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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Bald darauf kam ein Eilbote durch die Luft
aus Afrika geflogen, und meldete, wie Inis
Mutter ihre Tochter zu sehen begehre. Er brachte
zugleich ein bequemes Fahrzeug mit, das die
Reisenden nach jener Küste tragen sollte.

Es war dies ein Häuschen von dünnem Schilf¬
rohr geflochten und mit Fenstern aus einem
ganz durchsichtig gemachten leichten Horne ver¬
sehn. Zwei Kabinette, eine Kammer für die
Dienerschaft und eine Küche, mit dem nöthigen
kleinen Magazin von Speisen und Getränken,
waren im Innern abgetheilt. Kostbare Teppiche
schmückten mit andern Geräthschaften die Kabi¬
nette. Das Dach war platt, mit einem Gelän¬
der und Sitzen umgeben, sich dort bei angenehmer
Witterung aufzuhalten. An dies Dach waren
die seidenen Stränge befestigt, welche von der
oben schwebenden Azotkugel niederhingen. Man
wußte jetzt dae Azot viel leichter und einfacher
zu bereiten als im Anfang der Luftschifferei.
Auch hatte lange schon die Versuche, Adler zu
zähmen und an die Fahrzeuge zu spannen, Erfolg
gekrönt. Man hielt auch viele Institute
zur Zucht und Einlehrung dieser Thiere. Post¬
ämter befanden sich in allen Richtungen von

Bald darauf kam ein Eilbote durch die Luft
aus Afrika geflogen, und meldete, wie Inis
Mutter ihre Tochter zu ſehen begehre. Er brachte
zugleich ein bequemes Fahrzeug mit, das die
Reiſenden nach jener Kuͤſte tragen ſollte.

Es war dies ein Haͤuschen von duͤnnem Schilf¬
rohr geflochten und mit Fenſtern aus einem
ganz durchſichtig gemachten leichten Horne ver¬
ſehn. Zwei Kabinette, eine Kammer fuͤr die
Dienerſchaft und eine Kuͤche, mit dem noͤthigen
kleinen Magazin von Speiſen und Getraͤnken,
waren im Innern abgetheilt. Koſtbare Teppiche
ſchmuͤckten mit andern Geraͤthſchaften die Kabi¬
nette. Das Dach war platt, mit einem Gelaͤn¬
der und Sitzen umgeben, ſich dort bei angenehmer
Witterung aufzuhalten. An dies Dach waren
die ſeidenen Straͤnge befeſtigt, welche von der
oben ſchwebenden Azotkugel niederhingen. Man
wußte jetzt dae Azot viel leichter und einfacher
zu bereiten als im Anfang der Luftſchifferei.
Auch hatte lange ſchon die Verſuche, Adler zu
zaͤhmen und an die Fahrzeuge zu ſpannen, Erfolg
gekroͤnt. Man hielt auch viele Inſtitute
zur Zucht und Einlehrung dieſer Thiere. Poſt¬
aͤmter befanden ſich in allen Richtungen von

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[24/0036] Bald darauf kam ein Eilbote durch die Luft aus Afrika geflogen, und meldete, wie Inis Mutter ihre Tochter zu ſehen begehre. Er brachte zugleich ein bequemes Fahrzeug mit, das die Reiſenden nach jener Kuͤſte tragen ſollte. Es war dies ein Haͤuschen von duͤnnem Schilf¬ rohr geflochten und mit Fenſtern aus einem ganz durchſichtig gemachten leichten Horne ver¬ ſehn. Zwei Kabinette, eine Kammer fuͤr die Dienerſchaft und eine Kuͤche, mit dem noͤthigen kleinen Magazin von Speiſen und Getraͤnken, waren im Innern abgetheilt. Koſtbare Teppiche ſchmuͤckten mit andern Geraͤthſchaften die Kabi¬ nette. Das Dach war platt, mit einem Gelaͤn¬ der und Sitzen umgeben, ſich dort bei angenehmer Witterung aufzuhalten. An dies Dach waren die ſeidenen Straͤnge befeſtigt, welche von der oben ſchwebenden Azotkugel niederhingen. Man wußte jetzt dae Azot viel leichter und einfacher zu bereiten als im Anfang der Luftſchifferei. Auch hatte lange ſchon die Verſuche, Adler zu zaͤhmen und an die Fahrzeuge zu ſpannen, Erfolg gekroͤnt. Man hielt auch viele Inſtitute zur Zucht und Einlehrung dieſer Thiere. Poſt¬ aͤmter befanden ſich in allen Richtungen von

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/36>, abgerufen am 24.04.2024.