Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

gebrochen, in welchen die Soldaten, und was
zu ihnen gehörte, hausen konnten. Da genoß
man Sicherheit, mochten oben die Bomben ein¬
schlagen. Auch alle Wälle hatte man ausgehöhlt
und mit Felsenlagen hinlänglich gedeckt, damit
sich die Wachen inwendig aufhalten konnten.
Uebrigens traf die Besatzung mit eben so furcht¬
baren Schlünden auch ihre Widersacher, und
so waren die Dinge sich wieder gleich; denn
der menschliche Geist entdeckt, wie das Zerstö¬
rungsmittel, auch die Gegenwirkung.

Noch ist hier der schnellen Art zu denken, in
der aus einer Festung, oder aus einem Lager,
nach dem Hauptquartiere irgend eines fernen
Heeres, oder auch nach der Hauptstadt, Briefe
geschafft wurden. Luftposten, Telegraphen, akku¬
stische Anstalten, blieben dagegen, entweder an Ge¬
schwindigkeit, oder Ausführlichkeit, zurück. In
erreichbaren Abständen befanden sich nehmlich auf
befestigten Höhen Kanonen, und Zielwände.
Nun sandte man eine Kugel ab, an welcher eine
Stahlkette und an dieser ein dichtes Kästchen ge¬
heftet war, das die Briefe oder andere zu über¬
machende Gegenstände enthielt. Die Kugel
schlug in die Zielwand, das Kästchen blieb zu¬

gebrochen, in welchen die Soldaten, und was
zu ihnen gehoͤrte, hauſen konnten. Da genoß
man Sicherheit, mochten oben die Bomben ein¬
ſchlagen. Auch alle Waͤlle hatte man ausgehoͤhlt
und mit Felſenlagen hinlaͤnglich gedeckt, damit
ſich die Wachen inwendig aufhalten konnten.
Uebrigens traf die Beſatzung mit eben ſo furcht¬
baren Schluͤnden auch ihre Widerſacher, und
ſo waren die Dinge ſich wieder gleich; denn
der menſchliche Geiſt entdeckt, wie das Zerſtoͤ¬
rungsmittel, auch die Gegenwirkung.

Noch iſt hier der ſchnellen Art zu denken, in
der aus einer Feſtung, oder aus einem Lager,
nach dem Hauptquartiere irgend eines fernen
Heeres, oder auch nach der Hauptſtadt, Briefe
geſchafft wurden. Luftpoſten, Telegraphen, akku¬
ſtiſche Anſtalten, blieben dagegen, entweder an Ge¬
ſchwindigkeit, oder Ausfuͤhrlichkeit, zuruͤck. In
erreichbaren Abſtaͤnden befanden ſich nehmlich auf
befeſtigten Hoͤhen Kanonen, und Zielwaͤnde.
Nun ſandte man eine Kugel ab, an welcher eine
Stahlkette und an dieſer ein dichtes Kaͤſtchen ge¬
heftet war, das die Briefe oder andere zu uͤber¬
machende Gegenſtaͤnde enthielt. Die Kugel
ſchlug in die Zielwand, das Kaͤſtchen blieb zu¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0085" n="73"/>
gebrochen, in welchen die Soldaten, und was<lb/>
zu ihnen geho&#x0364;rte, hau&#x017F;en konnten. Da genoß<lb/>
man Sicherheit, mochten oben die Bomben ein¬<lb/>
&#x017F;chlagen. Auch alle Wa&#x0364;lle hatte man ausgeho&#x0364;hlt<lb/>
und mit Fel&#x017F;enlagen hinla&#x0364;nglich gedeckt, damit<lb/>
&#x017F;ich die Wachen inwendig aufhalten konnten.<lb/>
Uebrigens traf die Be&#x017F;atzung mit eben &#x017F;o furcht¬<lb/>
baren Schlu&#x0364;nden auch ihre Wider&#x017F;acher, und<lb/>
&#x017F;o waren die Dinge &#x017F;ich wieder gleich; denn<lb/>
der men&#x017F;chliche Gei&#x017F;t entdeckt, wie das Zer&#x017F;to&#x0364;¬<lb/>
rungsmittel, auch die Gegenwirkung.</p><lb/>
          <p>Noch i&#x017F;t hier der &#x017F;chnellen Art zu denken, in<lb/>
der aus einer Fe&#x017F;tung, oder aus einem Lager,<lb/>
nach dem Hauptquartiere irgend eines fernen<lb/>
Heeres, oder auch nach der Haupt&#x017F;tadt, Briefe<lb/>
ge&#x017F;chafft wurden. Luftpo&#x017F;ten, Telegraphen, akku¬<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;che An&#x017F;talten, blieben dagegen, entweder an Ge¬<lb/>
&#x017F;chwindigkeit, oder Ausfu&#x0364;hrlichkeit, zuru&#x0364;ck. In<lb/>
erreichbaren Ab&#x017F;ta&#x0364;nden befanden &#x017F;ich nehmlich auf<lb/>
befe&#x017F;tigten Ho&#x0364;hen Kanonen, und Zielwa&#x0364;nde.<lb/>
Nun &#x017F;andte man eine Kugel ab, an welcher eine<lb/>
Stahlkette und an die&#x017F;er ein dichtes Ka&#x0364;&#x017F;tchen ge¬<lb/>
heftet war, das die Briefe oder andere zu u&#x0364;ber¬<lb/>
machende Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde enthielt. Die Kugel<lb/>
&#x017F;chlug in die Zielwand, das Ka&#x0364;&#x017F;tchen blieb zu¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0085] gebrochen, in welchen die Soldaten, und was zu ihnen gehoͤrte, hauſen konnten. Da genoß man Sicherheit, mochten oben die Bomben ein¬ ſchlagen. Auch alle Waͤlle hatte man ausgehoͤhlt und mit Felſenlagen hinlaͤnglich gedeckt, damit ſich die Wachen inwendig aufhalten konnten. Uebrigens traf die Beſatzung mit eben ſo furcht¬ baren Schluͤnden auch ihre Widerſacher, und ſo waren die Dinge ſich wieder gleich; denn der menſchliche Geiſt entdeckt, wie das Zerſtoͤ¬ rungsmittel, auch die Gegenwirkung. Noch iſt hier der ſchnellen Art zu denken, in der aus einer Feſtung, oder aus einem Lager, nach dem Hauptquartiere irgend eines fernen Heeres, oder auch nach der Hauptſtadt, Briefe geſchafft wurden. Luftpoſten, Telegraphen, akku¬ ſtiſche Anſtalten, blieben dagegen, entweder an Ge¬ ſchwindigkeit, oder Ausfuͤhrlichkeit, zuruͤck. In erreichbaren Abſtaͤnden befanden ſich nehmlich auf befeſtigten Hoͤhen Kanonen, und Zielwaͤnde. Nun ſandte man eine Kugel ab, an welcher eine Stahlkette und an dieſer ein dichtes Kaͤſtchen ge¬ heftet war, das die Briefe oder andere zu uͤber¬ machende Gegenſtaͤnde enthielt. Die Kugel ſchlug in die Zielwand, das Kaͤſtchen blieb zu¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/85
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/85>, abgerufen am 28.03.2024.