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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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den Eilboten entgegen, die jeden Tag, in den
Höhen von Rom daher flogen. Als, der Zeit
nach, Antwort auf sein Schreiben anlangen
konnte, verwunderte ihn seltsam der Befehl,
sogleich die Belagerung einzustellen, und in Eile
an den Kaiserhof zu kommen. Er sollte das
Heer einem andern Feldherrn vertrauen, und dem
Feinde überall Waffenruhe gönnen.

Das letzte schien, nach den Umständen, nicht
weise, mächtige Verstärkungen konnten aus dem
Innern von Afrika nahen, doch, der treue Sohn
gehorsamte.

Wunderbare Ahnungen durchbebten seine Brust,
da er nun die Luftgondel bestieg, über das Meer
nach Rom zu eilen.

Dort angelangt, fand er den Völkerrath ver¬
sammelt, den der Kaiser beschieden hatte. Er
mußte gleich dort erscheinen. Der Vater sprach
ihn nicht zuvor, besuchte jedoch mit zahlreichem
Gefolge den Tempel der Unsterblichkeit, in wel¬
chen jene Männer sich eingefunden hatten. Denn
hier sollte, der erhabneren Feierlichkeit willen,
der junge Cäsar seine Prüfung bestehn.

Zum Erstenmal betrat er dies Heiligthum.
Nicht aus Granit, nicht aus Marmor bestand

den Eilboten entgegen, die jeden Tag, in den
Hoͤhen von Rom daher flogen. Als, der Zeit
nach, Antwort auf ſein Schreiben anlangen
konnte, verwunderte ihn ſeltſam der Befehl,
ſogleich die Belagerung einzuſtellen, und in Eile
an den Kaiſerhof zu kommen. Er ſollte das
Heer einem andern Feldherrn vertrauen, und dem
Feinde uͤberall Waffenruhe goͤnnen.

Das letzte ſchien, nach den Umſtaͤnden, nicht
weiſe, maͤchtige Verſtaͤrkungen konnten aus dem
Innern von Afrika nahen, doch, der treue Sohn
gehorſamte.

Wunderbare Ahnungen durchbebten ſeine Bruſt,
da er nun die Luftgondel beſtieg, uͤber das Meer
nach Rom zu eilen.

Dort angelangt, fand er den Voͤlkerrath ver¬
ſammelt, den der Kaiſer beſchieden hatte. Er
mußte gleich dort erſcheinen. Der Vater ſprach
ihn nicht zuvor, beſuchte jedoch mit zahlreichem
Gefolge den Tempel der Unſterblichkeit, in wel¬
chen jene Maͤnner ſich eingefunden hatten. Denn
hier ſollte, der erhabneren Feierlichkeit willen,
der junge Caͤſar ſeine Pruͤfung beſtehn.

Zum Erſtenmal betrat er dies Heiligthum.
Nicht aus Granit, nicht aus Marmor beſtand

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[356/0368] den Eilboten entgegen, die jeden Tag, in den Hoͤhen von Rom daher flogen. Als, der Zeit nach, Antwort auf ſein Schreiben anlangen konnte, verwunderte ihn ſeltſam der Befehl, ſogleich die Belagerung einzuſtellen, und in Eile an den Kaiſerhof zu kommen. Er ſollte das Heer einem andern Feldherrn vertrauen, und dem Feinde uͤberall Waffenruhe goͤnnen. Das letzte ſchien, nach den Umſtaͤnden, nicht weiſe, maͤchtige Verſtaͤrkungen konnten aus dem Innern von Afrika nahen, doch, der treue Sohn gehorſamte. Wunderbare Ahnungen durchbebten ſeine Bruſt, da er nun die Luftgondel beſtieg, uͤber das Meer nach Rom zu eilen. Dort angelangt, fand er den Voͤlkerrath ver¬ ſammelt, den der Kaiſer beſchieden hatte. Er mußte gleich dort erſcheinen. Der Vater ſprach ihn nicht zuvor, beſuchte jedoch mit zahlreichem Gefolge den Tempel der Unſterblichkeit, in wel¬ chen jene Maͤnner ſich eingefunden hatten. Denn hier ſollte, der erhabneren Feierlichkeit willen, der junge Caͤſar ſeine Pruͤfung beſtehn. Zum Erſtenmal betrat er dies Heiligthum. Nicht aus Granit, nicht aus Marmor beſtand

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/368>, abgerufen am 28.03.2024.