Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.Dritter Akt. (Zimmer des Lieutenant von Gröningseck in Humbrechts Haus; daneben ein Kabinet: Lieutenant v. Ha- senpoth steht vor dem Spiegel und pfeift; v. Grö- ningseck sitzt gedankenvoll in einem Lehnstuhl.) v. Hasenpoth (geht vom Spiegel weg.) So schick doch alle die Grillen zum Henker, Gröningseck! Komm, das Wetter ist schön, laß ein Kapriolet hoh- len, wir wollen an Wasserzoll fahren. v. Gröningseck. Fahr allein! ich bin am liebsten zu Haus. v. Hasenpoth. Jmmer und ewig zu Haus! -- wie kannst dus nur ausdauren? -- Den ganzen Sommer ist er noch vor kein Thor gekommen, wenn er nicht mit der Kompagnie gemußt hat. -- So möcht ich auch leben, wie ein Kartheuser! wahrhaftig! -- zehnmal lieber eine Kugel vor den Kopf! v. Gröningseck. Jeder nach seinem Ge- schmack. v. Hasenpoth. Gut! aber das Kopfhängen war doch sonst deine Gewohnheit nicht: -- erst seit vier, fünf Monaten, seit dem letzten Karne- val -- gelt! ich hab Acht auf dich gegeben? fiengst du dies Kapuziner-Leben an. -- Und warum? nur das möcht ich wissen -- wenn ich nur eine
Dritter Akt. (Zimmer des Lieutenant von Groͤningseck in Humbrechts Haus; daneben ein Kabinet: Lieutenant v. Ha- ſenpoth ſteht vor dem Spiegel und pfeift; v. Groͤ- ningseck ſitzt gedankenvoll in einem Lehnſtuhl.) v. Haſenpoth (geht vom Spiegel weg.) So ſchick doch alle die Grillen zum Henker, Groͤningseck! Komm, das Wetter iſt ſchoͤn, laß ein Kapriolet hoh- len, wir wollen an Waſſerzoll fahren. v. Groͤningseck. Fahr allein! ich bin am liebſten zu Haus. v. Haſenpoth. Jmmer und ewig zu Haus! — wie kannſt dus nur ausdauren? — Den ganzen Sommer iſt er noch vor kein Thor gekommen, wenn er nicht mit der Kompagnie gemußt hat. — So moͤcht ich auch leben, wie ein Kartheuſer! wahrhaftig! — zehnmal lieber eine Kugel vor den Kopf! v. Groͤningseck. Jeder nach ſeinem Ge- ſchmack. v. Haſenpoth. Gut! aber das Kopfhaͤngen war doch ſonſt deine Gewohnheit nicht: — erſt ſeit vier, fuͤnf Monaten, ſeit dem letzten Karne- val — gelt! ich hab Acht auf dich gegeben? fiengſt du dies Kapuziner-Leben an. — Und warum? nur das moͤcht ich wiſſen — wenn ich nur eine
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0045" n="43"/> <fw place="top" type="header"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </fw> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Dritter Akt.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <stage>(Zimmer des Lieutenant von Groͤningseck in Humbrechts<lb/> Haus; daneben ein Kabinet: Lieutenant <hi rendition="#fr">v. Ha-<lb/> ſenpoth</hi> ſteht vor dem Spiegel und pfeift; <hi rendition="#fr">v. Groͤ-<lb/> ningseck</hi> ſitzt gedankenvoll in einem Lehnſtuhl.)</stage><lb/> <sp who="#HAS"> <speaker> <hi rendition="#fr">v. Haſenpoth</hi> </speaker> <stage>(geht vom Spiegel weg.)</stage> <p>So ſchick<lb/> doch alle die Grillen zum Henker, Groͤningseck!<lb/> Komm, das Wetter iſt ſchoͤn, laß ein Kapriolet hoh-<lb/> len, wir wollen an Waſſerzoll fahren.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRN"> <speaker> <hi rendition="#fr">v. Groͤningseck.</hi> </speaker> <p>Fahr allein! ich bin am<lb/> liebſten zu Haus.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAS"> <speaker> <hi rendition="#fr">v. Haſenpoth.</hi> </speaker> <p>Jmmer und ewig zu Haus! —<lb/> wie kannſt dus nur ausdauren? — Den ganzen<lb/> Sommer iſt er noch vor kein Thor gekommen,<lb/> wenn er nicht mit der Kompagnie gemußt hat. —<lb/> So moͤcht ich auch leben, wie ein Kartheuſer!<lb/> wahrhaftig! — zehnmal lieber eine Kugel vor den<lb/> Kopf!</p> </sp><lb/> <sp who="#GRN"> <speaker> <hi rendition="#fr">v. Groͤningseck.</hi> </speaker> <p>Jeder nach ſeinem Ge-<lb/> ſchmack.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAS"> <speaker> <hi rendition="#fr">v. Haſenpoth.</hi> </speaker> <p>Gut! aber das Kopfhaͤngen<lb/> war doch ſonſt deine Gewohnheit nicht: — erſt<lb/> ſeit vier, fuͤnf Monaten, ſeit dem letzten Karne-<lb/> val — gelt! ich hab Acht auf dich gegeben? fiengſt<lb/> du dies Kapuziner-Leben an. — Und warum?<lb/> nur das moͤcht ich wiſſen — wenn ich nur<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">eine</hi></fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [43/0045]
Dritter Akt.
(Zimmer des Lieutenant von Groͤningseck in Humbrechts
Haus; daneben ein Kabinet: Lieutenant v. Ha-
ſenpoth ſteht vor dem Spiegel und pfeift; v. Groͤ-
ningseck ſitzt gedankenvoll in einem Lehnſtuhl.)
v. Haſenpoth (geht vom Spiegel weg.) So ſchick
doch alle die Grillen zum Henker, Groͤningseck!
Komm, das Wetter iſt ſchoͤn, laß ein Kapriolet hoh-
len, wir wollen an Waſſerzoll fahren.
v. Groͤningseck. Fahr allein! ich bin am
liebſten zu Haus.
v. Haſenpoth. Jmmer und ewig zu Haus! —
wie kannſt dus nur ausdauren? — Den ganzen
Sommer iſt er noch vor kein Thor gekommen,
wenn er nicht mit der Kompagnie gemußt hat. —
So moͤcht ich auch leben, wie ein Kartheuſer!
wahrhaftig! — zehnmal lieber eine Kugel vor den
Kopf!
v. Groͤningseck. Jeder nach ſeinem Ge-
ſchmack.
v. Haſenpoth. Gut! aber das Kopfhaͤngen
war doch ſonſt deine Gewohnheit nicht: — erſt
ſeit vier, fuͤnf Monaten, ſeit dem letzten Karne-
val — gelt! ich hab Acht auf dich gegeben? fiengſt
du dies Kapuziner-Leben an. — Und warum?
nur das moͤcht ich wiſſen — wenn ich nur
eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/45 |
Zitationshilfe: | Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/45>, abgerufen am 03.12.2023. |