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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Phaethon an Atalanta.

Atalanta, du Liebe, Gute, laß mich zurückgehen
in die Tage der Wonne.

Die Seelen aller Menschen haben einst das
Heilige, das Wahre, das Wesentliche gesehen in
seiner Göttlichkeit.

Auch wir schwebten einst mit der Gottheit in
der Höhe, wir waren in ihr, Eins mit ihr, lenk-
ten mit ihr das unermeßliche All.

Aber es schwanden uns die Flügel. Wir san-
ken tiefer und immer tiefer durch die Schöpfung,
und fielen auf unsere Erde. Da wand sich der
Körper um uns, die unsterblichen Seelen: eine kur-

Phaethon an Atalanta.

Atalanta, du Liebe, Gute, laß mich zuruͤckgehen
in die Tage der Wonne.

Die Seelen aller Menſchen haben einſt das
Heilige, das Wahre, das Weſentliche geſehen in
ſeiner Goͤttlichkeit.

Auch wir ſchwebten einſt mit der Gottheit in
der Hoͤhe, wir waren in ihr, Eins mit ihr, lenk-
ten mit ihr das unermeßliche All.

Aber es ſchwanden uns die Fluͤgel. Wir ſan-
ken tiefer und immer tiefer durch die Schoͤpfung,
und fielen auf unſere Erde. Da wand ſich der
Koͤrper um uns, die unſterblichen Seelen: eine kur-

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[116/0116] Phaethon an Atalanta. Atalanta, du Liebe, Gute, laß mich zuruͤckgehen in die Tage der Wonne. Die Seelen aller Menſchen haben einſt das Heilige, das Wahre, das Weſentliche geſehen in ſeiner Goͤttlichkeit. Auch wir ſchwebten einſt mit der Gottheit in der Hoͤhe, wir waren in ihr, Eins mit ihr, lenk- ten mit ihr das unermeßliche All. Aber es ſchwanden uns die Fluͤgel. Wir ſan- ken tiefer und immer tiefer durch die Schoͤpfung, und fielen auf unſere Erde. Da wand ſich der Koͤrper um uns, die unſterblichen Seelen: eine kur-

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/116>, abgerufen am 25.04.2024.