Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776. Humbrecht. Wart Racker! ich will dich be- krotten! -- wenn du ein Vieh bist, so geh in Wald zu den andern wilden Thieren; (kriegt ein spanisch Rohr, und prügelt ihn tüchtig durch.) Jetzt geh, Kanaille! ich hab dirs lang nachgetragen; bist mir auf einmal in die Kluppen gekommen. Fausthammer (der während dem Prügeln die Dose fallen ließ, im Abgehn.) -- Schunn guht! schunn guht, er solls nit umsunst gethon han! (reibt sich den Buckel.) Humbrecht. Nicht umsonst? -- hast du doch das Kind umsonst todtgeschlagen, und hat kein Hahn darnach gekräht, du Schindersknecht. -- Wart, ich will dir den Buckel noch besser reiben, wenns nicht genug ist -- Fausthammer (lauft fort.) Schunn guht! -- schunn guht! -- wärds ze melden wissä. (ab.) Humbrecht (wirft das Rohr in eine Ecke.) Der kam mir eben recht! -- Der Himmelsakerment! -- Ein Kind von fünf Jahren mit seinem spani- schen Hengst so lange zu prügeln, bis es die schwere Noth kriegt, und krepirt! -- und warum? -- weil es ein Stück Brod bettelt, das es doch auch nicht stehlen darf -- Dich soll das beilige Don- nerwetter! -- hätt ich dem Hund nur besser ge- geben! Magister. Aber bedenken sie auch, Herr Vetter, das ihnen das Ding kann übel ausgelegt werden? Humbrecht. Nu! laßt michs auch ein paar hundert Gulden kosten, die will ich gern geben! hab F 5
Humbrecht. Wart Racker! ich will dich be- krotten! — wenn du ein Vieh biſt, ſo geh in Wald zu den andern wilden Thieren; (kriegt ein ſpaniſch Rohr, und pruͤgelt ihn tuͤchtig durch.) Jetzt geh, Kanaille! ich hab dirs lang nachgetragen; biſt mir auf einmal in die Kluppen gekommen. Fauſthammer (der waͤhrend dem Pruͤgeln die Doſe fallen ließ, im Abgehn.) — Schunn guht! ſchunn guht, er ſolls nit umſunſt gethon han! (reibt ſich den Buckel.) Humbrecht. Nicht umſonſt? — haſt du doch das Kind umſonſt todtgeſchlagen, und hat kein Hahn darnach gekraͤht, du Schindersknecht. — Wart, ich will dir den Buckel noch beſſer reiben, wenns nicht genug iſt — Fauſthammer (lauft fort.) Schunn guht! — ſchunn guht! — waͤrds ze melden wiſſaͤ. (ab.) Humbrecht (wirft das Rohr in eine Ecke.) Der kam mir eben recht! — Der Himmelſakerment! — Ein Kind von fuͤnf Jahren mit ſeinem ſpani- ſchen Hengſt ſo lange zu pruͤgeln, bis es die ſchwere Noth kriegt, und krepirt! — und warum? — weil es ein Stuͤck Brod bettelt, das es doch auch nicht ſtehlen darf — Dich ſoll das beilige Don- nerwetter! — haͤtt ich dem Hund nur beſſer ge- geben! Magiſter. Aber bedenken ſie auch, Herr Vetter, das ihnen das Ding kann uͤbel ausgelegt werden? Humbrecht. Nu! laßt michs auch ein paar hundert Gulden koſten, die will ich gern geben! hab F 5
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Humbrecht. Wart Racker! ich will dich be-
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geh, Kanaille! ich hab dirs lang nachgetragen;
biſt mir auf einmal in die Kluppen gekommen.
Fauſthammer (der waͤhrend dem Pruͤgeln die
Doſe fallen ließ, im Abgehn.) — Schunn guht!
ſchunn guht, er ſolls nit umſunſt gethon han!
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das Kind umſonſt todtgeſchlagen, und hat kein
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Zitationshilfe: | Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/91>, abgerufen am 09.02.2025. |