wenig befremdet, als ihr dies naͤher erklaͤrt wurde, hoffte, daß dem feinen Sinn der ſo etwas zu erfinden vermoͤge, auch die Selbſtherrſchaft nicht abgehen werde, wenn die Trennung geboten ſei. Gelino fand hoͤhere Beſtuͤrzung an dem Juͤng¬ ling, da ſich dieſer ſo unerwartet entdeckt ſah. Doch faßte er ſich auch und erklaͤrte: koͤnne er Ini nimmer beſitzen, ſolle doch das Geſchaͤft, ſich ihrer wuͤrdig zu machen, ſein Gluͤck heißen. Dies lobte ſein Fuͤhrer mit Waͤrme. Die Liebenden eilten einander mitzutheilen, was Jedes von ihnen eben gehoͤrt hatte. Guido war in truͤben Kummer verſenkt. Ini zeigte eben nicht ihren gewohnten heitern Muth, doch ſagte ſie mit Feſtigkeit: Ich verhieß dir, wenn du mein Ideal erreicht haben wuͤrdeſt, dir mit Gegenliebe zu lohnen. Bis dahin erwarte nichts, dann alles, was das Schickſal auch einreden mag.

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/35>, abgerufen am 18.04.2024.